2014-04-28 17:13:54

Aktenzeichen: Barbara Weigand – Mystikerin und Seherin


RealAudioMP3 Barbara Weigand erblickte das Licht der Welt im Dezember 1845 als drittes von acht Kindern einer Bauersfamilie in dem Dorf Schippach im Spessart bei Würzburg. Ihr ganzes Leben – sie wurde fast hundert Jahre alt – war von Kindheit an gekennzeichnet von einer außerordentlichen Frömmigkeit, die sich in visionären Begegnungen mit Jesus Christus, seiner Mutter Maria und vielen Heiligen ausdrückte. Erst mit fünfzig Jahren begann sie ihre inneren Erlebnisse aufzuschreiben.

Von da ab schrieb sie bis herauf in ihr Greisenalter über ihr Leben und ihre seelischen Zustände. über insgesamt 297 Visionen, die für die Anwesenden hörbar und zum Großteil auch wörtlich mitgeschrieben wurden. Die Mystikerin selbst sagte von ihrem Zustand, dass ‘alles wie geistig ist und das Gefühl ganz zurücktritt’. Sie konnte es aber nicht näher beschreiben, dieses Gefühl. Immer wieder betonen die Mitschreiber, dass sie trotz großer Gewandtheit im Stenografieren nicht in der Lage gewesen seien, dem starken Redestrom der Seherin zu folgen. Sie sprach ohne zu stocken mit kräftiger und lauter Stimme. - Das umfangreiche Schrifttum dieser großen Beterin - - hatte in erster Linie die Verehrung Jesu, die Leiden Christi und ihr persönliches Verlangen nach der Eucharistie zum Ziel. Barbara Weigand war keine Schriftstellerin und wollte auch keine sein. Sie hat nicht wie andere Mystikerinnen gelehrte Bücher verfasst; denn sie hat niemals eine andere Bildungsstätte besucht als die einfache Volksschule, wo sie die notwendigsten Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen erhielt und die Grundwahrheiten des katholischen Glaubens kennenlernte. Das blieb zeitlebens ihr einziger Bildungsgang. Wiederholt kommt sie in ihrem späteren Leben auf diese ihre niedrige Bildungsstufe zu sprechen und beruft sich auf die Einfachheit ihres Bildungsstandes, wenn man ihre Aussprüche und Aufzeichnungen mit dem Maßstabe einer wissenschaftlichen Kritik prüfen und jedes ihrer Worte auf die Goldwaage wissenschaftlicher Exaktheit legen wollte.

Es war darum seinerzeit eine verfehlte Methode, Barbara Weigands Schriften nur nach wissenschaftlichen Prinzipien und ihr Seelenleben nur nach den Schippacher Heften beurteilen zu wollen, anstatt es wirklich als Leben zu begreifen, als organisches Gebilde in seinem Wachstum und Reifen.

Bekanntlich hat Barbara Weigand ihre Schriften allezeit als einen kostbaren Schatz gehütet und gegen Zugriffe verteidigt, da sie in ihnen den wahren Niederschlag ihrer in Ekstase empfangenen Visionen erblickte. Diesen Glauben haben auch ungezählte Menschen aus allen Ständen, Geistliche und Laien, mit ihr geteilt. Bischöfe und Priester, Männer vom Fach, hochangesehene geistliche Schriftsteller, hohe Staatsbeamte, Juristen und Kaufleute haben sich für die Glaubwürdigkeit der dort niedergelegten Gedanken ausgesprochen und ihre aszetischen Erwägungen der bekannteren „Nachfolge Christi“ an die Seite gestellt.

Die von ihr vorgetragenen Mahnungen zu einem echt christlichen Leben, ihre Aufforderungen zum mutigen Bekenntnis des katholischen Glaubens, zur Teilnahme am Gottesdienst, zu einem Leben der Buße, des Opfers, der Sühne, zum Widerstand gegen Gottlosigkeit und Sittenlosigkeit. All diese Gedanken erwiesen sich als echt christliche und zeitgemäße Aufrufe, dass sie überall zündeten, wo sie auf unbefangene Gemüter stießen. So, dass sich in den großen rheinischen Städten, in Mainz, Trier, Metz, Koblenz, Aachen, Straßburg, Freiburg, in Holland und Bayern, zahlreiche Menschen aller Stände mit Ernst und Eifer an die Verwirklichung der von ihr verkündeten Lebensregeln machten – eine fast unglaubliche Erscheinung, da es die modernen Kommunikationsmittel, Presse, Rundfunk, Internet, Facebook und Twittern ja noch gar nicht gab.

