D: Kontroverse um Wiederverheiratete auch unter Bischöfen
Die deutschen Bischöfe habe ihre Vollversammlung in Münster beendet. In ihren Beratungen
haben sie unter anderem einen Neustart bei der wissenschaftlichen Erforschung sexuellen
Missbrauchs in der Kirche beschlossen. Sie einigten sich darauf, einen Forschungsverbund
mit Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung
des im Jahr 2010 bekannt gewordenen Missbrauchsskandals zu beauftragen.
Die
Debatte um die wiederverheirateten Geschiedenen wurde unter den Bischöfen kontrovers
geführt. Das hat der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx,
bei der Abschlusspressekonferenz eingeräumt. So sei es allerdings auch beim Konsistorium
in Rom gewesen. Debatte sei der Sache nicht abträglich.
„Der Heilige Vater
wünscht auch solche Debatten, die in geistlicher und theologischer Kompetenz geführt
werden, im Respekt vor der Meinung anderer. Das ist notwendig. Wie sollen sonst Ergebnisse
synodaler Art überhaupt in der Kirche zustande kommen? Das ist bei Konzilien so gewesen
und wird auch bei Synoden so sein. Für unsere Diskussion muss man berücksichtigen
dass es bei uns ja der Dialogweg war, den mein Vorgänger angeregt hat. Es ist noch
nicht im Stadium dass wir jetzt schon sagen können, wir haben ein fertiges Ergebnis.“
Die Frage der Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene sei komplex,
fügte Marx hinzu. Doch schon die Bewegung, die in den vergangenen zwei Jahren in die
Behandlung der Frage gekommen sei, stimme ihn zuversichtlich.
„In der Öffentlichkeit
bei uns, auch in der innerkirchlichen, wird die Schwierigkeit des Problems unterschätzt.
Hier geht es um grundsätzliche Fragen, das spüre ich auch bei der Diskussion im Konsistorium.
Es geht um die Frage, wie kann ich das Scheidungsverbot Jesus, das prominent im Neuen
Testament verankert ist, wie kann ich damit umgehen, welche Folgen hat das für die
kirchliche Haltung. Viele sagen, die Unauflöslichkeit der Ehe wird beeinträchtigt
wenn ich eine zweite Ehe akzeptiere. Aber dass wir erleben konnten beim Konsistorium,
dass das Referat von Walter Kasper diesen Bogen aufgespannt hat, das hätten wir uns
vor einem Jahr noch nicht vorstellen können. Ich habe auch gesehen, dass Kardinäle
die aus Gegenden kommen, wo das früher gar nicht so ein Thema war, mittlerweile davon
berührt sind.“
Die Deutsche Bischofskonferenz war eine der wenigen – neben
der österreichischen und der japanischen – die die Umfrageergebnisse veröffentlichten.
Kritik aus Rom kam daran nicht, bekräftigten Zollitsch und Marx.
Zur Causa
Limburg sagte Erzbischof Robert Zollitsch, der scheidende Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, es gelte die Entscheidung des Papstes abzuwarten. Der Limburger
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sei einen Tag nach der Vorlage des Finanz-Prüfberichts
zu seinem Bischofsbau nach Rom gereist und habe im Vatikan Gespräche geführt. Zollitsch
selbst war am 3. März nach Rom gereist, um den in monatelanger Arbeit zusammengestellten
und bislang geheim gehaltenen Prüfbericht dort vorzulegen. Er wünsche sich und habe
das auch im Vatikan gesagt, dass der Prüfbericht anschließend auch der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werde.
Mit Blick auf unterschiedliche Positionen der Bischöfe
sagte der 75-jährige Zollitsch, innerhalb der Bischofskonferenz gebe es eine Unsicherheit
des Übergangs, die in der Kirche allgemein festzustellen sei. „Dies zeigt sich in
einer großen Bandbreite und Einstellungsvielfalt, die die katholische Kirche der Gegenwart
kennzeichnet. Daraus folgt auch eine gewisse Pluralität der Beurteilungen, die gelegentlich
wohl auch zu Vorbehalten gegenüber manchen Themen führen kann.“
Die Bischöfe
wünschen sich über dies mehr Transparenz und Kontrolle bei den Kirchenfinanzen. Zugleich
mahnte Kardinal Marx zu Geduld. Eine eigene Arbeitsgruppe setze sich mit dem Themenfeld
systematisch auseinander und erarbeite Handlungsempfehlungen, sagte sein Vorgänger,
Erzbischof Robert Zollitsch. Sodann würden der Verwaltungsrat und der Verbandsausschuss
des Verbandes der Diözesen Deutschlands die Beratungen fortsetzen. „Wir verstehen
das wachsende Bedürfnis der Menschen zu wissen, über welches Vermögen die deutschen
Bistümer verfügen und für welche Zwecke diese Mittel verwendet werden“, so Zollitsch.
Er und Marx unterstrichen aber, dass es sich um ein sehr kompliziertes Vorhaben handele.
Ein Bistum sei nicht mit einem Wirtschaftsunternehmen vergleichbar. Zudem gebe es
zwischen den einzelnen Bistümern große, historisch gewachsene Unterschiede.