Kolumbien: Sant` Egidio bestärkt die Friedenssucher
Die Friedensgespräche,
die die Regierung von Kolumbien mit den FARC-Rebellen führt, sind alles andere als
einfach. Im Moment bringt ein Skandal um illegales Abhören von FARC-Unterhändlern
die Gespräche in Gefahr. Doch die römische Basisgemeinschaft Sant` Egidio stärkt den
Friedenssuchern für Kolumbien den Rücken: mit einem Appell namens „Frieden sofort“,
der u.a. von zwei Nobelpreisträgern unterzeichnet ist und am Mittwoch in Rom vorgestellt
wurde. Die Basisgemeinschaft Sant` Egidio hat „Ableger“ in Bogotá, Medellin und anderen
Städten Kolumbiens. Mauro Garofalo von Sant` Egidio sagt zu Radio Vatikan über den
Friedensprozess:
„Er erweist sich als lang und schwierig, bedeutet aber
doch eine große Neuigkeit, wenn man bedenkt, dass vorher fünfzig Jahre lang vor allem
ein blutiger Konflikt herrschte. Die große Neuigkeit ist doch, dass trotz aller Komplikationen
diese Verhandlungen funktionieren und dass zu zwei von sechs strittigen Punkten Abkommen
erreicht worden sind! Das scheint uns heute also der richtige Moment, um unsere Unterstützung
für beide Seiten auszudrücken. Jeder weiß, dass es auch früher schon mal Bemühungen
um Friedensgespräche gegeben hat, zuletzt unter Präsident Pastrana, und dass das mehrmals
zu einem Wiederaufflammen der militärischen Konfrontation geführt hat. Aber jetzt
nehmen wir aus Havanna positive Signale wahr!“
Die kubanische Hauptstadt
Havanna ist seit Oktober 2012 Schauplatz der Verhandlungen. Kolumbiens Regierung unter
Präsident Manuel Santos versucht, sich nicht über den Tisch ziehen zu lassen – so
wie das Präsident Andrès Pastrana mit seinen Friedensbemühungen vor zwölf Jahren ergangen
ist. Anders als damals geht der bewaffnete Konflikt trotz der Verhandlungen weiter,
Santos hat sich da auf keine good-will-Geste eingelassen. Erreicht wurden bislang
Vereinbarungen über eine politische Zukunft der FARC und über eine breit angelegte
Agrarreform.
„Man kennt nicht alle Details dieser Vereinbarungen, sie sind
noch vertraulich. Entscheidend ist aber, dass es überhaupt zu Vereinbarungen gekommen
ist. Und dass Personen, die bisher in einer Logik der bewaffneten Opposition gehandelt
haben, nunmehr in einen politischen Dialog eintreten. Das hat sich auch bisher immer
in Fällen, wo Sant` Egidio bei Friedensverhandlungen vermittelt hat, als wesentlich
herausgestellt. Im Moment kreisen die Gespräche von Havanna um das Thema Kampf gegen
Drogen – ein sehr wichtiger Punkt für Kolumbien. Den Bauern muss geholfen werden,
etwas anderes anzubauen.“
Die Gespräche für Kolumbien bräuchten „internationale
Sympathie“, findet Garofalo. Das Land müsse merken, dass es vom Ausland nicht nur
durch eine Negativ-Brille wahrgenommen werde. Sant` Egidio will sich keineswegs in
die Friedensverhandlungen einmischen; die Bewegung setzt eher auf die Zeit nach einem
Friedensschluss.
„Es ist klar, dass ein allgemeiner Friedensvertrag, auf
den wir hoffen, dann auch umgesetzt werden muss. Und da sind wir bereit mitzuhelfen.
Fünfzig Jahre Konflikt und Gewalt haben die Wirtschaft Kolumbiens paralysiert, dabei
ist ihr Potential enorm. Der ganze Kontinent braucht ein stabiles, sich entwickelndes
Kolumbien!“