Auch spricht Barbara Weigand in ihren Aufzeichnungen oft von künftigen Ereignissen, die damals als unglaublich erschienen, aber alle - ohne Ausnahme – in Erfüllung gingen: sie kündigt schon zwanzig und mehr Jahre vor ihrem Eintreffen große Heimsuchugen an. Furchtbare Kriege und blutige Auseinandersetzungen und Revolutionen werden die Menschheit erschüttern. Reiche werden untergehen. Throne und Herrscher verschwinden.

Auch der Kirche stehen große Heimsuchungen bevor, so prophezeite sie schon in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Ein großer Glaubensfall wird eintreten, kirchliche Gebäude werden zerstört werden, die Orden werden aus den Schulen vertrieben werden. die katholischen Vereine werden zerfallen, Priester werden flüchten müssen. Aber, so kündigt die Seherin an, die Kirche wird doch wieder siegen!

So sehr Barbara Weigand an ihren Schriften hing, so ist sie doch die letzte gewesen, die jedem ihrer Worte eine absolute Gültigkeit hätte beimessen wollen; sie wusste nur zu gut, daß dort Gutes und weniger Gutes nebeneinander stehe und bat deshalb die Kritiker wiederholt, sich an das Apostelwort zu halten: „Prüfet alles! Was gut ist, behaltet!“ Man solle sich doch nicht an Kleinigkeiten und Äußerlichkeiten stoßen, sondern den Geist würdigen, der in den Schriften wehe.



Den tieferen Grund für das Versagen der Theologen, die Schippacher Botschaften angemessen, d. h. mit den Mitteln der Mystik, zu bewerten und die darin verborgenen Glaubensgeheimnisse aufzuarbeiten und ihr Leben zu studieren, die Weigand’sche Mystik auf dem Bodensatz der unzähligen Belehrungen zu betrachten, gibt der heilige Bonaventura, gleich groß als spekulativer Theologe wie als Mystiker, wenn er von den mystischen Erlebnissen sagt: „Willst du wissen, wie das geschieht, so frage die Gnade, nicht die Wissenschaft, das Verlangen und nicht das Verständnis, den Schüler und nicht den Lehrer“.

Fragen wir also – dem Rat Bonaventuras folgend - besser den Schüler als den Lehrer und versuchen an Hand eines aufgezeichneten Zwiegesprächs zwischen Jesus und der Seherin, jetzt in der bevorstehenden Karwoche, die Mystikerin Barbara Weigand besser zu verstehen:

Jesus: „Komm, Meine Tochter, setze dich hier neben das Kreuz zu Meiner heiligen Mutter und betrachte die Schmerzen, die Sie erduldet hat, indem Sie Mich auf Ihrem jungfräulichen Schoß hält. Siehe, Ihre einzige Sehnsucht war, den Erlöser zu schauen, Denjenigen zu sehen, Der die Menschheit wieder mit Gott vereinigen sollte. Ja, Sie hat Ihn nicht nur gesehen, Sie hat Ihn unter Ihrem jungfräulichen Herzen getragen. Dreiunddreißig Jahre ist Sie mit Ihm gewandelt und jetzt schau in dieses gebrochene Herz, das mit einem siebenfachen Schwert durchbohrt ist. Mit welcher Liebe begleitete Sie Mich auf all Meinen Wanderungen, mit welcher Sehnsucht erwartete Sie Mich, wenn Ich Mich eine Zeitlang von Ihr trennen mußte. Ach, Sie lebte ja nur, um Mich lieben zu können und Mich geliebt zu sehen von allen Menschen. Ich habe dir von Anfang an gesagt, als Ich Mich dir vergegenwärtigte, als Ich dir den Weg zeigte, den du mit Mir wandeln solltest, nämlich den Kreuzweg, du sollst in diesen Tagen dich recht mit Meiner heiligen Mutter vereinigen und Sie in Ihren Schmerzen bemitleiden.”

