2014-04-17 11:32:07

Chrisam-Messe: Das Volk Gottes hütet die Freude des Priesters"


Mit der Weihe der sakramentalen Öle und einer Messe vor allem mit Priestern begann Papst Franziskus an diesem Donnerstagmorgen die Feier der österlichen Tage. Die Chrisam-Messe ist benannt nach dem wichtigsten der drei Öle, dem Chrisam. In diesem Gottesdienst am Gründonnerstag versammeln sich traditionell die Priester eines Bistums um ihren Bischof, um ihre Weiheversprechen zu erneuern und die Öle, die sie zu ihrem Dienst brauchen, in ihre Gemeinden mitzunehmen, so auch im Petersdom an diesem Donnerstag Morgen.

Ein Kernstück der Theologie und Spiritualität des Papstes stand im Zentrum der Betrachtungen des Papstes zum Priestertum: Das gläubige Volk Gottes. In seiner ungewöhnlich langen Predigt meditierte er anhand des Begriffs der „Freude“ das Priestersein, das ohne die Gemeinde gar nicht gedacht werden kann.

„Ich finde drei bedeutsame Wesensmerkmale in der Freude des Priesters: Es ist eine Freude, die uns salbt - nicht etwa uns „einölt“ und uns salbungsvoll-heuchlerisch, glanzliebend und selbstgefällig-glatt macht; es ist eine unvergängliche Freude, und es ist eine missionarische Freude, die auf alle ausstrahlt und alle anzieht, in umgekehrter Reihenfolge: angefangen bei den Fernsten.“

Die Freude des Priesters

Diese Freude salbe, weil sie sakramental verwandle; sie sei unzerstörbar, weil niemand etwas wegnehmen oder hinzufügen könne, sie sei vollendet.

„Die Freude des Priesters kann eingeschläfert oder blockiert werden durch die Sünde oder die Sorgen des Lebens, aber in der Tiefe bleibt sie unberührt wie ein glühender Holzscheit unter der Asche und kann immer neu entfacht werden. Die Ermahnung des Apostels Paulus an Timotheus bleibt stets aktuell: Ich rufe dir ins Gedächtnis: Entfache das Feuer der Gabe Gottes wieder, das dir durch die Auflegung meiner Hände zuteil geworden ist. (vgl. 2 Tim 1,6).

Auf das dritte Kennzeichen ging der Papst ausführlich ein: Die Freude des Priesters ist missionarisch. Sie steht immer in ganz enger Beziehung mit dem heiligen gläubigen Volk Gottes, weil es sich um eine eminent missionarische Freude handelt.

„Und da es eine Freude ist, die nur fließt, wenn der Hirt inmitten seiner Herde ist (auch in der Stille des Gebetes ist der Hirt, der den himmlischen Vater anbetet, mitten unter seinen Schafen), ist es eine von ebendieser Herde „gehütete Freude“. Selbst in den Momenten der Traurigkeit, in denen sich alles zu verdunkeln scheint und der Schwindel der Vereinsamung uns verführt – jene Momente der Apathie und der Interesselosigkeit, die manchmal im Priesterleben über uns hereinbrechen (und die auch ich durchgemacht habe) – sogar in diesen Momenten ist das Volk Gottes imstande, die Freude zu hüten, kann es dich schützen, dich umarmen, dir helfen, das Herz zu öffnen und wieder neu Freude zu finden.“

Die drei Schwestern: Armut, Treue, Gehorsam

Diese priesterliche Freude habe drei Schwestern, führte der Papst in der Predigt weiter aus: Die Schwester Armut, die Schwester Treue und die Schwester Gehorsam. Die erste „Schwester“ beziehe sich vor allem darauf, dass ein Priester von sich selbst aus nichts kann, nicht einmal bestimmen, was denn seine Identität also Priester sei.

„Viele berücksichtigen, wenn sie von der Identitätskrise der Priester sprechen, nicht die Tatsache, dass Identität Zugehörigkeit voraussetzt. Es gibt keine Identität – und damit Lebensfreude – ohne aktive und engagierte Zugehörigkeit zum gläubigen Volk Gottes (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 268). Der Priester, der sich einbildet, die priesterliche Identität zu finden, indem er introspektiv in sein Innerstes hinabtaucht, wird dort wohl nichts anderes finden als Zeichen, die auf den „Ausgang“ verweisen: Geh aus dir selbst heraus, geh hinaus und suche Gott in der Anbetung, geh hinaus und gib deinem Volk, was dir anvertraut ist, und dein Volk wird dafür sorgen, dass du spürst und erfährst, wer du bist, wie du heißt, was deine Identität ist, und es wird dir hundertfach Freude verschaffen, wie es der Herr seinen Knechten versprochen hat. Wenn du nicht aus dir herausgehst, wird das Öl ranzig und die Salbung kann keine Frucht bringen. Aus sich herauszugehen verlangt, sich selbst zu entäußern, schließt Armut ein.“

„Schwester Treue“ weise auf die Fruchtbarkeit des Priesteramtes hin: Wenn er sich ganz gibt und seiner Aufgabe und seiner Gemeinde ganz treu bleibt, dann bleibt er der Kirche als ganzes treu, der „lebendigen Kirche, mit Vorname und Nachname, derer sich der Priester in seiner Pfarrei oder seiner Sendung annimmt“. Die dritte „Schwester“ ist der Gehorsam, damit sei aber nicht nur der äußere Rahmen gemeint, sondern auch die Einheit mit Gott dem Vater und auch den Gehorsam zur Kirche, die sich vor allem in Verfügbarkeit ausdrücke.

„Die Bereitschaft des Priesters macht die Kirche zum Haus der offenen Türen, zum Zufluchtsort für die Sünder, zur Heimstätte für die, welche auf der Straße leben, zum Pflegeheim für die Kranken, zum Zeltlager für die Jugendlichen, zum Katecheseraum für die Erstkommunionkinder… Wo das Volk Gottes einen Wunsch oder eine Not hat, da ist der Priester zur Stelle, der zuzuhören (ob-audire) weiß und einen liebevollen Auftrag Christi verspürt, der ihn sendet, um mit Barmherzigkeit in jener Not zu helfen oder jene guten Wünsche mit kreativer Nächstenliebe zu unterstützen.“

Priester und Volk

Und noch einmal ging der Papst mit Bezug auf die Freude auf die Wichtigkeit des priesterlichen Dienstes in Bezug auf das gläubige Volk Gottes ein:

„Wer berufen ist, soll wissen, dass es in dieser Welt eine echte und vollkommene Freude gibt: die Freude, aus dem Volk, das man liebt, herausgenommen zu sein, um zu ihm gesandt zu werden als Spender der Gaben und der Tröstungen Jesu, des einzigen Guten Hirten. Voll herzlichen Mitgefühls für all die Kleinen und die Ausgeschlossenen dieser Erde, die erschöpft und unterdrückt sind wie Schafe ohne Hirten, wollte dieser viele mit seinem Dienst vereinen, um in der Person des Priesters selber für das Wohl seines Volkes da zu sein und zu wirken.“

Abschließend betete der Papst um Berufungen und das Feuer der Freude, für die jungen Priester und die Freude in ihren Augen, für die „erwachsenen“ Priester und die ihnen die Lasten tragen helfende Freude und für die Alten, krank oder gesund. Es sei ein „priesterlicher Donnerstag“, an dem er mit und für seine Priester bete und feiere.


(rv 17.04.2014 ord)










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