2014-04-22 16:23:22

Südsudan: Massaker ohne Ende


RealAudioMP3 Die Vereinten Nationen beschreiben in ihrer aktuellen Presseaussendung ein wahres Massaker im Südsudan. Der Bürgerkrieg dort scheint keine Grenzen zu kennen. In einem Spital in dem Ort Bentiu wurden Menschen attackiert, auch Frauen und Kinder. Mehr als 200 tote Zivilisten, über 400 Verletzte war das erschreckende Resultat eines Angriffs auf eine Moschee. Menschen, die in einer Kirche Zuflucht gesucht hatten, wurden nach ihrer Identität und ihrer ethnischen Zugehörigkeit gefragt und dann gezielt erschossen. Über ein Radio verkünden die Rebellen, dass sie Frauen der anderen ethnischen Zugehörigkeit misshandeln werden. Marina Peter, die sich seit 30 Jahren mit den Problemen des Sudans beschäftigt und derzeit für das ökumenische Netzwerk Sudan Focal Point im Bereich der politischen Analyse und im Kampf für die Friedens- und Menschenrechte tätig ist , hat im Gespräch mit Radio Vatikan den Konflikt erläutert:
„Das jüngste Massaker, das wir hier in Bentiu erlebt haben, ist leider auch nicht das erste dieser Art. Seitdem dieser Konflikt ausgebrochen ist, in der Nacht von 15. auf 16. Dezember, erleben wir immer wieder Massaker an verschiedenen Volksgruppen. Es handelt sich hier hauptsächlich um die Nuer und die Dinka. Die sich leider gegenseitig in einer Form umbringen, wie es niemand für möglich gehalten hatte.“
Im Südsudan war im Dezember 2013 der Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und dem 2013 entmachteten Riek Machar eskaliert. Die beiden Politiker gehören genau den unterschiedlichen Ethnien an, die sich bekriegen: Riek Machar ist ein Nuer, sein Widersacher Präsident Salva Kiir gehört der Volksgruppe der Dinka an. Die Lage ist seit Jahren angespannt. Den Ursprung für die Problematik sieht Peter aber bereits in den Kriegen davor.
„Davor war der Südsudan fast 50 Jahre gekennzeichnet vom Krieg und diese Jahre der brutalen Kriege haben tiefe Traumata hinterlassen, die nie aufgearbeitet wurden. Es ist kein umfassender Versöhnungsprozess eingeleitet worden. Und zusammen mit Machtspielen von Volksgruppen und Individuen kommt es zu diesen Konflikten. Jetzt ist es so eskaliert, man könnte es mit der berühmten Büchse der Pandora vergleichen – diese wurde jetzt geöffnet und lässt alle möglichen Kräfte frei.“
Im Bürgerkrieg kämpfen vor allem viele junge traumatisierte Männer ohne Zukunftsperspektiven, die sich leicht zu Milizen rekrutieren lassen oder auch „noch offenen Rechnungen“ aus den Vorkriegen abrechnen wollen. Der einst religiöse Konflikt von muslimischen Nord- und christlichen Südsudan sei jetzt nicht mehr religiös, meint Peter. Ausschlaggebend sei die ethnische Herkunft. Die Rolle der Kirche sei sehr wichtig, sie ist vor allem ein Hilfeleister und Hoffnungsträger, doch auch dort fühlen sich die flüchtenden Sudanesen nicht mehr sicher.
„Es ist eine totale Verwüstung. Die Menschen werden umgebracht, aber gleichzeitig auch die Infrastruktur – Kliniken, Häuser, Schulen – es wird alles zerstört. Eine Politik der verbrannten Erde. Die Folgen sind im ganzen Land zu spüren. Wegen der anhaltenden Kriegshandlungen gibt es viele, die flüchten. Diese sind schwer zu erreichen und jetzt kurz vor der Regenzeit wird es noch schwieriger sein, sie zu erreichen und ihnen zu helfen. Das macht das Ganze noch furchtbarer.“
(rv 22.4.2014 no)








All the contents on this site are copyrighted ©.