2014-05-04 10:01:07

Religionsphilosophie: Gott gibt es wie die Zukunft


RealAudioMP3 Gott gibt es so, wie es unsere Zukunft gibt. Wir sehen sie nicht, wir kennen sie nicht - trotzdem sei man existenziell auf sie angewiesen. Ohne Zukunft zu sein, bedeute eigentlich tot zu sein. Das sagte der tschechische Reliogionsphilosoph Thomas Halik bei einer Rede zum 25-Jahr-Jubiläum des Wiener „Pastoralen Forums" zum Thema „Hoffnung im postoptimistischen Zeitalter". Über beide – Gott und Zukunft - wisse man so gut wie nichts, hege aber trotzdem eine große Hoffnung danach, so Halik.

„Wenn ein Atheist sagt, Gott gibt es nicht, kann ich ihm zustimmen, mit einem einzigen großen Vorbehalt: Ihn gibt es noch nicht hier. Ihn gibt es hier nicht, wie es die Zukunft nicht gibt. Jedoch gibt es ihn hier bereits auf die Weise, wie es unsere Zukunft schon gibt. Wir sehen sie nicht, wir kennen sie nicht, aber trotzdem sind wir existenziell auf sie angewiesen. Ohne Zukunft zu sein bedeutet eigentlich, nicht mehr zu sein, tot zu sein.“

Glaube und Hoffnung gingen daher immer Hand in Hand, betonte der Religionsphilosoph. Die Hoffnung sei der „Schlüssel zur Tür des Geheimnisses des Glaubens"; viel zu viele Menschen hätten diesen Schlüssel im Laufe der letzten Jahrzehnte jedoch zu benutzen verlernt.

„Die Ewigkeit, die Biosphäre Gottes umfasst und übersteigt gleichzeitig alle Dimensionen der Zeit. Sie ist für uns hier aber jetzt vor allem als Zukunft, als Möglichkeit, als Zusage, als Hoffnung gegenwärtig. Gott und seine Ewigkeit sind hier noch nicht in jener Deutlichkeit offenbar, die jeden dazu zwingen würde, Gott anzuerkennen und zu respektieren.“

Nicht verwechseln dürfe man hingegen den Begriff der Hoffnung mit dem des Optimismus. Optimisten seien diejenigen, die es nicht besser wüssten, und naiv davon ausgingen, dass „alles schon gutgehen würde". Das Prinzip der Hoffnung hingegen gehe von einer viel komplexeren Weltordnung aus, betonte Halik. Die Hoffnung verspreche im Gegensatz zum Optimismus keinen unbedingten Erfolg, lasse aber dafür den Hoffenden niemals allein. Er sei ein Mensch, der um die Hoffnung ringe, so Halik.

Der Religionsphilosoph, Soziologe und Priester Halik zählt zu den bekanntesten katholischen Intellektuellen in Mittel- und Osteuropa. Er lehrt an der Prager Karls-Universität Soziologie und genießt in der vom Atheismus geprägten tschechischen Gesellschaft hohes Ansehen.

(kap 04.05.2014 ord)










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