„Woher kommen die
Kriege bei euch, woher die Streitigkeiten?“ Um diese Frage aus der Ersten Lesung,
dem Jakobusbrief, kreiste an diesem Dienstag die Predigt des Papstes bei seiner Frühmesse
in der Casa Santa Marta. Auch im Markusevangelium wird gestritten: Die Jünger Jesu
ringen darum, wer unter ihnen der „Größte“ sei. Eindringlich betonte Papst Franziskus:
„Sobald sich die Herzen voneinander entfernen, entsteht Krieg“. „Hier fünf Tote, dort
vier, die ermordet wurden, woanders wieder fünf Tote und wieder woanders noch mehr
Opfer“, zitierte der Papst Schlagzeilen aus den Medien. „Wer von uns hat eigentlich
geweint, als er das gelesen hat?“
„Wir sind daran gewöhnt, diese Dinge zu
lesen! Und wenn wir nur die Geduld hätten, alle Kriege aufzulisten, die es jetzt in
der Welt gibt, dann würden wir sicherlich auf viele Seiten kommen. Es scheint doch,
als hätte sich der Geist des Krieges unser bemächtigt! Festakte werden veranstaltet,
um an den 100. Jahrestag dieses Großen (Ersten Welt-)Krieges zu erinnern und an so
viele Millionen Toten... Alle sind schockiert! Aber heute bleibt es doch das Gleiche:
Anstelle eines Großen Krieges haben wir überall viele kleine Kriege und getrennte
Völker. Um die eigenen Interessen durchzusetzen, töten sie, sie morden einander.“
Als
er in seiner Kindheit die Geschichte von Kain und Abel gehört habe, sei er schockiert
gewesen, erzählte der Papst. „Wie kann denn einer seinen eigenen Bruder totschlagen?“,
fragte er. „Aber jetzt sind wir an so etwas gewöhnt.“ Der Erste Weltkrieg habe die
Menschen noch erschüttert. Der große Krieg von heute aber schockiere nicht mehr, denn
er verstecke sich hinter dem täglichen „fünf Tote hier“, „vier Tote da“ in den Zeitungsüberschriften.
Also,
„woher kommen die Kriege bei euch, woher die Streitigkeiten?“, fragte der Papst wieder.
Den Hass und die Feindschaften kaufe man doch nicht einfach auf dem Markt ein. Nein:
„Die Kriege sind hier, im Herzen.“ Aus Ehrgeiz, aus Hass, aus rassischem Neid stürben
so viele Menschen. „Die Leidenschaft bringt uns zum Krieg“, so der Papst.
„Und
die Konsequenzen? Denkt doch einmal an die Kinder in den Flüchtlingslagern… Denkt
nur an sie! Das ist die Frucht des Krieges. Und wenn ihr wollt, dann denkt auch noch
an die großen Säle und an die Feste, die die Herren der Waffenindustrie dort feiern.
Die Herren, die die Waffen herstellen, welche dort enden: Ein krankes, hungerndes
Kind, ein Flüchtlingslager und die großen Feste, das schöne Leben, das sich die machen,
die die Waffen herstellen.“
Konflikte führten oft zu seltsamen Situationen,
denn „wir streiten weiter, um den Streit zu lösen“, sagt Franziskus. „Was ist denn
da in unseren Herzen los?“ Der Apostel Jakobus gebe einen einfachen Rat: „Erkennt
das eigene Elend. Nähert euch Gott an, dann wird auch er euch nahe sein.“ Es sei unser
eigenes Elend, das den Krieg schaffe: im Land, in der Region, sogar bei uns zu Hause.
„Wie
viele kaputte Familien gibt es, nur weil die Mutter und der Vater nicht in der Lage
sind, auf dem Weg des Friedens miteinander zu gehen, und den Krieg vorziehen, sich
anzeigen… Der Krieg zerstört doch! Woher kommen die Kriege bei euch und die Streitigkeiten?
Das Herz! Ich schlage euch vor, für den Frieden zu beten, für den Frieden, der nur
noch ein Wort zu sein scheint und nichts weiter!“
„Wer von uns hat geweint?“,
fragte der Papst noch einmal. „So viele Tote. Ihr müsst euer Lachen in ein Weinen,
eure Fröhlichkeit in Traurigkeit ändern“, forderte er. Das sei die Pflicht eines Christen
angesichts der vielen Kriege überall: Weinen, trauern, sich erniedrigen.