2014-03-17 12:49:22

Schweiz: Akademische Fortbildung für Imame gegen Fundamentalismus


RealAudioMP3 An der Universität Freiburg in der Schweiz entsteht ein akademisches Zentrum für Islam und Gesellschaft. Es ist – und das ist bemerkenswert – an der theologischen Fakultät angesiedelt. Über den Weg der Fortbildung von Imamen, Muslimen und allen, die sich für den Islam interessieren, will das Zentrum die Integration muslimischer Gläubiger in der Schweiz fördern. Dennoch wurde umgehend Kritik an dem akademischen Vorhaben laut. Nur vordergründig geht es um Geld. Der Kanton müsse bei Bildungsausgaben sparen, eine Investitionen in einen neuen Studiengang an der Universität sei nicht nachzuvollziehen, hieß es vonseiten bürgerlicher Parteien; die Investitionen sind im Vergleich freilich minimal. Gleichzeitig wurden Befürchtungen laut, ein solches Zentrum gefährde die katholische Identität der Universität Freiburg. Der Rektor, der Dominikaner und Fundamentaltheologe Guido Vergauwen, kann die Kritik nicht nachvollziehen.

Es ist ein fakultätsübergreifendes Angebot, und an dem einzelne Mitglieder der theologischen Fakultät gewisse Beiträge leisten können. Aber in keiner Weise wird Abbruch getan am katholischen Charakter der gesamten Fakultät. Ich bin der Meinung, es ist ein schlechter Dienst an einer Religion, die doch jetzt schon sehr stark vertreten ist in der zweiten und dritten Generation von Migranten, sie gesellschaftlich zu isolieren. Man muss ihnen die Möglichkeit geben, auch im akademischen Bereich, sich selbst und die Religion zu reflektieren, das trägt zur Integration bei.”

Vergangenen Donnerstag lud der Rektor zu einem Studientag über das geplante Zentrum. Mehr als 100 Fachleute, darunter Exponenten des Islam, sprachen über das Profil des Studienganges. Er soll Fragen des Schweizer Religionsrechtes und der Soziologie abdecken und auch akademische Kenntnisse über reformiertes und katholisches Christentum vermitteln. Die Kernfrage mancher Kritiker ist:

Könnte man sich nicht damit begnügen, das Thema des Islam religionswissenschaftlich-neutral zu behandeln, wie man das allenfalls auch für das Christentum machen könnte? Die muslimischen Partner, die auch in der Vorbereitungsgruppe mitgearbeitet haben, wollten das ausdrücklich nicht. Für sie geht es um ihre Religion, um ihr Bekenntnis, um den Dialog, die Möglichkeit ins Gespräch zu kommen mit Personen, die selber aus einer religiösen Überzeugung heraus dieses Gespräch angehen. Es handelt sich nicht um eine abstrakte Auseinandersetzung mit Religion, oder Islam oder Christentum, sondern um Begegnung mit Personen und die Frage, wie können wir uns gegenseitig unseren Glauben artikulieren und daraus ein besseres gegenseitiges Verständnis erzielen.”

Die Universität wird die Lehrenden selbst aussuchen, um eine akademische Qualifikation zu gewährleisten. Für so genannte islamische „Hassprediger“ wird das Zentrum für Islam und Gesellschaft per se unattraktiv sein, meint Pater Vergauwen.

Ich glaube, dass Hassprediger gerade nicht die akademische Auseinandersetzung suchen, so wie auch fundamentalistische Kreise im Christentum nicht unbedingt die Präsenz einer Theologie innerhalb der Universität anstreben. Ich habe in der Studientagung am Donnerstag kein einziges Wort von Hass gehört. Es gab freilich auch Rückfragen, aber keineswegs wird hier der Hass und das Unverständnis gegeneinander geschürt.”

(rv 17.03.2014 gs)








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