2014-04-09 09:53:27

Kirchenhistoriker Wolf hofft auf Archivöffnung zu Pius XII.


RealAudioMP3 Der deutsche Kirchenhistoriker Hubert Wolf hofft, dass Papst Franziskus die Vatikan-Archive zum Pontifikat von Pius XII. und zum Zweiten Weltkrieg für die Forschung öffnen wird. Das sagte er der österreichischen Nachrichtenagentur kathpress. Wissenschaftler wie er, die auf Akten- und Archivbestände des Vatikan angewiesen sind, blickten mit etwas Unruhe auf den neuen Papst: Er sei für Wissenschaftler wie ihn ein „Unsicherheitsfaktor“, so Wolf. „Für Johannes Paul II. und Benedikt XVI. war die Öffnung der Archive dieser Zeit im Blick vor allem auf die Frage des Holocausts und des Krieges prioritär. Sie gehörten einer Generation an, die von dieser Zeit lebensgeschichtlich betroffen war.“ Entsprechend sei ihnen die Archivöffnung ein persönliches Anliegen gewesen. Franziskus bringe nun andere Themen und andere Interessen mit. Ob die Archivöffnung daher kommt, stehe noch in den Sternen: „Das hat für Franziskus keine Priorität.“

Die Sorgen eines Kirchenhistorikers

Allerdings hat Franziskus dem Vernehmen nach mit seinem Freund, dem argentinischen Rabbiner Abraham Skorka, vor Kurzem über eine mögliche Archivöffnung gesprochen. Doch wird sich das bald ins Konkrete übersetzen? Wolf betont, es gehe ihm nicht darum, eine Art „Kriminalgeschichte“ des Christentums aus wissenschaftlicher Sicht zu schreiben oder zu bedienen, sondern darum, der Kirche zu einem „wahrhaftigen Umgang mit ihrer Vergangenheit“ zu verhelfen. Darin liege schließlich die „aufklärerische Arbeit“ der Kirchengeschichte – „dass sie ohne Wenn und Aber die Dinge auf den Tisch legt“.

Der Historiker räumt mit der Mär eines zensierten vatikanischen Archivwesens auf: „Es gibt dort keine Zensur“, sagt er. „Wenn etwas erst einmal geöffnet ist, wird es nicht im Nachhinein wieder in Teilen geschlossen.“ Die große Unbekannte im vatikanischen Archivwesen sei dabei die Größe des Archivs, die eine Archivierung und digitale Erfassung, wie man sie etwa aus dem deutschen oder österreichischen Staatsarchiv kenne, unmöglich mache. „Es ist so, als würde man Troja ausgraben: Man hat eine Ahnung, dass da irgendwo was sein muss, mehr nicht...“

(kap 09.04.2014 sk)








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