Chrisam-Messe: „Das Volk Gottes hütet die Freude des Priesters"
Mit der Weihe der sakramentalen Öle und einer Messe vor allem mit Priestern begann
Papst Franziskus an diesem Donnerstagmorgen die Feier der österlichen Tage. Die Chrisam-Messe
ist benannt nach dem wichtigsten der drei Öle, dem Chrisam. In diesem Gottesdienst
am Gründonnerstag versammeln sich traditionell die Priester eines Bistums um ihren
Bischof, um ihre Weiheversprechen zu erneuern und die Öle, die sie zu ihrem Dienst
brauchen, in ihre Gemeinden mitzunehmen, so auch im Petersdom an diesem Donnerstag
Morgen.
Ein Kernstück der Theologie und Spiritualität des Papstes stand im
Zentrum der Betrachtungen des Papstes zum Priestertum: Das gläubige Volk Gottes. In
seiner ungewöhnlich langen Predigt meditierte er anhand des Begriffs der „Freude“
das Priestersein, das ohne die Gemeinde gar nicht gedacht werden kann.
„Ich
finde drei bedeutsame Wesensmerkmale in der Freude des Priesters: Es ist eine Freude,
die uns salbt - nicht etwa uns „einölt“ und uns salbungsvoll-heuchlerisch, glanzliebend
und selbstgefällig-glatt macht; es ist eine unvergängliche Freude, und es ist eine
missionarische Freude, die auf alle ausstrahlt und alle anzieht, in umgekehrter Reihenfolge:
angefangen bei den Fernsten.“
Die Freude des Priesters
Diese
Freude salbe, weil sie sakramental verwandle; sie sei unzerstörbar, weil niemand etwas
wegnehmen oder hinzufügen könne, sie sei vollendet.
„Die Freude des Priesters
kann eingeschläfert oder blockiert werden durch die Sünde oder die Sorgen des Lebens,
aber in der Tiefe bleibt sie unberührt wie ein glühender Holzscheit unter der Asche
und kann immer neu entfacht werden. Die Ermahnung des Apostels Paulus an Timotheus
bleibt stets aktuell: Ich rufe dir ins Gedächtnis: Entfache das Feuer der Gabe Gottes
wieder, das dir durch die Auflegung meiner Hände zuteil geworden ist. (vgl. 2 Tim
1,6).“
Auf das dritte Kennzeichen ging der Papst ausführlich ein: Die Freude
des Priesters ist missionarisch. Sie steht immer in ganz enger Beziehung mit dem heiligen
gläubigen Volk Gottes, weil es sich um eine eminent missionarische Freude handelt.
„Und
da es eine Freude ist, die nur fließt, wenn der Hirt inmitten seiner Herde ist (auch
in der Stille des Gebetes ist der Hirt, der den himmlischen Vater anbetet, mitten
unter seinen Schafen), ist es eine von ebendieser Herde „gehütete Freude“. Selbst
in den Momenten der Traurigkeit, in denen sich alles zu verdunkeln scheint und der
Schwindel der Vereinsamung uns verführt – jene Momente der Apathie und der Interesselosigkeit,
die manchmal im Priesterleben über uns hereinbrechen (und die auch ich durchgemacht
habe) – sogar in diesen Momenten ist das Volk Gottes imstande, die Freude zu hüten,
kann es dich schützen, dich umarmen, dir helfen, das Herz zu öffnen und wieder neu
Freude zu finden.“
Die drei Schwestern: Armut, Treue, Gehorsam
Diese
priesterliche Freude habe drei Schwestern, führte der Papst in der Predigt weiter
aus: Die Schwester Armut, die Schwester Treue und die Schwester Gehorsam. Die erste
„Schwester“ beziehe sich vor allem darauf, dass ein Priester von sich selbst aus nichts
kann, nicht einmal bestimmen, was denn seine Identität also Priester sei.
„Viele
berücksichtigen, wenn sie von der Identitätskrise der Priester sprechen, nicht die
Tatsache, dass Identität Zugehörigkeit voraussetzt. Es gibt keine Identität – und
damit Lebensfreude – ohne aktive und engagierte Zugehörigkeit zum gläubigen Volk Gottes
(vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 268). Der Priester, der sich einbildet,
die priesterliche Identität zu finden, indem er introspektiv in sein Innerstes hinabtaucht,
wird dort wohl nichts anderes finden als Zeichen, die auf den „Ausgang“ verweisen:
Geh aus dir selbst heraus, geh hinaus und suche Gott in der Anbetung, geh hinaus und
gib deinem Volk, was dir anvertraut ist, und dein Volk wird dafür sorgen, dass du
spürst und erfährst, wer du bist, wie du heißt, was deine Identität ist, und es wird
dir hundertfach Freude verschaffen, wie es der Herr seinen Knechten versprochen hat.
Wenn du nicht aus dir herausgehst, wird das Öl ranzig und die Salbung kann keine Frucht
bringen. Aus sich herauszugehen verlangt, sich selbst zu entäußern, schließt Armut
ein.“
„Schwester Treue“ weise auf die Fruchtbarkeit des Priesteramtes hin:
Wenn er sich ganz gibt und seiner Aufgabe und seiner Gemeinde ganz treu bleibt, dann
bleibt er der Kirche als ganzes treu, der „lebendigen Kirche, mit Vorname und Nachname,
derer sich der Priester in seiner Pfarrei oder seiner Sendung annimmt“. Die dritte
„Schwester“ ist der Gehorsam, damit sei aber nicht nur der äußere Rahmen gemeint,
sondern auch die Einheit mit Gott dem Vater und auch den Gehorsam zur Kirche, die
sich vor allem in Verfügbarkeit ausdrücke.
„Die Bereitschaft des Priesters
macht die Kirche zum Haus der offenen Türen, zum Zufluchtsort für die Sünder, zur
Heimstätte für die, welche auf der Straße leben, zum Pflegeheim für die Kranken, zum
Zeltlager für die Jugendlichen, zum Katecheseraum für die Erstkommunionkinder… Wo
das Volk Gottes einen Wunsch oder eine Not hat, da ist der Priester zur Stelle, der
zuzuhören (ob-audire) weiß und einen liebevollen Auftrag Christi verspürt, der ihn
sendet, um mit Barmherzigkeit in jener Not zu helfen oder jene guten Wünsche mit kreativer
Nächstenliebe zu unterstützen.“
Priester und Volk
Und
noch einmal ging der Papst mit Bezug auf die Freude auf die Wichtigkeit des priesterlichen
Dienstes in Bezug auf das gläubige Volk Gottes ein:
„Wer berufen ist, soll
wissen, dass es in dieser Welt eine echte und vollkommene Freude gibt: die Freude,
aus dem Volk, das man liebt, herausgenommen zu sein, um zu ihm gesandt zu werden als
Spender der Gaben und der Tröstungen Jesu, des einzigen Guten Hirten. Voll herzlichen
Mitgefühls für all die Kleinen und die Ausgeschlossenen dieser Erde, die erschöpft
und unterdrückt sind wie Schafe ohne Hirten, wollte dieser viele mit seinem Dienst
vereinen, um in der Person des Priesters selber für das Wohl seines Volkes da zu sein
und zu wirken.“
Abschließend betete der Papst um Berufungen und das Feuer
der Freude, für die jungen Priester und die Freude in ihren Augen, für die „erwachsenen“
Priester und die ihnen die Lasten tragen helfende Freude und für die Alten, krank
oder gesund. Es sei ein „priesterlicher Donnerstag“, an dem er mit und für seine Priester
bete und feiere.