Barbara: „O Herr, ich habe immer mit Mitleid daran gedacht, in diesen Tagen habe ich immer viele Tränen vergossen, wenn ich der Schmerzen Deiner Mutter gedachte, aber seit ich dieses Leiden an mir habe, kann ich mich nicht mehr so mit Ihr beschäftigen, weil mein Körper so abgespannt ist.
O verzeih, daß ich so wenig daran denke und bete in diesen Tagen. Ich wollte, meine Tränen würden nie mehr versiegen. Tag und Nacht möchte ich mich mit Ihr vereinigen. Habe ich denn abgenommen in meiner Liebe, o mein Jesus? O sag mir es doch!“
Jesus: „Nein, Meine Tochter, du hast nicht abgenommen in deiner Liebe. Tröste dich, Meine Tochter! Dein Schmerz ist ein stummer Schmerz, weil dein Gemüt abgespannt ist. Siehe, freue dich mit Mir, trockne deine Tränen, denn Ich bin zufrieden mit dir! Komm aber jetzt und begleite Sie, die traurigste, die trostloseste unter allen Müttern. Ich will dir zeigen, warum Meine Leiche in einem Garten wollte begraben sein. In einem Garten wurde die erste Sünde vollbracht, in einem Garten wollte Ich die Erlösung beginnen, einen Garten wollte Ich stiften, denn mit einem Garten vergleiche Ich fortwährend Meine heilige Kirche und alle, die Mir nachgefolgt sind, die sich retten ließen, stehen in diesem Garten. Die Kirchenfürsten, Prälaten, Märtyrer, Bekenner, Ordensstifter, Ordensvorsteher, wie ein heiliger Franziskus und Dominikus und ein heiliger Franz Xaver, so wie alle Meine lieben Apostel und Missionare, die hinausziehen in fremde Länder, um die Welt zu bearbeiten, um neue Beete einzupflanzen, um neue Blumen hineinzupflanzen und ein neues Beet hinzuzufügen, wo noch unfruchtbarer Boden ist. Sag an, Meine Tochter, ob Ich noch etwas mehr hätte erfinden können, als Ich hinaufgestiegen bin ans Kreuz, das Ich nicht erfunden hätte, ob Ich noch mehr hätte tun können? Sag an, ob es nicht wahr ist, was Ich dir gestern gezeigt, dass Meine Liebe erfinderisch ist, und dass das Mittel, das Ich dir angegeben habe und ausgedacht habe, nicht den besten Beweis liefern könnte, dass die Liebe zu Meinen Geschöpfen, unaussprechlich gewaltig ist, und sag auch, ob es nicht der Mühe wert ist, wenn Meine Diener sich alle Mühe geben, diesen Garten zu bebauen,

Barbara: „Ja Herr, ich sehe, dass überall noch Lücken sind. Ich sah es und verstand nicht, was Du mir zeigen wolltest.“

Jesus: „Ja, das verstehst du erst dann, wenn Ich dir es erschließe. Jetzt komm mit Mir, jetzt will Ich dich hineinführen in jene unterirdischen Räume, wo diejenigen harren, die noch nicht ganz und voll in ihrer Blüte dastehen, die noch allerlei Makel und Fehler an sich haben, die Meiner Anschauung noch unwürdig sind und daher noch nicht eingeführt werden in diese Blumenbeete des Gartens.“
Barbara: „O liebe Mutter, geh mit mir, damit ich doch nicht allein gehe. O lieber, heiliger Josef, meine lieben, heiligen Patrone, lieber, heiliger Schutzengel, kommt jetzt alle mit mir. Du mein heiliger Schutzengel, warst doch Tag und Nacht bei mir. Du hast die Fehltritte gesehen, die ich begangen. O bitte meinen Jesus um Verzeihung, wenn ich gefehlt, o um Seines heiligsten Blutes willen, um der Schmerzen Seiner heiligen Mutter willen, erflehe mir Vergebung. Und wir treten ein in diesen Ort der Erbarmung und der Betrübnis. O da ist es freilich anders als in dem Garten, den ich bisher schauen durfte. O welche Peinen, o welche Qualen, an diesem Ort. Wie abgemagert, wie schmerzlich sind die Züge, wie traurig ist der Blick, der mir da entgegensieht.
Ich weiß, dass ich eine arme Sünderin bin, aber ich weiß auch, dass Du so unendlich gut bist. Ich klammere mich an Dein liebendes Vaterherz; Du willst, dass ich mit Dir leide. Wohlan, so gib mir auch, um was ich Dich bitte.

