Im dritten Jahr des Bürgerkriegs in Syrien scheint es schier unmöglich, in eine blühende
Zukunft zu sehen. Für viele Christen ist es einfacher auf eine „bessere Vergangenheit“
zurückzublicken. Die Christen in Syrien müssen flüchten, sie fürchten jeden Tag um
ihr Leben. „Unter Assad war es besser“ – diese Meinung verbreitet sich unter ihnen,
denn auch wenn der Staat diktatorisch war, so gab es zumindest Religionsfreiheit.
Auf diese Theorie soll auch Baschar-al-Assad bauen. Er war vergangenen Ostersonntag
zu Besuch im halb zerstörten christlichen Pilgerdorf Maaloula, das seine Truppen gerade
zurückerobert hatte. Am 3. Juni will er sich für eine dritte, siebenjährige Amtszeit
wiederwählen lassen und verspricht den Menschen einen gemeinsamen Wiederaufbau von
Syrien. Christoph Klitsch-Ott, Nahostexperte von Caritas International, hat in einem
Interview mit dem Domradio hervorgehoben, dass das Dorf von islamistischen Rebellen
zerstört wurde, insofern wird Assad diese Befreiung als Propaganda nutzen.
„Sowohl
Assads Sohn, der jetzt regiert, wie auch sein Vater, haben den Christen eine gewisse
Religionsfreiheit gewährt. Man konnte sich als Christ dort bewegen, solange man sich
nicht politisch betätigt hat. Und die Christen fürchten natürlich, wenn irgendeine
der jetzigen Rebellengruppen, sei es Al-Kaida, sei es die Al-Nusra-Front oder die
ISIS die Regierungsmacht übernimmt, dann können sie eigentlich nur noch das Land verlassen,
was viele bisher schon getan haben.“
Es werde in den nächsten Monaten darauf
ankommen, ob es Assad gelinge, weitere militärische Erfolge zu erzielen. In diesem
Fall würden die Christen, mehr Luft haben, sagt Klitsch-Ott.
„Wenn Assad
fallen wird, kann ich mir eigentlich nur vorstellen, dass es einen großen Exodus der
Christen aus Syrien geben wird.“
Antoine Audo, der amtierende Bischof
von Aleppo der chaldäisch-katholischen Kirche, der vor Ort durchhält, weiß nur zu
gut wie schwierig es die Christen haben. In einem Gespräch mit Radio Vatikan beschreibt
er die Situation der Christen und das Warten auf die Hilfe in Aleppo.
„Bis
gestern war es sehr schwierig. Es gab kein Essen. Alles war blockiert. Jetzt ist es
ein wenig besser: die Hilfeleistungen haben Aleppo erreicht. Aber es gibt weder Elektrizität
noch Wasser. Es ist schrecklich. Wir müssen darauf bestehen, dringend eine Lösung
zu finden. Wenn es kein internationales Interesse daran gibt, den Konflikt zu beenden,
dann wird es schwierig, aus dieser Situation herauszukommen. Wir müssen es so machen,
dass die Wahl des Friedens wichtiger ist als die aller persönlicher und ökonomischer
Interessen.“
Mit einem ökumenischen Gebet wurde heute ein Jahr nach der
Entführung der beiden Erzbischöfe von Aleppo, Metropoliten Mar Gregorios Youhanna
Ibrahim und Boulos Yazigi, in der griechisch-orthoxen Ortskirche gedacht. Noch immer
gebe es kein Lebenszeichen der beiden Erzbischöfe, sagte Maggiore. Die Christen in
Aleppo haben aber auch zu Ostern versucht, in ihren Feierlichkeiten trotz der schwierigen
Umständen treu zu bleiben. Die Kirchen waren voll, so der Bischof.
„Auch
wenn man alles verliert, so bleibt die Kirche doch ein wichtiger Zufluchtsort. Der
einzige Ort, wo man sich versammeln und gemeinsam beten kann.“