2014-02-26 11:59:33

Vatikan: Breite Debatte über wiederverheiratete Geschiedene


Die in Rom versammelten Kardinäle haben über das Thema der wiederverheirateten Geschiedenen breit und kontrovers diskutiert. Das berichtete der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, nach seiner Rückkehr vom Konsistorium, das vergangene Woche hinter verschlossenen Türen im Vatikan stattfand. Dass pastorale Fragen unter den Kardinälen in Anwesenheit des Papstes in dieser Bandbreite erörtert worden seien, sei etwas Neues, betonte Kardinal Marx. Kardinal Walter Kasper habe mit seinem Impulsreferat die „Ouvertüre“ zu einer Diskussion geliefert, die nicht so schnell zu Ende gehen werde, ohne dass eine Entscheidung vorweggenommen worden sei. Nun müssten sich auch andere Theologen daran beteiligen.

Marx hält es für nicht sinnvoll, Kaspers Vortrag über Familienseelsorge geheim zu halten. Der Text sei in 200 Exemplaren im Umlauf, daher werde er in wenigen Tagen auch seinen Weg in die Öffentlichkeit finden, sagte der Kardinal in dem Mediengespräch vom Dienstag. Letztlich habe aber der Papst über eine Publikation zu entscheiden. Franziskus hatte Kasper beauftragt, vor den Kardinälen über das Thema Familie zu sprechen. Anschließend lobte der Papst die „profunde Theologie“ des Vortrags. Die theologische Grundlegung in Kaspers rund zweistündigem Vortrag sei unstrittig gewesen, so Marx. In der Debatte über den zweiten Teil des Vortrags hätten etwa die Hälfte der einhundert anwesenden Kardinäle selbst Stellung bezogen.

Kasper habe in diesem zweiten Teil vor allem Fragen gestellt, erläuterte Marx. Dabei sei es ihm weder um ein generelles Nein noch ein generelles Ja zum Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene gegangen. Zwischen diesen Polen müssten vielmehr Wege für Einzelfalllösungen gesucht werden. Theologisch habe Kasper dafür plädiert, die bisherige Lehre der Kirche zur Familie weiterzuentwickeln, ohne mit ihr zu brechen. Dass dies möglich sei, habe das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) bewiesen.

Marx sagte, er habe diesen Ansatz mit seiner eigenen Wortmeldung unterstützt. Die Unauflöslichkeit der Ehe sei nach biblischem Zeugnis „keine moralische Leistung des Menschen, sondern eine Verheißung“. Sakramente dürften auch nicht als „Disziplinierungsmittel“ missverstanden werden. Es gehe darum, Menschen, die darum bäten und in einer zweiten Partnerschaft sittliche Verpflichtungen eingegangen seien, diese „Medizin“ nicht zu verweigern. Ziel sei nicht ein neues Reglement, sondern eine Hilfestellung für Pfarrer, mit solchen Situationen umzugehen.

(kna/rv 26.02.2014 gs)








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