2014-02-14 12:35:27

Keine Zauberformel für Zentralafrika


RealAudioMP3 Schnell hinein, schnell wieder heraus – so leicht wird das für ausländische Truppen in der Zentralafrikanischen Republik nicht werden. Denn der Konflikt im Land ist zwar plötzlich aufgeflammt, hat aber tiefe Wurzeln. Darum wird er sich auch nicht so schnell beilegen lassen, meint Frank Kraus vom katholischen deutschen Hilfswerk missio aus Aachen. Im Gespräch mit Radio Vatikan erläuterte Kraus am Freitag:

„Der zentralafrikanische Staat ist schon seit Jahrzehnten sehr instabil. Die Bevölkerung verharrt seit Jahrzehnten in extremer Armut; auf dem Land waren schon in der Vergangenheit die Menschen von Bandenterror bedroht oder von anderen Invasionsmächten wie beispielsweise der „Lords Resistance Army“, die von Uganda kommend ihr Unwesen im Süden der Zentralafrikanischen Republik getrieben hat. Eine Bevölkerung, die in diesem hohen Maß solches Leid erfahren hat, gleichzeitig aber sehr jung ist. Diese jungen Menschen voller Wut und Aggressionen erleben jetzt eine Explosion dieser Wut und dieser Traumata.“

Der missio-Experte erinnert an den Konflikt im Osten des Kongo, der seit zwanzig Jahren schwelt und immer wieder blutig zum Ausbruch komme. Ähnliches stehe auch in der Zentralafrikanischen Republik zu befürchten.

„Ich sehe das als eine andauernde Folge der Instabilität der gesamten Region: Darfur ist eben auch nicht weit. All diese Konflikte rundherum – Mali, Tschad – führen dazu, dass sehr viele Waffen, viel Aggression und Frustration unterwegs sind, so dass es jetzt an der schwächsten Stelle – und das ist im Moment die Zentralafrikanische Republik – zu solchen Exzessen wieder kommen kann. Wenn Sie den Ostkongo ein wenig im Griff haben, verlagern sich die Waffen, die Söldner und die frustrierten Menschen in eine andere Region, und darauf reagiert jetzt wiederum die einheimische Bevölkerung.“

Natürlich wäre es gut, wenn „Militär- oder Polizeikräfte“ jetzt versuchten, ein Minimum an Stabilität in Zentralafrika herzustellen, „sonst können Sie ja“, so Kraus, „überhaupt nichts machen“. Aber eigentlich lasse sich der Konflikt nur lösen, wenn man beim „durchaus berechtigten“ Frust der vielen jungen Leute im Land ansetze. Und ihnen andere Perspektiven biete als die Wut auf den Nachbarn.

„Da sucht man sich einen Feind, ob er Moslem sei oder einer anderen Ethnie angehört oder eine Frau ist oder was auch immer – das ist dann nur noch das Suchen eines Feindbilds und nicht mehr ein echter Konflikt, der darauf beruht, dass jemand einen anderen Glauben hat… Sondern: Er ist anders!“

Der „Aufbau“ in Zentralafrika kann nach Kraus` Überzeugung nur langfristig gelingen, „er wird nicht übermorgen zu Ende sein“. Politiker und religiöse Kräfte – zu letzteren gehören neben Christen und Muslimen auch die traditionellen Religionen, die allerdings nicht besonders organisiert sind – müssten sich um ein neues Klima des Miteinanders bemühen: und zwar nicht nur in der Hauptstadt Bangui, sondern bis in die einzelnen Pfarreien bzw. Moscheen auf dem Land.

(rv 14.02.2014 sk)








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