Die Krim-Krise zwischen
Russland und der Ukraine wird die Migrationsströme in jener Region verzerren und für
massenhafte Auswanderungen sorgen. Darauf weist der Untersekretär des Päpstlichen
Migrantenrates, P. Gabriele Bentoglio, mit einiger Sorge hin. Der Vatikanvertreter
sprach in diesen Tagen bei einer Konferenz im russischen St. Petersburg. Zwar ging
es in der russischen Metropole nicht konkret um die Krim-Krise, im Gespräch mit unserem
Korrespondenten ging P. Bentoglio aber dennoch darauf ein:
„Wir im Westen
– also in Westeuropa - müssen uns auf eine Masseneinwanderung vorbereiten. Bereits
jetzt kommen ja die meisten Migranten nicht unbedingt vom Mittelmeer auf Booten, sondern
aus Osteuropa zu uns. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wird sicherlich
viele Menschen in jener Region dazu bewegen, ihre Häuser zu verlassen. Viele werden
nach Westeuropa auswandern wollen, aber auch Russland selber wird davon betroffen
sein. Denn Migranten werden dorthin flüchten, wo sie glauben, dass sie auf offene
Türen stoßen.“
Migration sei eines der Hauptmerkmale eines Konflikts, fügt
P. Bentoglio an. Er ruft die Regierungen in Kiew und Moskau auf, einen Dialog einzugehen.
„Wir
dürfen nicht vergessen, dass durch die Globalisierung jeder Konflikt mittlerweile
Einflüsse auch auf den entferntesten Staat der Welt haben kann. Deshalb geht uns die
Krim-Krise alle an, egal ob in Europa, Nordamerika oder Ozeanien. Die Ukraine hat
noch eine weitere Besonderheit, die wir mit berücksichtigen müssen: Sie grenzt sowohl
an Russland wie auch an die Europäische Union.“
Aber diese Brückenfunktion
wird die Ukraine wohl nicht mehr lange innehaben. Davon ist zumindest der griechisch-katholische
Priester Mychajlo Dymyd aus der Ukraine überzeugt. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt
er, er glaube nicht, dass Russland nur die Krim „annektieren“ wolle und damit dann
zufrieden sein werde.
„In Russland gibt es noch viele, die sich nicht damit
abfinden können, dass es die Sowjetunion nicht mehr gibt. Ich bin davon überzeugt,
dass der russische Präsident Wladimir Putin noch weitere Teile der Ukraine annektieren
will. Konkreter: Nach der Ukraine ist Moldawien dran, mit der Region Transnistrien.“
Bei
der russischen „Annektierungspolitik“ werde die ethnische Zugehörigkeit als Hebel
eingesetzt. In der Ukraine sei dies die russischsprachige Bevölkerung, die als Volksgruppe
innerhalb der Ukraine beschrieben werde, welche mit anderen Gruppen „im Konflikt“
stehe. Der griechisch-katholische Priester ist allerdings davon überzeugt, dass es
in der Ukraine nicht zu einem Bürgerkrieg kommen wird. Dies sei auch nicht auf der
Krim der Fall gewesen. Allerdings seien dort griechisch-katholische Priester in den
vergangenen Tagen „verfolgt“ worden, indem sie von Unbekannten entführt und kurze
Zeit später wieder freigelassen wurden.
„Aber ich habe nicht für die Christen
auf der Krim Angst, egal welcher Konfession sie angehören. Vielmehr denke ich, dass
die Krimtataren, die mehrheitlich Muslime sind, Angst haben sollten. Es gibt schon
Anzeichen von rassistischen Handlungen gegenüber dieser Minderheit. Stalin hatte sie
vor mehreren Jahrzehnten aus der Krim vertrieben, und wir laufen Gefahr, dasselbe
nochmals mitanschauen zu müssen.“