Der Vatikan hat an
diesem Donnerstag Details zur liturgischen Gestaltung der Heiligsprechungsfeierlichkeiten
am kommenden Sonntag bekanntgegeben. Die Kanonisierung der beiden Päpste Johannes
XXIII. und Johannes Paul II. findet nach dem vereinfachten Ritus statt, der 2005 von
Papst Benedikt XVI. eingeführt wurde, erklärte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi
in einer Pressekonferenz.
„Die Heiligsprechungsfeier beginnt mit der
Prozession und der Heiligenlitanei, dann wird der Altar mit Weihrauch vorbereitet.
Danach folgt sofort die Kanonisierung, der eigentliche Ritus der Heiligsprechung –
dies ist der erste Teil der Feier. Der Ritus ist ziemlich vereinfacht worden.“
Im
Gegensatz zu der zuvor üblichen Praxis sieht der vereinfachte Ritus die Heiligsprechung
der beiden Päpste also bereits vor der Eucharistiefeier vor. Ziel der Änderung war
es, die Einheit der Eucharistiefeier zu erhalten. Zu den damals auf den Weg gebrachten
Neuerungen gehört weiter die mehrfache Petitio: Der Präfekt der Kongregation für die
Selig- und Heiligsprechungen, Kardinal Angelo Amato, tritt zusammen mit den Postulatoren
vor den Papst und ersucht ihn drei Mal um die Heiligsprechung der beiden seligen Päpste.
Dazu Lombardi:
„Drei Mal, um die Bedeutung dieser Feierlichkeit zu unterstreichen
- bei einer Seligsprechung gibt es ja nur eine Petitio, bei der Heiligsprechung sind
es drei.“
Danach wird der Papst feierlich die Kanonisationsformel verlesen
– dies ist das Herzstück des Ritus, bei dem in besonderer Weise die päpstliche Autorität
zum Ausdruck kommt.
„In dieser Formel drückt der Papst seine ganze
Autorität als Kirchenoberhaupt und als ,Oberster Brückenbauer’ aus.“
Durch
das Verlesen der Formel schreibt der Papst gewissermassen die beiden Namen seiner
Vorgänger in das Verzeichnis der Heiligen ein. Damit sind beide Päpste offiziell heilig
und können in der Weltkirche als solche verehrt werden. Bei einer Seligsprechung ist
offiziell nur eine lokale Verehrung erlaubt.
Im Anschluss an den Ritus
werden Reliquien der beiden Päpste unter feierlicher Musik in zwei gleich aussehenden
Behältern zum Altar getragen: Bei Johannes Paul handelt es sich um die Blutreliquie,
die schon bei der Seligsprechung präsentiert wurde, von Johannes XXIII. werde ein
Hautstück verwendet, so Lombardi. Die Reliquien des Konzilspapstes würden von Verwandten
getragen, wer das Reliquiar von Johannes Paul II. trage, sei noch nicht entschieden,
so der Sprecher.
Danach gehe die Messfeier weiter, so Lombardi. Wie bei
wichtigen Feierlichkeiten üblich, werde das Evangelium auf Latein verlesen. Nach dem
abschließenden Regina Coeli werde der Papst die Delegationen aus aller Welt auf dem
Petersplatz - nicht in der Basilika, wie sonst üblich - begrüßen. 93 internationale
Delegationen von Regierungen und internationalen Organisationen hätten sich für die
Feierlichkeiten angemeldet, auch zahlreiche Vertreter anderer Religionsgemeinschaften
würden zu dem Ereignis erscheinen. Erwartet würden Orthodoxe, Anglikaner und Repräsentanten
protestantischer Kirchen. Der Sprecher betonte aber, dass der Vatikan keine Einladungen
verschickt habe. Der Heilige Stuhl habe lediglich über das Ereignis informiert, die
Gäste hätten sich daraufhin angemeldet. „Wer teilnehmen möchte, ist willkommen", so
Lombardi wörtlich. Ob der emeritierte Papst Benedikt XVI. erscheinen werde, konnte
Lombardi nicht sagen. Zum Abschluss der Feier werde Franziskus eine Runde im Jeep
auf dem Petersplatz drehen und die Gläubigen begrüßen, so der Vatikansprecher.
Dass
zur Einstimmung auf die Heiligsprechung bereits in der Nacht auf Sonntag in der ganzen
Stadt Gebetswachen stattfinden, daran erinnerte auf der Pressekonferenz Don Walter
Insero vom Vikariat Rom:
„Wir wollten, dass die Stadt, dass vor allem
die Kirchen des Zentrums, den Pilgern spirituelle Gastfreundschaft gewähren. Geschlafen
wird nicht, sondern es herrscht Erwartung auf das große Ereignis. Wer ankommt, kann
beten und sich so auf die Inhalte der Heiligsprechung vom Sonntag vorbereiten, mit
entsprechenden Texten. Es wird verschiedene Gruppen geben, die die Gebete in verschiedenen
Sprachen leiten.“