2014-04-05 10:07:02

Befreiungstheologe Paulo Suess: Lateinamerika ist jetzt Weltkirche


RealAudioMP3 „Die katholische Kirche soll ein Garten sein, wo Schmetterlinge freiwillig hereinfliegen - und kein Netz, das sie einfängt."

So beschreibt Paulo Suess, einer der bekanntesten Vertreter der Befreiungstheologie, seine Arbeit mit indigenen Völkern in Brasilien. Er lebt und wirkt in Südamerika seit 1966. Kurz nach einer Privataudienz mit Papst Franziskus hat er Radio Vatikan am Freitagabend von seiner Arbeit in Südamerika erzählt. Suess ist ehemaliger Generalsekretär des Indigenen Missionsrates (CIMI).

Siebzig Prozent der Gemeinden haben in Brasilien keinen Sonntagsgottesdienst, weil es zu wenige Priester gibt. Der Theologe würde es begrüßen, wenn auch die Ältesten der Gemeinden diesen Dienst übernehmen könnten. Er fordert eine neue Generation mit pastoraler Courage:

„Es geht nicht um Rettung. Es geht um Gemeindebildung! Um diese Leute zu stärken, auch in einer gewissen Verlassenheit in diesen riesigen Gebieten, wo die Leute leben und gegen Hunger kämpfen. Es geht darum, sie dort nicht alleine zu lassen.“

Neue Aspekte des Christentums im Mittelpunkt

Suess merkt an, dass Papst Franziskus der lateinamerikanischen Kirche sehr gut tut. Er ist froh, dass Lateinamerika jetzt mit Papst Franziskus „Weltkirche ist“. Damit werden, seiner Meinung nach, eine neue Denkweise und neue Aspekte des Christentums in den Mittelpunkt gerückt:

„Papst Franziskus ist ganz nah bei Jesus. Man kann sich immer vorstellen, wie Jesus in bestimmten Situationen reagiert hätte. Das ist das Schönste, was man über einen Papst sagen kann, dass er kein Verwaltungsmanager von einer Großbank, sondern einer ist, der seine Freude aus der Nähe zu den Menschen schöpft. Darum geht er auch auf die Menschen zu, in Rio hat man das gut gesehen. Er umarmt Kinder, küsst Kranke – so kann man sich Jesus heute vorstellen.“

Bei der Missionsarbeit geht es laut Suess seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vorrangig um die Nächstenliebe, die Gottesliebe sowie die Bewusstseinsbildung und Verbreitung von Hoffnung.

„Da geht es nicht nur um Ökonomie. Da geht es auch um die Sinnfrage und die Zukunft. Diese Fragen verbinden uns heute alle in ähnlicher Weise – Ökologie und die Zerstörung der Natur. Und da geht es nicht nur um die Bäume, sondern auch um die Menschen, die auf der Erde leben. Das sind alles Aufgaben, die wir nur in einer Weltkirche bewältigen können.“

(rv 4.4.2014 no)








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