Die Friedensgespräche zwischen Palästinensern und Israelis sind wieder einmal in der
Sackgasse. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat angekündigt, er werde bei den Vereinten
Nationen die offizielle Anerkennung seines Staates beantragen. Die Beitrittsdokumente
habe er bereits unterschrieben. Außerdem strebe er den Beitritt Palästinas zu den
UNO-Unterorganisationen an. Die Friedensgespräche mit israelischer Seite, die vor
acht Monaten unter US-Vermittlung begannen, erklärt Abbas damit praktisch für gescheitert.
Jamel Khader ist Rektor des Priesterseminars im Lateinischen Patriarchat von
Jerusalem. Im Interview mit Radio Vatikan erklärt er, warum die Palästinenser nicht
mehr an einen Erfolg von Verhandlungen glauben.
„Wie sehen, dass die israelische
Regierung Benjamin Netanyahus keinen politischen Willen hat. Wir erwarten uns also
keine baldige Lösung des Konfliktes und sehen auch nicht, dass die Verhandlungen eine
gerechte Lösung ermöglichen könnten. Das ist der Grund, warum die Palästinenser keine
Hoffnung mehr auf Verhandlungen setzen und zugleich einen anderen Weg suchen, um zumindest
wirtschaftlich Druck auf Israel auszuüben – zum Beispiel durch den Boykott von Produkten
aus den Kolonien, und indem man zu den Vereinten Nationen geht, um von der ganzen
Welt als eigener Staat anerkannt zu werden.“
Für die Dauer der Friedensgespräche
hatten sich die Palästinenser verpflichtet, keine Initiativen gegen Israel auf internationalem
Parkett zu starten. Israel hatte dafür die Freilassung von 104 palästinensischen Häftlingen
versprochen. Die letzte Gruppe von 26 Palästinensern war aber nicht, wie eigentlich
vereinbart, am 29. März freigekommen. US-Außenminister John Kerry hat beide Seiten
zur Zurückhaltung aufgerufen. Dass der israelische Siedlungsbau immer noch nicht gestoppt
worden ist, sieht der Pater als weiteres Hindernis für eine Einigung:
„Wenn
Israel verhandelt, sieht es so aus, als ob es mit den Palästinensern reden würde,
doch de facto geht die Besetzung tatkräftig weiter, vor allem durch die Zerstörung
palästinensischer Häuser. Was wir auf dem Territorium beobachten, ist die Besiedelung
palästinensischen Gebietes, die militärische Besetzung und der Wille, damit weiterzumachen.
Der Plan, den Kerry vor Wochen brachte, besteht lediglich darin, die Besetzung zu
modifizieren, nicht sie zu beenden. Die Besiedlung, die Mauer und die restriktiven
Maßnahmen gegen das palästinensische Volk sind unser täglich Brot hier. Deshalb glauben
die Palästinenser nicht mehr an den Frieden, denn sie sehen ja nur Fakten, die dagegen
sprechen.“
Auch wenn die Papstreise ins Heilige Land vom 24.-26. Mai im
Zeichen der Ökumene steht, erhoffen sich Beobachter doch auch eine Stellungnahme des
Papstes zum gespannten Verhältnis zwischen Israelis und Palästinensern. Franziskus
wird bei Bethlehem auch palästinensische Flüchtlinge treffen.