Schweiz: Bischöfe sprachen offen über innere Spannungen
Die Schweizer Bischöfe
haben sich bei ihrer Frühjahrsversammlung u.a. auch mit den Spannungen rund um das
Bistum Chur befasst. Für das kommende Wochenende sind Kundgebungen für oder gegen
den dortigen Bischof Vitus Huonder geplant. Mehrere katholische Organisationen hätten
sich im Vorfeld an die Schweizer Bischofskonferenz gewandt, sagt im Gespräch mit Radio
Vatikan der Präsident der Bischofskonferenz und Bischof von St. Gallen, Markus Büchel.
Bei einer Kundgebung in St. Gallen werden die Organisatoren einen Brief an Bischof
Büchel überreichen.
„Es wird rumort, dass in dieser Botschaft Schritte verlangt
werden, die die Bistumsleitung von Chur betreffen. Wir Bischöfe haben jetzt entschieden,
dass ich die Botschaft in St. Gallen entgegennehme. Sie ist zu Händen der Bischofskonferenz.
Wir werden sie dann beurteilen und was in unserer Kompetenz ist, werden wir die weiteren
Schritte bestimmen. Was in den Kompetenzbereich der Bischofskongregation im Vatikan
gehört, werden wir dort weiterleiten.“
Auch während der Versammlung in
St. Antoni im Kanton Fribourg war diese Woche Spannung zu spüren, gibt Bischof Büchel
zu. Die 16 Mitglieder der Bischofskonferenz hätten „offen diskutiert“ und sich „nichts
vorgemacht“, so Büchel.
„Aber die Spannung ist ja nicht nur produziert durch
eine Person – also Bischof Vitus Huonder allein – sondern auch mit dem ganzen Umfeld.
Wir haben uns vor allem auch über die Kommunikation ihrer Themen auseinandergesetzt
und wie in das Churer Bistum hinein und auch darüber hinaus der Umgang mit den Medien
in die ganze Schweiz hinein darüber kommuniziert wird. Das beunruhigt. … Daher haben
wir gesagt, dass die Kommunikation unter den Bistümern sich verbessern muss.“
Einigkeit
im Grundsatz
Die Bischöfe seien in einem Punkt gleicher Meinung: in
den Grundsatzfragen des Glaubens seien sie sich alle einig. Die Spannungen seien nämlich
entstanden, nachdem „gewisse Seiten“ die „Rechtgläubigkeit“ der Bischöfe in Zweifel
zogen, so der Präsident der Bischofskonferenz. Dies sei anhand von konkreten Themen
geschehen. Eines davon wurde auch während der Bischofsversammlung behandelt:
„Die
Gender-Frage. Dieses Thema ist etwas, was derzeit sehr für Wirbel sorgt durch das
Vorpreschen von Bischof Huonder. Er hat aus einer sehr ideologischen Sichtweise dieses
Thema behandelt in Zusammenhang mit der Menschenrechtsfrage. Huonders Brief hatte
große Reaktionen hervorgerufen. Wir Bischöfe sind jedoch seit längerem daran, ein
Dokument über das Thema zu verfassen. Wir möchten das sehr breit angehen, aber es
ist schade, dass das Thema bereits jetzt schon so eng behandelt wurde.“
Dokument
zur Eucharistie
Während die Bischöfe in der Westschweiz ihre Versammlung
abhielten, hat eine Pressekonferenz in Zürich für Schlagzeilen gesorgt: Am Dienstag
hatte der Zürcher Generalvikar Josef Annen ein angeblich anstehendes Dokument der
Schweizer Bischöfe angesprochen, in der es um die Ökumene und vor allem um die Eucharistie
bei gemischt-konfessionellen Ehen gehen sollte. Dazu Bischof Büchel:
„Wir
arbeiten daran. Es ist nämlich ein Auftrag der letzten Visitation und es geht um die
Anpassung unserer Dokumente aufgrund des ökumenischen Direktoriums aus den 90er Jahren.
Das haben wir bisher noch nicht abgeschlossen. Aber ein solches Thema ist immer schwierig
in der Schweiz, da gibt es die Deutschweizer, die einen anderen Umgang mit Ökumene
als die Westschweizer haben usw. Es ist ein Dokument, das nichts Neues sagt aber einiges
wieder neu sagt, was eigentlich Lehre der Kirche ist. Das ist nicht immer sehr opportun
in gewissen Situationen, zeigt aber, dass es wichtig ist, das man dazu Stellung nimmt.“