2014-04-07 15:25:00

Afghanistan: „Kein Kandidat setzt sich für Frauen ein“


RealAudioMP3 In Afghanistan wurde gewählt. Acht Kandidaten standen zur Wahl. Allerdings wurde keine Frau als Präsidentschaftskandidatin zugelassen. Darüber hat Radio Vatikan mit der Gründerin der Organisation „Freies Afghanistan“, Chekeba Hachemi, gesprochen, die sich u.a. für Frauen in dem Land einsetzt. Die Afghanin hat sie Schrecken der Taliban-Herrschaft am eigenen Leib erfahren müssen.

„Es war fast so, als dürften Frauen nicht existieren“, so Hachemi gegenüber Radio Vatikan. Frauen hätten in dieser Zeit keine Rechte gehabt. Bei der medizinischen Versorgung hätten sie zum Beispiel nicht das Recht gehabt, von Männern behandelt zu werden. Viele Frauen seien so vor den Krankenhäusern gestorben, erzählt die Afghanin. Seit dem Sturz der Taliban 2001 habe sich die Situation komplett verändert, zum Besseren, so Hachemi:

„Es gibt mehr als zwei Millionen kleine Mädchen und jungen Frauen, die zur Schule gehen. Man hat eine afghanische Verfassung erarbeitet, in der die Rechte der Frauen denen der Männer angepasst wurden. Bei den Parlamentswahlen wurde immer mindestens eine Frau aufgestellt. Das werden im Parlament fast 23 bis 24 Prozent sein.“

Dabei hätten vor einigen Jahren nur wenige Frauen gewusst, was ein Parlament sei, so Hachemi. Trotz des im Großen und Ganzen positiven Wandels gebe es keine Kandidatin auf das Präsidentenamt, berichtet sie weiter. Anwärterinnen seien aus fadenscheinigen Gründen abgelehnt worden. Zudem habe die jetzige Regierung auch insgesamt einen Schritt zurück gemacht.

„Man darf nicht vergessen, dass in den letzten zwei oder drei Jahren unter Präsident Karzai viel für die Fundamentalisten getan wurde. So wurde die Polygamie für Männer eingeführt. Auch bleibt die Vergewaltigung von Frauen durch den Ehemann straffrei. Und all dies nur, damit einige Fundamentalisten zufrieden sind.“

Den Abzug der NATO-Truppen sieht Hachemi mit Sorge. Viele Frauen seien aufgrund der letzten Jahre heute noch sehr verunsichert, fügt sie an. Zudem gebe es vor den Wahlen viele Gewaltandrohungen der Taliban. Daher würden viele Frauen auch nicht wählen gehen.

„Wählen ist eine politische Geste, und dafür werden sie ihr Leben nicht in Gefahr bringen. Das heißt, wenn ich heute in Kabul in Afghanistan für jemanden meine Stimme in die Urne werfe, weiß ich, dass dieser Kandidat nichts für mich tun wird. Politisch gesehen hat keiner der Kandidaten ein wirkliches Programm für die Frauen. Würde es einen Kandidaten geben, der für eine größere Präsenz der Frauen in der Politik wirbt, denke ich, dass die Frauen auch mehr wählen gehen würden. Aber das ist heute nicht der Fall.“
(rv 07.04.2014 fg)








All the contents on this site are copyrighted ©.