Zollitsch: Es kommen neue Herausforderungen auf uns zu
Die deutschen Bischöfe
starten an diesem Dienstag in Münster mit ihrem Arbeitsprogramm. Die derzeit 63 Mitglieder
der Deutschen Bischofskonferenz wollen sich über die Herausforderungen für die Kirche
in der Bundesrepublik austauschen, ehe sie am Mittwoch einen neuen Konferenz-Vorsitzenden
als Nachfolger für Erzbischof Robert Zollitsch wählen. Weiteres Thema der Konferenz
ist die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Kirche. Zudem beraten die Bischöfe
über den Dialogprozess der Kirche. Der auf fünf Jahre angelegte Dialog wurde 2010
im Zuge des Missbrauchsskandals auf den Weg gebracht.
Zollitsch plädiert
für „mehr Offenheit“ Der scheidende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,
Erzbischof Robert Zollitsch, hat die Kirche zu mehr Offenheit gegenüber der pluralen
Gesellschaft aufgerufen. „Viele Menschen sind mit der traditionellen Sprache und den
gewachsenen Symbolen unseres christlichen Glaubens nicht mehr vertraut“, sagte er
am Montagabend beim Gottesdienst zum Auftakt des Frühjahrstreffens der Bischöfe. Auf
die konkreten Probleme kam Zollitsch bei der Pressekonferenz am Montag zu sprechen:
„Uns
alle bedrängt durchaus die Frage, wie die Situation in Limburg auf die Menschen wirkt.
Vor genau einer Woche haben wir den Bericht in Rom der Bischofskongregation übergeben.
Auch Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat seine Stellungnahme abgegeben, denn
es müssen alle Stimmen beachtet werden. Das ist der Ausgangspunkt für eine Entscheidung,
die im Interesse des Bischofs, des Bistums und der gesamten Kirche in Deutschland
ist. Ich hoffe, dass diese Entscheidung bald folgen wird. Wir werden in diesen Tagen
gerade im Zusammenhang mit Limburg darüber beraten, wie wir den kirchlichen Finanzbesitz
noch transparenter der Öffentlichkeit darlegen können.“
Weiter betonte
Zollitsch, dass es zu Beginn der Versammlung nicht darum gehe, ein Profil des neuen
Vorsitzenden der Bischofskonferenz zu entwerfen. Viele hätten nämlich den Eröffnungsgottesdienst
und den ersten Versammlungstag mit dem Vorkonklave vor einem Jahr in Rom verglichen.
Es handele sich vielmehr um eine allgemeine Aussprache unter den Bischöfen.
„Papst
Franziskus hat in seinem neuen Schreiben ,Evangelii gaudium´ betont, dass die Stellung
der Bischofskonferenzen verstärkt werden soll im Sinne der Solidarität und auch ein
Stück Lehrautorität haben soll. Damit kommen neue Herausforderungen und neue Aufgaben
auf uns zu. Diesen Fragen gehen wir nach, bevor wir dann einen neuen Vorsitzenden
wählen. Das ist der Sinn dieser Aussprache.“
Die Versammlung werde auch
das Thema „Ehe und Familie“ behandeln, sozusagen als Vorbereitung auf die große Synode
im Vatikan. Es gehe um konkrete seelsorgerliche Antworten beispielsweise für wiederverheiratete
Geschiedene.
„Unsere Arbeitsgruppe hat einiges in diesem Bereich erarbeitet.
Wir werden gemeinsam darüber beraten und dann im nächsten Ständigen Rat – hoffe ich
zumindest – abschließend weitergeben. Die Bischofssynode, also die Sondersynode zu
der Papst Franziskus einlädt, wird sich dieser Frage widmen. Es geht dann darum, was
wir dort von unseren Erfahrungen und theologischen Einsichten mit einbringen können.“
Der
Studientag der Bischöfe ist dem Thema „Religionsfreiheit“ gewidmet, sagte Zollitsch
bei der Pressekonferenz. Damit wollen die deutschen Bischöfe ein Zeichen der Solidarität
mit allen verfolgten Christen weltweit setzen.
„Wenn wir schon dabei sind,
den Blick über unser eigenes Land auszuweiten, dann denke ich an die Situation in
der Ukraine und insbesondere auf der Krim. Durch die Besetzung auf der Halbinsel ist
die Gefahr eines Krieges mitten in Europa sehr groß. Wir appellieren, dass solche
Probleme diplomatisch gelöst werden.“