2014-02-15 08:43:17

Unser Buchtipp: Der „große Katechismus” Robert Bellarmins


RealAudioMP3 Robert Bellarmin: Ausführliche Erklärung des christlichen Glaubens. Für den heutigen Gebrauch übersetzt und aufbereitet von Andreas Wollbold. Eine Besprechung von Pater Bernd Hagenkord

Er war der Gründer der Theologierichtung „Kontroverstheologie“: Jesuitenpater Robert Bellarmin, später Kardinal Bellarmin, noch später der Heilige Robert Bellarmin. Als sich die katholische Konfession nach Reformation und Trienter Konzil neu zu formulieren begann, war er ganz vorne mit dabei. Er machte klar, woran die Kirche glaubt, und woran nicht. Aus seinen Vorlesungen entstand das Buch, das wie wenige andere den Glauben von ganzen Jahrhunderten prägen sollte: Seine „Disputationes de Controversiis Christianae Fidei", „Dispute über die Kontroversen des christlichen Glaubens", erschienen in den Jahren nach 1588.

Und Bellarmin war auch streitbar: Er war an den Prozessen gegen Giordano Bruno wie auch gegen Galileo Galilei beteiligt, obwohl er Zweiteren lange gefördert hatte und auch danach den Weg für die Forschung offen hielt. Er selber war zwanzig Jahre davor in Konflikt mit dem Vatikan geraten: Sein erstes Buch geriet auf den Index, weil er Fragen hatte an die Allmacht des Papstes.

Ein kluger und streitbarer Theologe, der es mit den besten Denkern seiner Zeit aufnahm und bestand. Die Kirche hat ihn unter die kleine Schar der Kirchenlehrer aufgenommen.

Im Auftrag von Papst Clemens VIII. verfasste er Ende des 16. Jahrhunderts zwei Katechismen: Der „kleine“ Katechismus diente den Grundkenntnissen des Glaubens, der „große“ sollte denen helfen, die darüber hinaus Fragen hatten. Und diesen „Großen Katechismus“ hat Andreas Wollbold nun für den heutigen Gebrauch neu bearbeitet und herausgegeben.

Warum heute noch einen Katechismus aus dem 16. Jahrhundert zu Rate ziehen, wo es doch unzählige Theologen und zwei Konzilien gab, die naturgemäß nicht vorkommen? Weil dieser Katechismus immer noch dazu taugt, sich den großen Fragen des Glaubens zu stellen. Man beklagt vielfach das fehlende Glaubenswissen der Menschen, eine Situation, der sich auch Bellarmin gegenüber sah. Schritt für Schritt und in Antworten auf konkrete Fragen geht er systematisch auf dieses Wissen ein. Niemals herablassend, immer klug und gebildet und klar verständlich.

Natürlich reicht dieser Katechismus heute nicht mehr aus, will man sich mit dem Glauben in heutiger Zeit auseinander setzen. Aber Bellarmins „großer Katechismus“ ist mehr als nur von historischem Interesse. Der Herausgeber hat ihn an einigen Stellen ergänzt, so dass er für den Einstieg oder auch für die Vertiefung des Glaubens auch heute noch hilfreich sein kann. Wer seine eigenen Antworten zu formulieren sucht, wird bei Robert Bellarmin viel Anstoß, Gedanken und Hilfestellung fürs Denken finden.

Das Buch ist im Echter Verlag erschienen und kostet etwa 15 €.

(rv 16.02.2014 ord)








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