2014-02-19 13:45:01

Jordanien/Österreich: „Erschütternd"


RealAudioMP3 Österreichs Caritaspräsident ist tief betroffen vom „unbeschreiblichen Leid und Elend“ syrischer Flüchtlinge im Nachbarland Jordanien. Michael Landau besuchte dieser Tage in Jordanien Hilfsprojekte der örtlichen Caritas. Zwar kämen die Spenden an. Doch die Situation werde sich in den kommenden Monaten dramatisch verschlimmern, warnte Landau. Zugleich rief er die österreichische Bundesregierung zu mehr Hilfe auf.

Rund 2,5 Millionen Syrer sind derzeit offiziell als Flüchtlinge in den Nachbarländern Jordanien, Libanon, Türkei und Irak registriert. Dazu kommen rund 6,5 Millionen Menschen, die innerhalb Syriens auf der Flucht sind. Laut UNO wird die Zahl der ins Ausland fliehenden Syrer bis Ende 2014 noch auf 4,1 Millionen Menschen anwachsen. Rund 13,4 Millionen Menschen wären dann innerhalb und außerhalb Syriens auf Nothilfe angewiesen. Landau: „Das ist die größte humanitäre Katastrophe der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit.“ Besonders dramatisch: Jeder zweite Flüchtling ist ein Kind.

In Jordanien haben derzeit fast 600.000 syrische Flüchtlinge Zuflucht gefunden. Nur zehn Prozent davon leben in Flüchtlingscamps, die Mehrheit versucht in anderen Notquartieren über die Runden zu kommen, etwa in Abbruchhäusern oder Garagen. Caritaspräsident Landau zeigte sich beeindruckt von der Solidarität der Jordanier mit ihren Nachbarn. Knapp 600.000 Flüchtlinge seien für das kleine und arme Land, das zudem unter starker Wasserknappheit leidet, eine immense Belastung und Herausforderung. Trotzdem sei eine starke Solidarität spürbar: „Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen“, so Landau.

Dass Österreich - wie angekündigt und immer noch nicht zur Gänze erfüllt - 500 zusätzliche syrische Flüchtlinge aufnehmen will, sei zwar grundsätzlich zu begrüßen. Das sei freilich zu wenig. Es sollten zumindest 1.000 Flüchtlinge sein. „1.000 zusätzliche Syrer bringen die Republik Österreich nicht ins Wanken. Es bedeutet aber 1.000 zusätzlich gerettete Menschenleben.“

Scharf ins Gericht ging Landau einmal mehr mit den heimischen Behörden, die in den vergangenen Monaten mehr als 1.100 syrische Flüchtlinge aus Österreich ausgewiesen hatten. Dieses Vorgehen möge zwar rechtens sein, „richtig ist es aber nicht", so Landau. Es beweise nur, „wie menschenverachtend das derzeitige EU-Asylsystem ist". Menschen würden wie Pakete über den Kontinent verschoben. Das sei „teuer, ineffizient und menschenverachtend", so der Caritaspräsident.

Er appellierte zugleich an die Regierung, sich dem Resettlement-Programm der UNO anzuschließen. "Österreich muss sich stärker für die Schwächsten der Armen engagieren", so der Caritaspräsident wörtlich. Das Resettlement-Programm der UNO sieht eine „dauerhafte Neuansiedelung besonders verletzlicher Flüchtlinge in einem zur Aufnahme bereiten Drittstaat“ vor, der diesen „vollumfänglichen Flüchtlingsschutz gewährt und ihnen einen Integrationsperspektive eröffnet“. Durchgeführt wird das Programm vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Etwa 15 europäische Staaten beteiligen sich derzeit am Programm. Österreich hat sich bisher geweigert.

(kap 19.02.2014 gs)







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