Papst beim Angelus: Verschließt euch nicht vor dem Licht Christi
Die Begegnung mit
Gott macht demütig, geduldig und barmherzig. Das hat Franziskus an diesem Sonntag
anhand eines der Wunder Jesu verdeutlicht. Ausgehend von der Passage des Johannesevangeliums,
in der von der Heilung des Blinden und dem Streit mit den Juden die Rede ist, ging
der Papst beim Angelus-Gebet vor rund 50.000 Gläubigen auf den Zusammenhang zwischen
Sehen und Glauben ein.
„Dies ist ein Ausschnitt des Evangeliums, der
das Drama der inneren Blindheit vieler Menschen zeigt, auch unsere eigene: Denn auch
wir haben manchmal Momente innerer Blindheit. Unser Leben ist manchmal dem des Blinden
ähnlich, der sich dem Licht, Gott und seiner Gnade gegenüber geöffnet hat. Manchmal
aber ist es leider ein wenig wie das der Schriftgelehrten: Von der Höhe unseres Stolzes
aus richten wir die anderen und selbst den Herrn!“
Die Pharisäer hatten
Jesu Wunder bis zuletzt angezweifelt. Auch heute werde Barmherzigkeit nicht selten
mit Skepsis betrachtet, klagte der Papst:
„Viele Male gibt es angesichts
einer guten Tat, angesichts eines Werkes der Barmherzigkeit Geschwätz und Diskussionen,
denn es gibt einige Menschen, die nicht die Wahrheit sehen wollen. Der Evangelist
Johannes möchte unsere Aufmerksamkeit auch auf das lenken, was heute passiert, wenn
man ein gutes Werk tut.“
Dass der Blinde am Ende nicht nur das Augenlicht
gefunden habe sondern auch den Glauben sei „die größte Gnade“ für ihn gewesen, fuhr
der Papst fort. Die Skeptiker dagegen hätten sich mehr und mehr in Unglauben verstrickt:
„Während
der Blinde sich Stück für Stück dem Licht annähert, versinken die Schriftgelehrten
immer mehr in innerer Blindheit. Verschlossen in ihrer Überheblichkeit glauben sie,
dass sie schon erleuchtet sind; deshalb öffnen sie sich nicht gegenüber der Wahrheit
Jesu. Sie tun alles, um die Offensichtlichkeit zu leugnen. Sie zweifeln die Identität
des Geheilten an; leugnen die Heilung durch Gott, indem sie sagen, Gott wirke nicht
am Samstag, ja leugnen sogar, dass der Mann blind geboren sei. Ihre Verschlossenheit
gegenüber dem Licht wird aggressiv und mündet im Ausschluss des Geheilten aus dem
Tempel.“
Franziskus rief seine Zuhörer auf, ihr Leben gegenüber Christi
Wirken zu öffnen. Ist mein Herz offen für Gott oder ist es geschlossen?, sollten sie
sich fragen. Der Herr warte immer auf uns, bekräftigte Franziskus, für Umkehr sei
es deshalb nie zu spät.
„Heute sind wir dazu eingeladen, uns dem Lichte
Christi gegenüber zu öffnen, um unser Leben fruchtbar zu machen und die Verhaltensweisen
abzulegen, die nicht christlich sind – wir alle sind Christen, doch alle, wir alle,
verhalten uns manchmal nicht christlich und sündigen, nicht wahr? Hier müssen wir
uns bekehren. Solches Verhalten müssen wir ablegen, um entschieden auf dem Weg der
Heiligkeit weiterzugehen. Diese hat ihren Ursprung in der Taufe. Auch wir sind durch
Christus in der Taufe ,erleuchtet‘ worden, damit wir uns – wie uns der heilige Paulus
erinnert – wie ,Kinder des Lichtes‘ (Eph 5,8) verhalten können, mit Demut, Geduld
und Barmherzigkeit.“