Heiligsprechung: Papst Johannes Paul II. auch vom jüdischen Volk geehrt
Der frühere römische Oberrabbiner Elio Toaff hat Papst Johannes Paul II. gewürdigt.
Er bezeichnete den polnischen Papst als „Gerechten der Nationen“, der von Gott dazu
bestimmt gewesen sei, dem Bild Gottes auf besonderes Weise zu ähneln. Im Talmud sei
von 36 Gerechten in jeder Generation die Rede, die mehr als andere die Gegenwart Gottes
in sich trügen, erklärte Toaff in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Adnkronos.
Diese Gerechten, unter ihnen Johannes Paul II., „zeigen uns den Weg des Guten“, indem
sie ihr Leben in den Dienst des Nächsten und der Verherrlichung des Ewigen stellten.
Im Judentum gibt es keine Heiligen, aber Gerechte. Das jüdische Volk schätze Johannes
Paul II. sehr, so Toaff. Seine symbolischen Besuche in der Synagoge von Rom, im Vernichtungslager
Auschwitz, an der Klagemauer in Jerusalem waren Gesten seiner tiefen Anteilnahme und
seinem Verständnis gegenüber dem israelischen Volk. Toaff und Papst Johannes Paul
II. verband eine langjährige Freundschaft. Der Oberrabbiner gehört zu den wenigen
Menschen, die Johannes Paul II. in seinem geistlichen Testament namentlich erwähnte. Die
Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII. werden am kommenden Sonntag heiliggesprochen.
Indessen würdigte auch das Simon Wiesenthal Zentrum die Verdienste der beiden Päpste.
„Die Juden werden Johannes XXIII. immer als treibende Kraft des II. Vatikanischen
Konzils ansehen“, schreibt Rabbiner Yitzchok Adlerstein von der jüdischen Menschenrechtsorganisation.
Papst Johannes XXIII. habe die Art geändert, in der die Katholiken auf die anderen
Religionen blickten, speziell auf das Judentum. Das Konzilsdokument „Nostra Aetate“
habe einen Schlussstrich unter Jahrhunderte währenden theologischen Antisemitismus
gezogen und „die Beziehungen zwischen Christen und Juden auf eine ebene des gegenseitigen
Respekts“ gehoben. (adn 20.4.2014 no)