Afghanistan: „Kein Kandidat setzt sich für Frauen ein“
In Afghanistan wurde
gewählt. Acht Kandidaten standen zur Wahl. Allerdings wurde keine Frau als Präsidentschaftskandidatin
zugelassen. Darüber hat Radio Vatikan mit der Gründerin der Organisation „Freies Afghanistan“,
Chekeba Hachemi, gesprochen, die sich u.a. für Frauen in dem Land einsetzt. Die Afghanin
hat sie Schrecken der Taliban-Herrschaft am eigenen Leib erfahren müssen.
„Es
war fast so, als dürften Frauen nicht existieren“, so Hachemi gegenüber Radio Vatikan.
Frauen hätten in dieser Zeit keine Rechte gehabt. Bei der medizinischen Versorgung
hätten sie zum Beispiel nicht das Recht gehabt, von Männern behandelt zu werden. Viele
Frauen seien so vor den Krankenhäusern gestorben, erzählt die Afghanin. Seit dem Sturz
der Taliban 2001 habe sich die Situation komplett verändert, zum Besseren, so Hachemi:
„Es
gibt mehr als zwei Millionen kleine Mädchen und jungen Frauen, die zur Schule gehen.
Man hat eine afghanische Verfassung erarbeitet, in der die Rechte der Frauen denen
der Männer angepasst wurden. Bei den Parlamentswahlen wurde immer mindestens eine
Frau aufgestellt. Das werden im Parlament fast 23 bis 24 Prozent sein.“
Dabei
hätten vor einigen Jahren nur wenige Frauen gewusst, was ein Parlament sei, so Hachemi.
Trotz des im Großen und Ganzen positiven Wandels gebe es keine Kandidatin auf das
Präsidentenamt, berichtet sie weiter. Anwärterinnen seien aus fadenscheinigen Gründen
abgelehnt worden. Zudem habe die jetzige Regierung auch insgesamt einen Schritt zurück
gemacht.
„Man darf nicht vergessen, dass in den letzten zwei oder drei
Jahren unter Präsident Karzai viel für die Fundamentalisten getan wurde. So wurde
die Polygamie für Männer eingeführt. Auch bleibt die Vergewaltigung von Frauen durch
den Ehemann straffrei. Und all dies nur, damit einige Fundamentalisten zufrieden sind.“
Den
Abzug der NATO-Truppen sieht Hachemi mit Sorge. Viele Frauen seien aufgrund der letzten
Jahre heute noch sehr verunsichert, fügt sie an. Zudem gebe es vor den Wahlen viele
Gewaltandrohungen der Taliban. Daher würden viele Frauen auch nicht wählen gehen.
„Wählen ist eine politische Geste, und dafür werden sie ihr Leben nicht
in Gefahr bringen. Das heißt, wenn ich heute in Kabul in Afghanistan für jemanden
meine Stimme in die Urne werfe, weiß ich, dass dieser Kandidat nichts für mich tun
wird. Politisch gesehen hat keiner der Kandidaten ein wirkliches Programm für die
Frauen. Würde es einen Kandidaten geben, der für eine größere Präsenz der Frauen in
der Politik wirbt, denke ich, dass die Frauen auch mehr wählen gehen würden. Aber
das ist heute nicht der Fall.“ (rv 07.04.2014 fg)