2014-03-09 10:55:33

Fastenexerzitien des Papstes in den Albaner Bergen


RealAudioMP3 An diesem Sonntagnachmittag fahren Papst Franziskus und seine engsten Mitarbeiter per Bus in die Albaner Berge hinüber. In dem Städtchen Ariccia, keine dreißig Kilometer von Rom entfernt, wollen sie Fastenexerzitien halten – bis zum kommenden Freitag. Vieles an diesen Exerzitien für die Kurienspitze ist neu: die Anfahrt im Bus, die Auswahl eines römischen Pfarrers als Exerzitienmeister und, vor allem, der Ort. Erstmals seit Vatikanisten-Gedenken findet der geistliche Rückzug nämlich außerhalb des Vatikans statt.

Ariccia kennt jeder Römer: Der Ort ist malerisch gelegen, man blickt von hier oben bis zum Mittelmeer, und in den „fraschette“, den traditionellen Gasthäusern, kann man Spanferkel essen, die köstliche „porchetta“. Vor allem aber stehen hier eine von Bernini gestaltete Kirche und der Palazzo Chigi, einer der prunkvollsten Paläste der Region Latium. 1963 ging Arriccia in die Filmgeschichte ein: Da diente nämlich der Palazzo Chigi als Drehort für den berühmten Film „Il Gattopardo“, zu deutsch „der Leopard“. Burt Lancaster, Alain Delon und Claudia Cardinale tanzten in dem Visconti-Streifen durch die perfekt erhaltenen Säle aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Vier Kardinäle und der Barock-Papst Alexander VII. (1655-1667) gehörten zu den Chigis, die als Bankiers angefangen hatten. Alexander VII. – das ist der Papst, der Bernini den Auftrag zu den Kolonnaden des Petersplatzes gab.

Allerdings zieht sich Papst Franziskus mit der Kurienspitze nicht direkt in den Ort Ariccia zurück, sondern in ein Exerzitienhaus zwei Kilometer landeinwärts, mitten im Wald, hoch über dem Albaner See. Der moderne Gebäudekomplex (124 Zimmer, fünf Kapellen) gehört der Gesellschaft vom heiligen Paul, gegründet 1914. Der Jesuit Franziskus misst Besinnungstagen einen hohen Stellenwert bei, ganz im Geist des Gründers seines Ordens: Ignatius von Loyola entwickelte im 16. Jahrhundert die Geistlichen Exerzitien, die jedes Mitglied des Ordens durchführt.

Noch in der letzten Woche hat Franziskus bei einer Audienz die geistliche Kraft von Exerzitien gerühmt und die Gläubigen dazu ermutigt. Solche Tage seien eine Einladung, die Schönheit und Liebe Gottes neu zu erleben, deshalb wünsche er sich für seine Kirche viele Exerzitienhäuser, sagte er.

Stundenlange Meditation

Nach seiner Ankunft an diesem Sonntagabend gehorchen die Tage einem strengen Ablaufplan. Um 7.30 Uhr feiert Franziskus die Morgenmesse; nach dem Frühstück folgen von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr Meditationen. Sie werden von 16 Uhr bis 18 Uhr fortgesetzt. Die geistlichen Übungen enden mit einer Vesper und der eucharistischen Anbetung. Abendessen ist um halb acht. Am Freitagvormittag kehrt Franziskus zurück in den Vatikan. Mit dem Papst nehmen etwa achtzig Personen an den Exerzitien teil.

Rund um den Palazzo Chigi in Ariccia hoffen die Einwohner, dass der Papst es in den nächsten Tagen auch mal zu ihnen schafft. Franziskus' kunstbegeisterter Vorgänger Benedikt XVI. hat die prächtigen Räume des Palazzo vor ein paar Jahren besucht: Man sagt, er habe auf einem der historischen Flügel eine Mozart-Etüde gespielt.

(kna/rv 09.03.2014 sk)








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