D: Protestantische Debatte um Familienbild geht weiter
Der vorläufige Verzicht auf ein evangelisches Papier zum Thema Sexualethik ist nach
Darstellung des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine unmittelbare
Folge der kontroversen Debatte über das Familienbild. Die Debatte um das im vergangenen
Sommer veröffentlichte Familienpapier habe gezeigt, „dass in einigen wichtigen Grundsatzpunkten
deutlich Klärungsbedarf besteht", sagte Vizepräsident Friedrich Hauschildt vom EKD-Kirchenamt
in einem am Sonntag vom Radiosender WDR 5 ausgestrahlten Beitrag. „Es wäre nach Einschätzung
des Rates nicht klug, mit einem weiteren Text an die Öffentlichkeit zu gehen."
Die
ad-hoc-Kommission zur Sexualethik war zu Jahresbeginn gebeten worden, ihre Arbeit
zunächst nicht fortzuführen. Der Rat der EKD sehe keine Möglichkeit, die Ergebnisse
der Kommissionsarbeit in der laufenden Amtsperiode abschließend zu behandeln, hieß
es zur Begründung. Der nächste EKD-Rat, der im Herbst 2015 gewählt wird, könne entscheiden,
wie mit dem Thema Sexualethik und den Vorarbeiten umzugehen sei.
Die Orientierungshilfe
zur Familie war insbesondere in konservativen Kreisen der evangelischen Kirche auf
Kritik gestoßen, weil sie aus deren Sicht den Wert der Ehe nicht ausreichend würdigt.
Nach dem Streit über die Orientierungshilfe hatte der EKD-Ratsvorsitzende und frühere
rheinische Präses Nikolaus Schneider angekündigt, dass die evangelische Kirche ihr
Verständnis der Ehe klarer herausstellen wolle. Die Kammer für Theologie wurde beauftragt,
einen Text zum evangelischen Eheverständnis zu erarbeiten.