Papst an die neuen Kardinäle: „Ihr tretet nicht in einen Hofstaat ein“
Mit der Aufnahme in
das Kardinalskollegium würden die 19 neuen Kardinäle nicht in einen Hofstaat eintreten,
sondern in die Kirche Roms. Das betonte Papst Franziskus am Sonntag bei der Messe
für die neuen Kardinäle im Petersdom. In seiner Predigt richtete er sich auch an die
bisherigen Träger der Roten Hüte: Franziskus rief das gesamte Kardinalskollegium zur
Einheit untereinander auf, sowie zur Unterstützung und zur Zusammenarbeit mit ihm,
dem Papst.
Es war eine besondere Dankesmesse: Einen Tag nach seinem ersten
ordentlichen Konsistorium stand der Gottesdienst mit Papst Franziskus und den 19 neuen
Kardinälen in der Petersbasilika im Zeichen der Weltkirche. So wurden etwa die Fürbitten
zum Großteil in verschiedenen, asiatischen Sprachen gehalten. In seiner Predigt unterstrich
Franziskus, dass Jesus nicht gekommen sei, „um uns gutes Benehmen, das Benehmen der
feinen Gesellschaft zu lehren!“ Dazu hätte Jesus nicht vom Himmel herabsteigen und
am Kreuze sterben müssen, so der Papst wörtlich und wiederholte den Appell aus der
ersten Lesung: „Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig!“
„Christus
ist gekommen, um uns zu retten, um uns den Weg, den einzigen Ausweg aus dem Fließsand
der Sünde zu zeigen, und dieser Weg ist die Barmherzigkeit. Heilig zu sein, ist kein
Luxus, es ist notwendig für das Heil der Welt.“
Diese Worte seien für alle
Christen bestimmt, heute aber – ein Tag nach dem Konsistorium – seien sie besonders
an die neuen Kardinäle gerichtet. Denn einem Kardinal werde eine ganz besondere „Haltung
der Heiligkeit“ abverlangt, so Franziskus in seiner Predigt weiter. Ein Kardinal müsse
einen „größeren“ Einsatz für die Kirche zeigen. Dieser sei sowohl im eigenen Glauben,
als auch im Verhalten dem Nächsten gegenüber zu leisten. Ein Mitglied im Kardinalskollegium
müsse darum ein „Mehr an ungeschuldeter und selbstloser Liebe“ aufbringen, hob der
Papst hervor.
„Genau in diesem Mehr an ungeschuldeter, selbstloser Liebe
besteht die Heiligkeit eines Kardinals. Lieben wir darum diejenigen, die uns feindlich
gesonnen sind; segnen wir, die schlecht über uns sprechen; grüßen wir mit einem Lächeln,
die es vielleicht nicht verdienen; trachten wir nicht danach, uns zur Geltung zu bringen,
sondern setzen wir rechthaberischer Gewalt die Sanftmut entgegen; vergessen wir die
erlittenen Demütigungen. Lassen wir uns immer vom Geist Christi leiten, der sich selbst
am Kreuz geopfert hat, damit wir ,Kanäle´ sein können, durch die seine Liebe fließt.
Das ist die Einstellung, das ist das Verhalten eines Kardinals.“
Franziskus
mahnte die Kardinäle, das Verhalten Gottes zur Regel ihres eigenen Handelns zu machen.
Die christliche Heiligkeit sei darum auch nicht Werk des Menschen selbst, sondern
Frucht der – gewollten und praktizierten – Folgsamkeit gegenüber dem Geist Gottes:
„Vermeiden
wir alle höfische Gewohnheiten und Verhaltensweisen wie Intrigen, Tratsch, Seilschaften,
Günstlingswirtschaft, Bevorzugungen, und helfen wir uns gegenseitig, sie zu vermeiden.
Zu den besonderen Aufgaben des Kardinals gehören die Güte, das Verzeihen, das Dienen
bis hin zur Feindesliebe und die Barmherzigkeit. Auf keinen Fall darf ein Kardinal
die Pflichten gegenüber dem Nächsten vernachlässigen. Unbedingt gilt es, Egoismus
und Stolz zu vermeiden.“
Franziskus rief die Kardinäle auch zu Beständigkeit
und Verlässlichkeit auf: „Unser Ja sei ein Ja und unser Nein ein Nein“, betonte er
in seiner Predigt. Er bat sie außerdem, ihm, dem Papst, in Gebet, Ratschlag und Zusammenarbeit
nahe zu sein. Er erinnerte an die zweite Lesung: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes
Tempel seid? … Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr“ (1 Kor 3,16-17).
„In
diesem Tempel, der wir sind, wird eine Lebensliturgie gefeiert: die der Güte, des
Verzeihens, des Dienens – in einem Wort: die Liturgie der Liebe. Dieser Tempel wird
gleichsam entweiht, wenn wir die Pflichten gegenüber dem Nächsten vernachlässigen.
Wenn in unserem Herzen der Kleinste unserer Brüder Raum findet, dann ist es Gott selber,
der dort Raum findet. Wenn jener Bruder ausgesperrt wird, ist es Gott selber, der
keine Aufnahme findet. Ein Herz ohne Liebe ist wie eine entweihte Kirche, die dem
Gottesdienst entzogen und für anderes bestimmt ist.“