2014-02-20 12:01:35

Zwei Tage Beratungen hinter verschlossener Tür


RealAudioMP3 Fast sah es an diesem Donnerstagmorgen so aus, wie letztes Jahr vor dem Konklave: Kardinäle unter Regenschirmen, die über den Petersplatz Richtung Audienzhalle gehen. Papst Franziskus hatte zu einem „Außerordentlichen Konsistorium“ geladen, um mit den Kardinälen über das Thema Ehe und Familie zu beraten. Zu diesem Thema hat der Vatikan kürzlich eine Umfrage unter Katholiken in aller Welt durchgeführt, und ihm gilt auch eine Bischofssynode, die im Herbst im Vatikan stattfinden soll. Eine neue Ehe- und Familienseelsorge anzustoßen, gehört zu den Prioritäten von Papst Franziskus.

Donnerstag, 8.30 Uhr: Mit einem gemeinsamen Stundengebet beginnt der erste Studientag für Franziskus und seinen Senat. „Das Schicksal des Menschengeschlechts hängt von der Familie ab.“ Dieses Zitat von Papst Johannes Paul II. verwendet Kardinal Angelo Sodano in einer kurzen Begrüßungsansprache; Sodano ist Dekan des Kardinalskollegiums, eine Art Erster unter Gleichen.

„Die Hirten der Kirche versichern Ihnen, Heiliger Vater: Es wird Ihnen bei dieser wichtigen Herausforderung nicht an ihrer Unterstützung fehlen. Die Herren Kardinäle wollen mit einem Blick des Glaubens und der Hoffnung diesen komplexen Moment der menschlichen Geschichte analysieren.“

„Liebe Brüder, herzlich grüße ich euch“, sagt dann der Papst – und heißt vor allem die fast zwanzig Kirchenmänner aus zwölf Ländern willkommen, die er an diesem Samstag feierlich zu Kardinälen erheben wird. Sie dürfen jetzt schon mitmachen bei den Beratungen des Konsistoriums. Insgesamt sind nach einer Schätzung von Papstsprecher Federico Lombardi etwa 150 Kardinäle in der Aula.

„In diesen Tagen werden wir vor allem über die Familie, die Grundzelle der menschlichen Gesellschaft, nachdenken. Von Anfang an hat der Schöpfer seinen Segen auf Mann und Frau gelegt, damit sie fruchtbar sind und sich auf der Erde vermehren; so stellt sich die Familie in der Welt wie der Spiegel des dreieinen Gottes dar.“

Von der „Schönheit der Familie und der Ehe“ spricht der Papst, fast mit einem Ratzinger`schen Zungenschlag, von einer „so einfachen und zugleich so reichen menschlichen Wirklichkeit“.

„Wir werden die Theologie der Familie zu vertiefen suchen und die Seelsorge, die wir in der gegenwärtigen Lage zum Einsatz bringen müssen. Tun wir es mit Tiefe und ohne in eine ,Kasuistik´ zu fallen, denn dies würde unausweichlich das Niveau unserer Arbeit sinken lassen.“

Die Familie werde „heute gering geschätzt, schlecht behandelt“, fährt Franziskus fort. Es sei „an der Zeit zu erkennen, wie schön, wahr und gut es ist, eine Familie zu bilden, heute eine Familie zu sein“; und „wie unentbehrlich es ist für das Leben der Welt, für die Zukunft der Menschheit“.

„Es wird von uns verlangt, den leuchtenden Plan Gottes zur Familie hervorzuheben und den Eheleuten zu helfen, ihn mit Freude in ihrem Leben umzusetzen, indem wir sie in vielen Schwierigkeiten begleiten.“

Einen „schönen Studien-Tag“ wünscht Papst Franziskus noch – dann schließen sich die Türen der Synodenaula im ersten Stock der vatikanischen Audienzhalle, da wo auch die vatikanischen Bischofssynoden stattfinden. Kardinal Walter Kasper, der frühere Ökumene-Verantwortliche des Vatikans, hält zunächst ein zweistündiges Grundsatzreferat zum Thema „Das Evangelium von der Familie“. „Wir müssen einen positiven Ausgangspunkt finden“, rät Kasper, „wir müssen das Evangelium von der Familie in seiner ganzen Schönheit wiederentdecken und verkünden.“ Es gehe darum, die Familie „von neuem als eine Hauskirche“ und „als privilegierten Ort der Neuevangelisierung zu verstehen“; sie sei allerdings auch ein „Prüfstein für die Seelsorge“. Damit meint Kasper wohl auch die dornige Frage der wiederverheiraten Geschiedenen. Diese Frage ist, wie Lombardi später vor Journalisten ausführt, „sehr präsent“ und werde „ausführlich und differenziert behandelt“. Der Vatikansprecher beschreibt einen Spagat: Treue zur kirchlichen Lehre einerseits, Barmherzigkeit andererseits. Es gelte, über „Rigorismus und Laxismus hinauszugehen“.

Zwei Wortmeldungen folgen in der Synodenaula, dann kommt um 12.30 Uhr die Pause, sie dauert bis 16.30 Uhr; Schluss ist am Donnerstag Abend um 19 Uhr. Am Freitag geht es mit einem zweiten Studientag weiter, am Samstag findet dann die feierliche Schaffung neuer Kardinäle statt.


(rv 20.02.2014 sk)








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