Unser Buchtipp: Der „große Katechismus” Robert Bellarmins
Robert Bellarmin:
Ausführliche Erklärung des christlichen Glaubens. Für den heutigen Gebrauch übersetzt
und aufbereitet von Andreas Wollbold. Eine Besprechung von Pater Bernd Hagenkord
Er
war der Gründer der Theologierichtung „Kontroverstheologie“: Jesuitenpater Robert
Bellarmin, später Kardinal Bellarmin, noch später der Heilige Robert Bellarmin. Als
sich die katholische Konfession nach Reformation und Trienter Konzil neu zu formulieren
begann, war er ganz vorne mit dabei. Er machte klar, woran die Kirche glaubt, und
woran nicht. Aus seinen Vorlesungen entstand das Buch, das wie wenige andere den Glauben
von ganzen Jahrhunderten prägen sollte: Seine „Disputationes de Controversiis Christianae
Fidei", „Dispute über die Kontroversen des christlichen Glaubens", erschienen in den
Jahren nach 1588.
Und Bellarmin war auch streitbar: Er war an den Prozessen
gegen Giordano Bruno wie auch gegen Galileo Galilei beteiligt, obwohl er Zweiteren
lange gefördert hatte und auch danach den Weg für die Forschung offen hielt. Er selber
war zwanzig Jahre davor in Konflikt mit dem Vatikan geraten: Sein erstes Buch geriet
auf den Index, weil er Fragen hatte an die Allmacht des Papstes.
Ein kluger
und streitbarer Theologe, der es mit den besten Denkern seiner Zeit aufnahm und bestand.
Die Kirche hat ihn unter die kleine Schar der Kirchenlehrer aufgenommen.
Im
Auftrag von Papst Clemens VIII. verfasste er Ende des 16. Jahrhunderts zwei Katechismen:
Der „kleine“ Katechismus diente den Grundkenntnissen des Glaubens, der „große“ sollte
denen helfen, die darüber hinaus Fragen hatten. Und diesen „Großen Katechismus“ hat
Andreas Wollbold nun für den heutigen Gebrauch neu bearbeitet und herausgegeben.
Warum
heute noch einen Katechismus aus dem 16. Jahrhundert zu Rate ziehen, wo es doch unzählige
Theologen und zwei Konzilien gab, die naturgemäß nicht vorkommen? Weil dieser Katechismus
immer noch dazu taugt, sich den großen Fragen des Glaubens zu stellen. Man beklagt
vielfach das fehlende Glaubenswissen der Menschen, eine Situation, der sich auch Bellarmin
gegenüber sah. Schritt für Schritt und in Antworten auf konkrete Fragen geht er systematisch
auf dieses Wissen ein. Niemals herablassend, immer klug und gebildet und klar verständlich.
Natürlich
reicht dieser Katechismus heute nicht mehr aus, will man sich mit dem Glauben in heutiger
Zeit auseinander setzen. Aber Bellarmins „großer Katechismus“ ist mehr als nur von
historischem Interesse. Der Herausgeber hat ihn an einigen Stellen ergänzt, so dass
er für den Einstieg oder auch für die Vertiefung des Glaubens auch heute noch hilfreich
sein kann. Wer seine eigenen Antworten zu formulieren sucht, wird bei Robert Bellarmin
viel Anstoß, Gedanken und Hilfestellung fürs Denken finden.
Das Buch ist im
Echter Verlag erschienen und kostet etwa 15 €.