„Mit viel Hoffnung
und Gottvertrauen“ nimmt der neue Generaldirektor der Legionäre Christi sein Amt auf.
Der 61-jährige Pater Eduardo Robles Gil LC war vom Sonder-Generalkapitel der Kongregation,
das in diesen Wochen in Rom tagt, zum neuen Oberen gewählt worden. Am 6. Februar hatte
Papst Franziskus die Wahl bestätigt. Im Gespräch mit dem kirchlichen Radiosender COPE,
der der spanischen Bischofskonferenz und den Diözesen gehört, spricht der Pater davon,
wie es nach den schwierigen Zeiten und der päpstlichen Visitation weitergehen soll:
„Die Einstellung, die wir gerade alle in der Legion haben, ist dass man
mit Optimismus in die Zukunft schauen muss. Es ist eine neue Etappe, eine immense
Arbeit. Aber man macht sie nicht allein, sondern zusammen mit einem Generalrat und
mit den Territorialoberen, das sind bei den Legionären neun in den verschiedenen Erdteilen.“
Das
Außerordentliche Generalkapitel ist ein zentraler Augenblick in dem umfassenden Erneuerungsprozess
der Gemeinschaft, der vor vier Jahren auf Anweisung von Papst Benedikt XVI. begonnen
hatte. Das posthum bekannt gewordene Doppelleben des Ordensgründers Marcial Maciel
Degollado LC hatte die Neuausrichtung der Ordensgemeinschaft erforderlich gemacht.
In diesen vier Jahren drohte den „Legionären Christi“ zeitweilig die Auflösung.
„Es
gab Momente schlimmen Zweifels in der Legion und der [Laien-] Bewegung, in denen manche
dachten: es rette sich, wer kann. Das war Anlass zu viel Misstrauen; in diesem ersten
Moment haben auch einige Legionäre beschlossen, die Kongregation zu verlassen, sie
wollten nicht mehr dabei sein. Auch von außen verlangten Leute angesichts des skandalösen
Verhaltens [des Ordensgründers, Anm.] eine Auflösung, Leute, die nicht viel davon
verstehen, was eine religiöse Kongregation ist und was sie darstellt. Sogar einige
Visitatoren dachten an eine Auflösung, wie wir erfahren haben. Aber da gab es eine
autoritätsvolle Stimme, die von Papst Benedikt XVI., der klar sagte: Wir haben einen
Delegaten ernannt; und etwas, das reformiert wird, hat einen Wert und kann bleiben.
Er sagte, dass es natürlich Korrekturen braucht, aber alles in allem ist es eine gesunde
Gemeinschaft. Es gibt dort viele junge Leute, die mit Begeisterung dem Glauben dienen
wollen, und diese Begeisterung darf man nicht zerstören. Das ist, glaube ich, sehr
wichtig, denn der Papst ist die bestinformierte Person über uns.“
Papst
Benedikt hatte als wesentlichen Schritt der Erneuerung die Überarbeitung der Ordensregel
eingefordert. Mit dieser Arbeit befasst sich das außerordentliche Generalkapitel der
Legionäre.
„In Bezug auf die Kongregation müssen wir statt Veränderungen
eher Verbesserungen vornehmen. Das gemeinsame brüderliche Leben, die Beziehung zur
Autorität und zum Gehorsam, die Rolle der Oberen: Das ist einer der Punkte, für die
wir kritisiert wurden, und das hat gute Gründe. Es gab wenig Wechsel bei unseren Oberen.
Wir suchen nun mehr Partizipation von allen, etwa in der Ordensleitung, in den Räten;
vorher gab es zwar Räte in unserer Verfassung, aber in Wirklichkeit haben wir das
wenig belebt. Hier geht es also weniger um eine Verbesserung des Textes, als um eine
Verbesserung der Praxis. Und dann die Mission: Wir wollen Apostel sein, und die Menschen,
die wir erziehen, sollen zu einer persönlichen Begegnung mit Christus kommen.“
Rund
60 Legionäre aus den verschiedenen Niederlassungen der Gemeinschaft sind in Rom beim
Kapitel anwesend. Das Klima ist Pater Robles Gil zufolge „ziemlich gut“.
„Am
Anfang gab es ein wenig Ermüdung, vor allem weil wir zwei Wochen auf die Bestätigung
der Generalregierung [durch den Papst, Anm.] warten mussten, und das führte zu psychologischer
Ermüdung. Gleichzeitig ging aber die Überarbeitung der Ordensregel voran, wir haben
sie nun abgeschlossen. Somit sind zwei Etappen des Kapitels abgehakt. Jetzt ist Optimismus
vorhanden, und es war natürlich ein großer Prozess, nicht so sehr des Generalkapitels,
sondern der vergangenen vier Jahre.“
Mit dem Generalkapitel und der Bestätigung
des neuen Ordensoberen durch den Papst erhalten die Legionäre Christi nach der mehrjährigen
kommissarischen Verwaltung durch den Heiligen Stuhl ihre Eigenständigkeit zurück.
Die 1941 gegründete Ordensgemeinschaft steht vor einem echten Neuanfang. Pater Robles
Gil sieht die kommenden Schritte der Legionäre Christi auf drei Feldern:
„Das
erste ist das der Führung des Ordens. Wir brauchen mehr Teilhabe, eine partizipative
Ordensführung, mit einem lebendigeren brüderlichen Gemeinschaftsleben. Zweitens, das
Feld der Ausbildung und Formung. Eines der schmerzhaften Themen, die uns in dieser
Zeit beschäftigt hat, ist, dass Mitbrüder ausgetreten sind. Der päpstliche Delegat
fragte: Warum sind sie ausgetreten? Da gab es manchmal Schwierigkeiten in der Unterscheidung,
in der Ausbildung, auch wenn das ein Problem nicht nur der Legionäre ist. Gerade vertiefen
wir die Problematik des Austretens von Mitbrüdern kurz vor oder nach dem Ablegen der
Gelübde. Also die Überarbeitung der Etappen der Ausbildung. Und dann das wichtige
Feld des Apostolates: Allen Menschen, die immer an uns geglaubt haben, Vertrauen geben.“
In
einer Erklärung vom 6. Februar, dem Tag der Bestätigung des neuen Ordensoberen durch
Papst Franziskus, hatte das Generalkapitel auch für die Verfehlungen des Ordensgründers
um Vergebung gebeten. Unter anderem ging es um den Missbrauch minderjähriger Seminaristen,
unmoralisches Verhalten mit erwachsenen Männern und Frauen, die Willkür in der Ausübung
der Autorität und der Nutzung von Gütern, Medikamentenmissbrauch und Plagiate. Die
Legionäre verurteilten diese Verhaltensweisen öffentlich „mit Nachdruck“. Es schmerze
sie, „dass viele Opfer und Menschen, die in Mitleidenschaft gezogen worden sind, vergeblich
auf eine Bitte um Vergebung und Versöhnung von Pater Maciel gewartet“ hätten.