Italien: Bootsflüchtlinge kommen immer öfter aus Syrien
Immer mehr syrische
Familien befinden sich unter den Mittelmeerflüchtlingen, die in Hoffnung auf Schutz
und Hilfe bei der Überfahrt von Afrika nach Europa über das Mittelmeer ihr Leben riskieren.
Darauf verwies jüngst der Leiter des italienischen Flüchtlingsdienstes (CIR), Christopher
Hein. Über 1.000 Bootsflüchtlinge wurden allein in den letzten drei Tagen vor der
süditalienischen Insel Sizilien aus dem Meer geborgen. Neben Flüchtlingen aus Syrien
waren auch viele Menschen aus Eritrea, Nigeria, Tunesien, Äthiopien und Mali dabei,
unter ihnen zahlreiche Kinder und auch einige Neugeborene. Die Italienerin Giada Bellanca
ist in Sizilien als Ärztin für den Malteserhilfsdienst tätig. Im Interview mit Radio
Vatikan macht sie darauf aufmerksam, dass sich unter den syrischen Flüchtlingen oft
sehr gut ausgebildete Kräfte befinden.
„In den meisten Fällen handelt
es sich bei den Syrern um qualifizierte Kräfte, um Ärzte, Ingenieure usw. Da denkt
man – das hätte mir auch passieren können, auch ich hätte auf so einem Boot landen
können. Die Syrer bewegen sich in großen Familiengruppen. Die Frauen haben eine bemerkenswerte
Gemütsstärke. Es kommen Alte, Großeltern, Onkels, Cousinen, alle zusammen in Gruppen
an. Wir bringen sie in der Tat in die sog. Familienzone, damit sie zusammenbleiben
können und nicht getrennt werden.“
Die Malteser versorgen die
Flüchtlinge direkt nach der Bergung medizinisch. Dazu sagte Albrecht von Boeselager,
der Großhospitalier des Malteserordens, gegenüber Radio Vatikan:
„Wir
hoffen, dass wir mit unserer medizinischer Hilfe, die wir auf den Schiffen der Küstenwachen
und Marine anbieten, auch zeigen können, dass diese Menschen, die aus Afrika hier
ankommen, Menschen sind wie wir, mit denselben Bedürfnissen. Diese Menschen hatten
eine sehr schreckliche Zeit, seit sie ihre Heimat verließen und an die Küsten Italiens
kamen, viele von ihnen sind sehr traumatisiert. Also sie brauchen wirklich Hilfe.
Und wir sind wirklich froh, dass wir helfen und zeigen können, dass das etwas ist,
was getan werden muss.“
Nach der Tragödie vom 3. Oktober vergangenen
Jahres, bei der hunderte von Mittelmeerflüchtlingen im Meer ertranken, hatte die italienischen
Regierung die Operation „Mare nostrum“ gestartet. Mit Erfolg – dank der genauen Überwachung
des Mittelmeeres und des Einsatzes der italienischen Marine und Küstenwache konnten
seitdem bis zu 14.000 Menschen gerettet werden, Todesopfer in Zusammenhang mit der
Überfahrt wurden nicht mehr bekannt.