Kasper: Debatte um wiederverheiratete Geschiedene geht weiter
Die Debatte über die
Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion lässt sich nach Meinung von
Kardinal Walter Kasper nicht aufhalten. Das Problem betreffe zu viele Menschen, und
Papst Franziskus wolle eine Lösung, sagte er dem italienischen Magazin „Famiglia Cristiana“.
Gescheiterten Ehepartnern müsse die katholische Kirche nahe bleiben und ihnen Hilfe,
Beratung und Ermutigung anbieten. „Die Doktrin will kein Joch, keine Belastung sein,
sondern eine Einladung und Hilfe, um das Glück zu finden“, so der emeritierte deutsche
Kurienkardinal. „Diese Debatte lässt sich unmöglich aufhalten.“ Kasper stellte aber
klar, die katholische Lehre lasse sich nicht aufweichen, denn sie fuße auf den bindenden
Worten Jesu. Allgemeine Lösungen für Katholiken, die nach einer kirchlichen Eheschließung
und einer Scheidung erneut zivil heiraten, könne es nicht geben. Die jeweiligen Situationen
der Betroffenen seien „sehr, sehr verschieden“. Als Beispiel nannte er den Fall einer
Mutter, die von ihrem Mann verlassen wird und danach nicht zuletzt um der Kinder willen
einen neuen Partner heiratet, mit dem sie weitere Kinder hat. Der Bruch dieser zweiten
Beziehung würde neue Schuld mit sich bringen, so Kasper.
Er stellte die Frage
nach dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, die sich um ein christliches
Leben bemühen, in der Gemeinde engagiert sind und ihre Kinder christlich erziehen.
„Kann man ihnen die Vergebung verweigern?“, so Kasper. Jede Sünde könne vergeben werden,
wenn der Sünder ernsthaft darum bitte. „Für mich ist vor Gott keine Situation vorstellbar,
in der jemand in einer Schlucht ohne Ausweg gefangen ist. Das ist gegen die Barmherzigkeit
Gottes.“ Die Vergebung setze aber eine Nähe zur Kirche und ihren Lehren voraus. Darüber
wolle Papst Franziskus eine „freie, offene, auch öffentliche“ Debatte führen, so Kasper.
Kritik an der Diskussion um die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener
kam hingegen von dem italienischen Kardinal Carlo Caffarra. In der Zeitung „Il Foglio“
vom Samstag warnte der Erzbischof von Bologna energisch davor, die Unauflöslichkeit
der katholischen Ehe anzutasten, indem man Geschiedene zur Eucharistie zulasse. Entscheidungen
von Fall zu Fall dürfe es nicht geben, da sie einer Segnung der Scheidung gleichkämen.
Barmherzigkeit darf nach Caffarras Worten nicht mit „Heuchelei“ verwechselt werden.