Ansprache von Erzbischof Pietro Parolin zu Beginn der Zeremonie der Kardinalserhebung
im Petersdom. Heiliger Vater, mit bewegtem und bangem Herzen grüße ich Sie ergeben
in meinem Namen und im Namen der anderen Bischöfe, die Eure Heiligkeit heute dem Kardinalskollegium
hinzu fügen will. Wir grüßen mit gleicher Zuneigung und Ehrerbietung den emeritierten
Papst, seine Heiligkeit Benedikt XVI., froh über seine Anwesenheit unter uns. Ich
möchte gerne die vielen Gedanken und Gefühle, die in unserem Geist herumgehen, zusammenfassen
und in zwei Worten ausdrücken. Das erste Wort ist „Danke“. Danke, Heiliger Vater,
für das große Vertrauen, dass Sie uns schenken! Diesem Vertrauen wollen wir begegnen,
mit Treue, Großzügigkeit und Standhaftigkeit dem Ruf folgen, wie er in der Symbolfarbe
Rot sichtbar ausgedrückt ist und in den Worten, wie das Aufsetzen des Biretts begleiten:
Bereit zu sein, „unerschrocken und mit aller Kraft bis hin zum Vergießen des Blutes“
uns einzusetzen für die Förderung des christlichen Glaubens, für den Frieden und das
Wohlergehen des Volkes Gottes und für die Freiheit und die Ausbreitung der Heiligen
Römischen Kirche.“
Wenn wir von Beginn unseres Berufungsweges an und Dank
der guten Vorbilder so vieler Schwestern und Brüder, die uns während der verschiedenen
Phasen unseres Lebens begleitet haben, die Gnade erhalten haben zu verstehen dass
Jünger Jesu sein heißt, sich auf ein Abenteuer der Heiligkeit und der Liebe einzulassen
und dass dass sein Maß ist, kein Maß zu haben und dass das auch die Gabe des eigenen
Lebens heißen kann - wie es so vielen Christen auf der Welt passiert ist und immer
noch passiert - dann ratifizieren wir sozusagen heute öffentlich und feierlich diese
Entscheidung. Kardinal zu sein erteilt uns den Auftrag zu einem kirchlichen Dienst
mit noch einmal mehr Verantwortung und verlangt von uns eine noch größere Bereitschaft,
wie der Sohn Gottes zu leben, der mitten unter uns gekommen ist wie einer, der dient
(Lk 22: 25-27) und ihm zu folgen in seiner Hingabe der demütigen und völligen Liebe
am Kreuz zu seiner Braut, der Kirche. An diesem Kreuz - so sagte es Papst Benedikt
beim Konsistorium 2010 - „stirbt das Weizenkorn, das der Vater auf das Feld der Welt
fallenließ, um zur reifen Frucht zu werden. Daher bedarf es einer noch tieferen und
festeren Verwurzelung in Christus. Die innige Beziehung zu ihm, der das Leben immer
mehr verwandelt, um mit dem hl. Paulus sagen zu können: ‚Nicht mehr ich lebe, sondern
Christus lebt in mir‘ (Gal 2,20).“
Nicht anders haben Sie sich, Eure Heiligkeit,
in dem schönen und herzlichen Brief ausgedrückt, den wir nach der Verkündigung der
Ernennung erhalten haben und für den wie Ihnen herzlich dankbar sind. Er erinnert
uns daran, dass „die Kardinalswürde keine Beförderung (ist), weder eine Ehre noch
eine Zierde. Sie ist schlicht ein Dienst, der danach verlangt, den Blick zu weiten
und das Herz zu öffnen. Und auch wenn es paradox erscheint: Diese Fähigkeit, weiter
zu blicken und umfassender und mit größerer Intensität zu lieben, lässt sich nur erwerben,
indem man demselben Weg folgt wie der Herr: dem Leben der Erniedrigung und der Demut,
in dam man die Gestalt des Dieners annimmt (Phil 2:5-8). Deshalb bitte ich dich, diese
Bestimmung mit einem einfachen und bescheidenen Herzen anzunehmen“. Das zweite
Wort ist „Hier bin ich“. Von diesem Wort sind sie Seiten der Bibel voll, denn es erklingt
von den Lippen aller derer, die den Ruf Gottes gehört und sich ihm zur Verfügung gestellt
haben, um das Werk der Erlösung und des Friedens zu schaffen. Und auch wir sprechen
es heute. Wir wollen es mit Aufrichtigkeit und tiefer Überzeugung sprechen, mit dem
gleichen Glauben wie Abraham, unser Vater im Glauben (Röm 14:11), und Maria, der demütigen
Dienerin des Erlösers (Lk 1:48), mit der Demut dessen, der sich ganz der Gnade des
Herrn anvertraut und mit Gebet der Kirche und mit unserem schwachen Willen und schwachen
Kräften. Wir sind also hier, Heiliger Vater, um die Aufgabe zu übernehmen, die
das Eingefügt-Werden in das Kardinalskollegium bedeutet und mit sich bringt: Ihre
besonderen Mitarbeiter zu sein, noch enger mit der Kirche von Rom verbunden und mit
dem, der „in Liebe vorsteht“ und für die Einheit und Universalität der Kirche Zeugnis
ablegt. Wir wollen mit erneuertem Enthusiasmus die einzelnen Aufgaben angehen, die
uns anvertraut sind, in der römischen Kurie oder den verschiedenen Bischofssitzen. Wir
sind hier, Heiliger Vater, um gemeinsam zu gehen, aufzubauen und zu bekennen, wie
Sie selbst uns am ersten Tag Ihres Pontifikates gelehrt haben, mit dem Mut „mit dem
Herrn zu gehen, mit dem Kreuz des Herrn; die Kirche mit dem Blut des Herrn aufzubauen,
das er am Kreuz vergossen hat; und die eine Herrlichkeit zu verkünden: den Gekreuzigten.
Und so wird die Kirche weiter gehen.“ (Predigt in der Messe mit den Kardinälen, 14.
März 2013) Ich bin hier, Heiliger Vater, um den Weg auf mich zu nehmen und weiter
zu gehen, mit Ihnen und unter Ihrer Leitung, der zur pastoralen und missionarischen
Bekehrung führt, der nicht die Dinge so lassen kann, wie sie sind“, um in allen Gebieten
der Erde einen „andauernden Stand der Mission“ zu schaffen (Evangelii Gaudium 25),
orientiert am Zweiten Vatikanischen Konzil. Wir versichern Sie unseres Gebetes
und vertrauen unsere Bitten Maria an, der Mutter der Kirche und der Königin der Apostel.
Sie, gemeinsam mit dem Heiligen Josef, der selige Johannes XXIII und alle Heiligen
mögen für Sie bitten, Heiliger Vater, für uns alle hier, für die Kirche und die ganze
Welt! (rv 22.02.2014 ord)