O öffne das Fegefeuer, öffne die Pforte, lass sie alle einziehen. Um dieser gebenedeiten Schmerzensmutter willen, um der Schmerzen willen, die Sie erduldet, als Sie unter dem Kreuz stand, um dieser Schmerzen willen hat Sie große Gewalt über das Herz Ihres Sohnes. Und wer Sie um dieser Schmerzen willen anrufen wird, geht nicht ungetröstet von Ihr.
Darum geht Sie jetzt an diesem Ort der Pein umher, tröstend und helfend, und überall sehe ich eine Bewegung, aber nicht alle dürfen Ihr folgen. Diejenigen, denen Sie die Hände reicht, dürfen mit Ihr kommen, und sie werden meinem Herrn vorgestellt und in Begleitung meines heiligen Schutzengels, der voraus zieht, folgen sie alle, und das Tor öffnet sich wieder, und die Prozession tritt heraus, und sie singen ein Lied, das ich mitsingen soll. Hochpreiset den Herrn...
Und das Himmelstor öffnet sich und hinein zieht die Schar, die jetzt eingepflanzt werden soll in die Beete, in jene Blumenbeete, wo noch leere Lücken sind.

Jesus: „Siehst du, Meine Tochter! Dies ist Meine heilige Kirche. Das ist das Band, das Ich schließen will, an dem ihr euch halten sollt, Meine Kinder. Dies ist das Band, das Ich geknüpft am hochheiligen Fronleichnamsfest, das ausgehen soll aus Meinem Herzen durch die Verbindung, die Ich mit diesem Geschlecht eingehen will in der heiligen Kommunion. Das ist das Band, das Ich um euch schlinge, ihr Menschenkinder, und durch das Ich euch gefesselt halten will an Mich. Je mehr nun Meine Diener den Weg bereiten und erweitern werden, in dem Garten Meiner Kirche, durch die Gewalt, die Ich ihnen übertrug, je mehr sie den Kanal sprudeln lassen, durch den Meine Kinder bewässert werden sollen, desto herrlicher und desto üppiger werden die Beete sich gestalten und aufblühen, die zu bearbeiten Ich sie hinausgesandt in die Welt. Dies sollen sie wissen. Dies ist es auch, was Ich dich lehren wollte, indem Ich dir den Auftrag gab, daß du mit deinen beiden Mitschwestern einen Bund schließen sollst. Diesen Bund, der ausgeht und umwunden ist vom Band der Liebe, der ausgeht aus Meinem Herzen und alle Menschen umfassen soll und die Menschen halten wird, daß sie nicht auf Abwege geraten. Sag an, bin Ich nicht ein guter Gott, ein liebender Vater, ein treuer Freund, ein unendlich schätzenswerter Bräutigam?“

Barbara: „Ja, das bist Du, o mein Jesus, und ich danke Dir im Namen aller Menschen, besonders derer, die mit mir an Dich glauben und festhalten zu Dir in Vereinigung mit mir und meinen zwei Mitschwestern.“

Jesus: „Und nun beschließe den Karfreitag und gehe hin in Vereinigung mit Meiner lieben Mutter, dorthin, wo du Mich finden wirst, wo die Kirche Mich heute ihren Kindern vorführt, ja gehe hin.“
Und Barbara stand sogleich auf und ging in die Kirche. Als die liebe Mutter Gottes mit Barbara ins Fegefeuer ging, blieb Jesus an der Türe stehen und ging nicht hinein.

(rv 13.04.2014 ord)







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