Die Ergebnisse der Familienumfrage in Frankreich sind da: Die aktuelle Familienpastoral
sei „ungenügend“, resümiert die Französische Bischofskonferenz die Antworten auf die
vatikanische Befragung. Auf der Homepage der französischen Bischöfe bezeichnet der
Vize-Vorsitzende der Bischofskonferenz, Pierre-Marie Carré, die Ergebnisse als einen
„Anstoß zum Nachdenken für die Kirche in Frankreich“. Die starke Beteiligung von Familien,
kirchlichen Gruppen und Einzelpersonen zeige das große Interesse der Franzosen und
illustriere auch den hohen Stellenwert der Familie. Auf 2.000 Seiten ist die Auswertung
der Antworten auf die vatikanische Familienumfrage zusammengefasst.
Zwischen
Theorie und Praxis Auch in Frankreich sei eine Trennung von Kirchenlehre und
Praxis der Katholiken festzustellen. Das betreffe vor allem die Bereiche der Empfängnisverhütung
und die Frage nach der Sakramentenspendung an geschiedene Wiederverheiratete. Die
Lehre der Kirche werde bei diesen Themen zum Teil gänzlich ignoriert, heißt von der
Bischofskonferenz. Die Katholiken würden zudem bemängeln, dass das Lehramt den konkreten
Problemen der Familien keine Aufmerksamkeit schenke. Es werde vorgeschlagen, sich
statt auf die kirchliche Lehre lieber direkt auf die Heilige Schrift zu beziehen.
Darüber hinaus müsse die Rolle des persönlichen Gewissens bei den Entscheidungen der
Paare stärker respektiert werden.
Orthodoxe Lösung und mehr Offenheit gegenüber
Homosexuellen gefordert Bei den Fragen nach dem Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten
wünschen sich die französischen Katholiken, die sich an der Umfrage beteiligt haben,
mehrheitlich die Möglichkeit einer zweiten kirchlichen Trauung. Konkret schlage man
die „orthodoxe Lösung“ vor. In den orthodoxen Kirchen dürfen Geschiedene nach einer
Bußzeit wieder heiraten, solange es sich um eine „stabile Beziehung“ handele.
Was
die Einstellung zur Homosexualität angeht, wünschen sich Franzosen mehr Offenheit,
doch ohne dass die Kirche auf ihre Lehre zur christlichen Eheschließung verzichten
solle. Den Vorschriften zur Geburtenregelung folgten unter Frankreichs Katholiken
nur wenige.