Franziskus im Slum-Radio: „Das waren keine Kommunisten“
Papst Franziskus hat
argentinische Armenpriester vor dem Vorwurf in Schutz genommen, sie seien linkslastig
und lehnten die Amtskirche ab. „Die Arbeit der Priester in den Armenvierteln von Buenos
Aires ist nicht ideologisch“, sagte der Papst in einem Interview des argentinischen
Sozialradios Bajo Flores, das in den Armenvierteln von Buenos Aires viel gehört wird.
Das Gespräch wurde vor zwei Wochen in Rom aufgezeichnet und zum ersten Jahrestag der
Papstwahl am Donnerstag ausgestrahlt. Wer denke, die Armenpriester gehörten einer
„anderen Kirche“ an, verstehe nicht, wie sie in den Slums arbeiten. „Das Wichtige
ist die Arbeit“, so Franziskus.
In dem Gespräch ging der Papst auf Vertreter
der Befreiungstheologie in Argentinien ein. Die so genannten „Dritte Welt-Priester“
seien „keine Kommunisten“ gewesen, stellte Franziskus klar: „Sie waren große Priester,
die für das Leben kämpften.“ Namentlich ging es in dem Interview um den 1974 ermordeten
Priester Carlos Mugica, den konservative Kreise für einen „subversiven Kommunisten“
hielten. Gemeinsam mit einigen anderen Priestern der Bewegung „Sacerdotes para el
tercer Mundo“ wirkte Mugica in den „villas miserias“, den Armenvierteln von Buenos
Aires, und setzte sich für die benachteiligte Bevölkerung ein. Die Bewegung war bis
1976 aktiv und stand im Verdacht, mit dem Marxismus zu sympathisieren. Bischöfe begegneten
Mugica und seinen Mitstreitern mit Skepsis.
Nicht so Pater Bergoglio. Er hatte
als Erzbischof von Buenos Aires stets den rigorosen Einsatz dieser Geistlichen für
die Armen gewürdigt. „Franziskus ist ein Slum-Papst. Das ist kein Klischee“, bringt
Eduardo Najera, Direktor des Bajo Flores-Radios, das auf den Punkt. In Buenos Aires
verbrachte der heutige Papst einen großen Teil seiner Zeit mit den Armen und schickte
viele Priester zum Dienst in die Slums. Zur Befreiungstheologie hat er stets differenziert
Stellung genommen.