Um das Wort Gottes
nicht auszulöschen, muss jeder bescheiden und bereit sein, zu beten. Daran erinnerte
der Papst in der Frühmesse in der Casa Santa Marta an diesem Freitag. Bescheidenheit
und Beten seien die „Schlüssel“, um sich Gott zu nähern. Die größte Gefahr sei hierbei,
sich des Wortes Gottes zu bemächtigen, ohne bei Gott zu sein. Dies sei schlicht und
einfach Gier, so der Papst. Ausgehend vom Tagesevangelium aus Matthäus 21, also dem
Gleichnis von den bösen Winzern als Drohrede gegen die Hohepriester und Pharisäer,
sagte der Papst:
„Das ist das Drama dieser Leute und auch unser! Die Hohepriester
und Pharisäer haben sich des Wortes Gottes bemächtigt. Und das Wort Gottes wird zum
Wort des Menschen, es geht also um ihre eigenen Interessen, ihre eigenen Ideologien,
ihre eigenen Theologien… immer zu ihren Diensten. Jeder interpretiert dieses Wort
auf eigene Art und Weise, immer ausgehend von eigenem Interesse. Das ist das Drama
dieses Volkes. Damit dies beibehalten wird, töten sie. Das haben sie ja auch mit Jesus
gemacht.“
Als die Hohepriester und Pharisäer verstanden hatten, dass Jesus
über sie sprach, wollten sie ihn verhaften lassen und beseitigen, fuhr Franziskus
fort. Damit sei das Wort Gottes getötet worden, der Heilige Geist wurde somit „in
einen Käfig“ gesteckt. Dies geschehe auch heute noch, solange der Mensch nicht bereit
sei, auf die Erneuerung, die durch das Wort Gottes kommt, eingehen.
„Es
gibt jedoch einen Satz der Hoffnung. Das Wort Gottes ist in den Herzen dieser Hohepriester
und Pharisäer gestorben. Das kann auch in unseren Herzen geschehen! Aber das ist nicht
das Ende, denn das Wort Gottes besteht in jenen weiter, die bescheiden sind und das
Volk Gottes bilden. Sie versuchten Jesus zu verhaften, aber sie fürchteten sich vor
dem Volk Gottes, das ihn als einen Propheten ansah. Jene einfachen Menschen – die
Jesus folgten, weil ihnen seine Botschaft gut tat und ihre Herzen erwärmte – diese
Menschen hatte nicht Unrecht: Sie nutzten das Wort Gottes nicht einfach aus, um ihre
eigenen Interessen zu verfolgen, sondern weil sie sich dazu berufen fühlten, ein bisschen
besser und gut zu sein.“
Und was ist mit uns?, fragt sich Papst Franziskus
abschließend. Jeder müsse sich fragen, wie das Wort Gottes im eigenen Herzen fortbestehen
könne. Dazu seien zwei Dinge wichtig:
„Es geht um die Einstellung, dem Wort
Gottes zuzuhören. Als Erstes braucht es Bescheidenheit und als Zweites das Gebet.
Die Hohepriester und Pharisäer beteten nicht. Sie glaubten, dass sie ohne Gebet auskommen
konnten. Sie fühlten sich sicher und stark. Sie fühlten sich wie Götter. Bescheidenheit
und Gebet, so gehen wir weiter, um sein Wort hören und gehorchen zu können. Immer
in der Kirche, wohlgemerkt, also Bescheidenheit und Gebet in der Kirche! Und wir werden
nicht dasselbe Schicksal erleben wie die Hohepriester und Pharisäer, wir werden nicht
töten, weil wir glauben, dass wir das Wort Gottes verteidigen, aber stattdessen würden
wir ein Wort verteidigen, das ganz verschieden und weit von uns entfernt ist.“