Israel: Eine Schwester kämpft für afrikanische Flüchtlinge
Vor einem Monat machten
in Tel Aviv erstmals Tausende afrikanische Flüchtlinge ihrem Ärger über Israels Umgang
mit Asylsuchenden Luft. Ihre Proteste brachten die Menschen, die auf ihrem Weg über
den Sinai Haarstäubendes erleben mussten, weltweit in die Schlagzeilen, doch geändert
hat sich an ihrer Lage nichts. Oder doch? Schwester Azezet Kidane, eine Comboni-Missionarin
aus Eritrea, kämpft seit langer Zeit an der Seite der afrikanischen Flüchtlinge in
Israel. Sie sagte uns:
„Es gibt heute viele Israelis, die zu verstehen
beginnen, wie sehr diese Flüchtlinge leiden. Viele Israelis unterstützen sie, damit
sie zu ihren Rechten kommen und damit die Gesetze gerechter werden.“
Die
strengen Gesetze Israels dagegen bereiten der Schwester schon seit langer Zeit Kopfzerbrechen.
Knackpunkt der Debatte ist die Frage, ob die Menschen als „Wirtschaftsflüchtlinge“
anzusehen sind, wie die Regierung argumentiert, oder ob sie in ihren Heimatländern
– meist Eritrea oder Sudan – aus ethnischen, politischen oder anderen Gründen um ihr
Leben fürchten müssen. Fest steht aber eines: Wenn diese Menschen in Israel ankommen,
haben sie das weitaus schlimmste bereits hinter sich. Schwester Kidane arbeitet in
einer Klinik in Jaffa, wo sie die schier unglaublichen Geschichten von Menschenhandel
bis hin zur Organentnahme an lebenden Menschen hört.
„Sie zahlen mit ihrem
Leben, oder mit Folter, und sie lassen ihre Familien in Armut zurück. Denn wenn sie
von den Menschenhändlern auf dem Sinai gefangen und als Geiseln genommen werden, dann
müssen ihre Familien daheim ihre Häuser und ihre Tiere verkaufen, alles was sie haben.
Sie zahlen einen unendlich hohen Preis. Und wenn sie dann hier in Israel ankommen,
finden sie es sehr, sehr schwierig.“
Menschenrechtler in Israel und anderswo
sind der Ansicht, dass Israel angesichts des Schicksals dieser Menschen die Pflicht
hätte, sie als Flüchtlinge anzuerkennen. Mittlerweile schaffen es ohnehin kaum noch
neue afrikanische Flüchtlinge über den Sinai, dank des mächtigen Zaunes, den Israel
an der Grenze zu Ägypten hochgezogen hat. Doch auch jene Männer, Frauen und Kinder
aus Afrika, die bereits jetzt illegal in Israel sind, erfahren aus der Sicht von Schwester
Kidane keine würdige Behandlung.
„Da gibt es viele Sorgen. Das Gesetz ändert
sich nämlich oft. Ihre Visa werden immer kürzer. Wenn sie gehen, um ihre Visa zu verlängern,
gibt es dort zu viele Leute, und sie kriegen ihre Visa nicht verlängert. Wenn man
sie dann auf der Straße aufgreift ohne gültiges Visum, landen sie im Gefängnis. Viel
Stress und viele Schwierigkeiten. Und niemand tritt wirklich für sie ein.“
Niemand
– außer Menschen wie Schwester Azezet Kidane selbst. Für ihren Einsatz erhielt sie
vor zwei Jahren sogar staatliches Lob aus den USA: Außenministerin Hillary Clinton
zeichnete die Missionarin damals als „Heldin im Kampf gegen Menschenhandel“ aus.