Dass Haiti im ersten Konsistorium von Papst Franziskus einen Kardinal bekommt, ist
ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung der Ortskirche. Davon ist der künftige Kardinal,
Bischof Chibly Langlois, überzeugt. Gegenüber Radio Vatikan sagte er:
„Wir
sind gerade dabei, diese Dynamik zu entwickeln, dass wir selbst eine missionarische
Kirche werden. Da liegen wir durchaus auf einer Linie mit dem Vorhaben der lateinamerikanischen
Bischöfe, dass wir alle zu Jüngern und Missionaren Christi werden. Die Kirche Haitis
lässt sich inspirieren von der großartigen Arbeit, die Missionare aus dem Ausland
bei uns geleistet haben, und bemühen uns nun um ein einheimisches, haitianisches Gesicht
für die Kirche, damit das Evangelium an die Mentalität unseres Volkes zu rühren vermag.“
Als
wichtigstes Problem Haitis benennt der künftige Kardinal die Wirtschaftskrise: Sie
schlage voll auf die Familien durch.
„Ein Vater, eine Mutter hat große Schwierigkeiten
im Umgang mit den Kindern; 85 Prozent der Menschen bei uns haben keine geregelten
Einkünfte, diese Probleme fressen sich in die Familien hinein.“
Unter dem
Namen „Gemeinsam für das Wohl Haitis“ hat die katholische Kirche des Landes einen
nationalen Dialog zwischen Politikern der Regierung und der Opposition ins Leben gerufen.
Es geht der Initiative vor allem um die Durchführung von Parlaments- und Kommunalwahlen.
Diese hätten bereits vor zwei Jahren stattfinden müssen, seien aber immer verschoben
worden. Chibly Langlois sagt zum Projekt des nationalen Dialogs:
„Das ist
allgemein akzeptiert worden, und wir sind jetzt dabei, die verschiedenen politischen
Parteien, das Parlament, die Exekutive an einen Tisch zu bringen, wo sie reden und
einen Ausweg aus der Krise suchen. Im Januar und jetzt Anfang Februar hat sich die
ganze Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit diesem Dialog zugewandt, und schon das hat
zu einer Beruhigung der Gemüter in Haiti geführt. Allerdings ist uns schnell klargeworden,
dass die Akteure ihre Zeit brauchen und dass wir noch nicht so schnell wie gedacht
zu einem Unterzeichnen von Abkommen gelangen werden.“
Seine Erhebung zum
Kardinal kommentiert Bischof Langlois so:
„Man kann sagen: Das ganze Volk
hat sich darüber gefreut! Es bedeutet für die Menschen, dass die katholische Kirche
weiter eine besondere Aufmerksamkeit für Haiti walten lässt. Keiner hat nämlich vergessen,
dass der Vatikan der erste war, der unsere Unabhängigkeit anerkannt hat! Und außerdem
kam die Ankündigung der Kardinalserhebung ausgerechnet am 12. Januar, also dem Jahrestag
des Erdbebens, als wir alle unsere Toten beweinten. Der Papst hat uns durch seine
Ankündigung nun dazu ermuntert, inmitten aller Trauer doch die Freude des Evangeliums
nicht fahren zu lassen.“