2014-05-01 13:45:50

Tagung zum Thema Arbeit: Selbsthilfe ist die beste Hilfe


RealAudioMP3 Nach zwei Tagen endet an diesem Mittwoch im Vatikan die Konferenz zum Thema Arbeit und Arbeitsbekämpfung unter dem Motto „Menschenwürdige Arbeit“. Sie fand unter der Schirmherrschaft des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden an diesem Dienstag und Mittwoch in Rom statt.

„Uns bleibt viel zu tun…“: So lautet das Resümee Martin Robra vom ökumenischen Rat der Kirchen, der an der Tagung teilgenommen hatte. Die von der internationalen Arbeitsorganisation präsentierten Zahlen geben ihm Recht: 1,2 Milliarden Menschen überleben täglich mit weniger als einem Dollar, mehr als 200 Millionen Menschen weltweit sind arbeitslos, über 707 Millionen Menschen haben zwar einen Job, aber leben unter jeglicher Armutsgrenze, 106 Millionen Kinder leisten Kinderarbeit und 21 Millionen Menschen sind Opfer moderner Sklaverei und Menschenhandel.

Ein Job allein reicht nicht

Einen Job zu haben reicht nicht - es muss ein menschenwürdiger Job sein, mit rechtlichen Rahmenbedingungen, die Menschenrechte müssen gewahrt werden, Sicherheit gegeben sein: Gemeinsam haben katholische „Nichtregierungsorganisationen“ aus aller Welt und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) der Vereinten Nationen ein Statement zur „Menschenwürdigen Arbeit“ verfasst, um es bei den Verhandlungen 2015 mit den Vereinten Nationen zu einem UN-Milleniumsziel zu machen.

Dass das Thema der Arbeit international enorm breit gefächert ist, hat das Seminar bewiesen und das meint auch der Jesuit Pierre Marrinot-Lagarde, Beauftragter für sozial-religiöse Angelegenheiten der ILO:

„Es geht um die prekären Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit, Jugendarbeitslosigkeit, Moderne Skalverei....die Themen sind da. Es ist ein weites Feld an Problematiken. Während in Spanien der Fokus auf der Jugendarbeitslosigkeit liegt, konzentriert sich Singapur auf die Problematik der Migration – denn das sei dort eine wichtige Frage.“

Selbsthilfe ist die beste Hilfe

Aber wo anfangen? Einige dieser unterschiedlichen Aspekte und einzelnen Projekte, die gegen die Ungerechtigkeiten der Arbeitswelt kämpfen, wurden bei der Tagung von den Nichtregierungsorganisationen der katholischen Kirche präsentiert. Ein Erfolgsbeispiel für die Erschaffung von nachhaltigen Arbeitsplätzen ist Kolping International. Augustin Francis, Verantwortlicher und Vertreter von Kolping International aus Indien, erklärt warum:

„Selbsthilfe ist die beste Hilfe, weil wir nicht immer mit den Betroffenen sein können. Wir motivieren die Menschen selbstständig zu werden. Zum Beispiel eine Frau, die als Haushaltshilfe arbeitet, in drei unterschiedlichen Haushalten. Sie bekommt pro Haushalt 20 Euro. Das reicht leider nicht zum Leben. Sie ist arm und keine Bank würde ihr einen Kredit geben. Durch Kolping bekommt sie zusätzlich einen Kredit und kann sich einen kleinen Shop leisten. Es ist ein weiteres Einkommen für sie und das gibt ihr Selbstsicherheit – denn jetzt ist sie selbstständig. "

Den Menschen werde so der Weg in die Selbstständigkeit ermöglicht. Mit Hilfe von speziellen Ausbildungen und billigen Krediten könnten sie Anschaffungen machen, wie zum Beispiel eine Webmaschine kaufen. Dann könnten sie unabhängige Unternehmerinnen werden, Geld verdienen, die Kredite zurückzahlen. Schließlich könnten sie auch andere Frauen von Kolping ausbilden und dann anstellen. Das sei nachhaltige Entwicklung von Arbeitsplätzen, so entstehe ein sich immer weiter verbreitendes Netzwerk. Es helfe zusätzlich, das Rollenbild der Frauen in Indien zu verändern. Sie lernten in Form von Gemeinschftsgruppen sich gegenseitig zu unterstützen und erweiterten so ihr Selbstvertrauen.

Den Menschen wird geholfen, aber nur teilweise. Ihnen wird der Weg in die Unabhängigkeit erleichtert, durch diese Organisationen. Verschiedene Trainingformen und Ausbildungen sind das Mittel zum Zweck. Patrick Kioko von Kolping International aus Kenia erzählt im Gespräch mit Radio Vatikan wie wichtig innovative „Ideen“ sein können.

„Unser spezielles Training wird auf die Bedürfnisse der Menschen angepasst – Friseurausbildung, Zimmerei, Computerausbildung. Wir bieten eine Jugend-freundliche Ausbildung und Kurse an. Ein anderes Beispiel sind die Handys. Sie sind sehr beliebt bei den Jugendlichen, aber wenn sie kaputt sind, müssen sie diese entsorgen oder sie in der Grosstsadt reparieren lassen. Bei uns lernen sie, wie sie Handys reparieren oder auch Mopeds. Damit können sie Geld verdienen, sind beschäftigt und werden unabhängig. Dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie Drogen nehmen oder kriminell werden.“

Durch selbstfinanzierende Selbsthilfegruppen seien in Kenia bereits „Wunder“ geschehen, so Kyoko:

„In vielen Fällen haben sich Frauen zusammengeschlossen um Büchershops zu eröffnen. Und sie verdienen 10 bis 12 Euro pro Tag – und wenn man in Kenia 10 Euro pro Tag verdient, dann ist das viel wert. Mit diesem Geld können sie die Familie ernähren, den Kredit zurückzahlen und noch mehr Anschaffungen machen.“

„Menschenwürdige Arbeit" muss globalisiert werden, Arbeitsbedingungen verbessert und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Das ist das Ziel der katholischen Organisationen, die am Ende des Seminars ihre Besorgnis vor allem für die Themen der Migration, Jugendarbeitslosigkeit, Arbeitsausbeutung und prekären Arbeitsverhältnissen ausgesprochen haben. Der wachsenden Ungerechtigkeit, der Kluft zwischen Arm und Reich muss entgegengewirkt werden. Der Kreislauf von Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung, Ausgrenzung, Armut und Verzweiflung muss durchbrochen werden. Das nächste Treffen ist bereits angesetzt für Juni dieses Jahres in Genf, im Zuge der Internationalen Arbeitskonferenz.

(rv 1.5.2014 no)









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