Kardinal Ricard über wiederverheiratete Geschiedene
Bei den internen Kardinalsberatungen mit dem Papst letzte Woche hat sich ein möglicher
Weg gezeigt, wie die Kirche stärker auf wiederverheiratete Geschiedene zugehen könnte.
Das gab der Erzbischof von Bordeaux, Kardinal Jean-Pierre Ricard, im Gespräch mit
der Zeitschrift „Famillie Chrétienne“ zu erkennen. Es gehe nicht darum, die Enzyklika
Humanae Vitae Pauls VI. in der Schublade verschwinden zu lassen noch die katholische
Lehre der Zeit anzupassen, sondern Betroffenen einen Weg anzubieten, der zu ihrer
Wiederzulassung zu den Sakramenten führen könne. Am Ausgangspunkt müssten das tatsächliche
Scheitern der ersten Ehe und die Tatsache stehen, dass aus der zweiten Ehe Kinder
geboren worden seien. Dann müsse der Betreffende den wirklich starken Wunsch nach
dem Sakramentenempfang und den Willen haben, seinen Kindern den Glauben weiterzugeben.
Hier könnte ein individueller Weg der inneren Buße beginnen, der von der Kirche begleitet
werde. Einen Automatismus dürfe es allerdings nicht geben, so Kardinal Ricard, sonst
werde der Begriff der christlichen Barmherzigkeit banalisiert. Der Weg der Buße und
zurück zu den Sakramenten könne auch keine allgemeine Norm werden, sondern nur in
konkreten Einzelfällen beschritten werden.