Gründonnerstag: Kardinal Marx will gerechtere EU-Politik für Flüchtlinge
Kardinal Reinhard Marx hat die europäische Politik dazu aufgerufen, sich „auf ein
transparentes und faires Verfahren zur Aufnahme der Flüchtlinge“ zu verständigen.
Dazu bedürfe es einer „gründlichen Überprüfung“ des so genannten Dublin-Systems, das
denjenigen Mitgliedstaat als zuständig für das Asylverfahren bestimmt, über den ein
Flüchtling nach Europa einreist, betonte Marx bei der Messe zum Gründonnerstag im
Münchner Liebfrauendom. Im Rahmen des Gottesdienstes, der an das Letzte Abendmahl
und die Fußwaschung der Apostel durch Jesus erinnert, wusch der Kardinal Flüchtlingsfamilien
aus Nigeria, Syrien und dem Irak die Füße.
Marx forderte, dass Menschen, die
„oft nach schrecklichen, traumatisierenden Erfahrungen bei uns angekommen sind, menschenwürdig
behandelt werden“. Die europäischen Grenzen dürften „nicht zu einer Todesfalle“ werden
und die Grenzkontrollen nicht zu Lasten der Menschenrechte gehen. Schließlich müsste,
um die Ursachen für die Flüchtlingsströme zu beseitigen, das „Gefälle zwischen Armen
und Reichen auf dieser Welt geringer werden“, so Marx. Dies alles seien Aufgaben der
Politik, unterstrich der Erzbischof, zugleich aber müsse die Kirche deutlich machen:
„Wer bei uns ist, soll erfahren, dass er als Mensch angenommen wird, unabhängig von
seiner Religion, seiner Hautfarbe, seiner Kultur und seiner Sprache.“
Die
Fußwaschung am Gründonnerstag solle ein „Zeichen dafür sein, dass die ganze Kirche
gerufen ist, denen zu helfen und die in die Mitte zu holen, die in existentieller
Not sind“, erklärte Kardinal Marx. Er zeigte sich dankbar dafür, dass zahlreiche Asylbewerber
und Flüchtlinge auch in den Pfarreien und Gemeinschaften des Erzbistum Unterkunft
und Hilfe fänden: „In unserem Erzbistum und auch überall in der Kirche in Deutschland
ist die Offenheit in den Pfarreien groß und die Bereitschaft zu materieller Unterstützung
und persönlicher Begegnung.“
Marx warnte davor, die Heilige Messe als eine
„isolierte Kulthandlung, in der es um die Rettung der eigenen Seele geht“, zu betrachten.
Vielmehr gehöre zum inneren Wesen des Gottesdienstes, „sich der Kranken, Verwundeten
und Armen anzunehmen und sie in die Mitte des Volkes Gottes einzuladen“. Deshalb sei
„eine eucharistische Frömmigkeit ohne eine diakonische Pastoral nicht denkbar“, sagte
Marx. Gerade der Gründonnerstag mit der Fußwaschung lade dazu ein, die „Arbeit in
den Pfarreien, Vereinen, Ordensgemeinschaften, geistlichen Bewegungen immer wieder
daraufhin zu überprüfen, ob die Feier der Eucharistie und die Hinwendung zu den Armen,
Schwachen und Kranken miteinander verbunden und aufeinander bezogen sind“, so der
Kardinal.