2014-02-08 13:53:13

Nigeria: Armut und Korruption spielen Boko Haram in die Hände


RealAudioMP3 Seit Mai 2013 sind in Nigeria über 1.300 Menschen den Überfällen der radikalislamischen Sekte Boko Haram zum Opfer gefallen. Die Terroristen haben es dabei besonders auf staatliche Einrichtungen und Christen abgesehen. Emmanuel Ogbunwezeh leitet das Afrika-Referat der Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Er ist vor wenigen Tagen von einer Reise aus Nordnigeria nach Deutschland zurückgekehrt. Das Kölner Domradio wollte von dem gebürtigen Nigerianer wissen, warum die Gewalt in seinem Heimatland bisher nicht gemindert werden konnte.


„Das zeigt die Unfähigkeit der nigerianischen Regierung. Und dass der Terror jeden Tag ausgeklügelter wird. Diese zwei Faktoren spielen in die Hände von Boko Haram. Die nigerianische Regierung hat Unfähigkeit gezeigt, diese Sekte unter Kontrolle zu bringen, und die Sekte erhält moderne Waffen und finanzielle Unterstützung von draußen. Diese beiden Faktoren sind der Hauptgrund, warum dieses Terrornetzwerk jeden Tag stärker wird.“


Auch Armut und Korruption treiben Boko Haram neue Rekruten aus der Bevölkerung in die Arme. Dabei hätte Nigeria eigentlich durch seine großen Erdölvorkommen eine Chance, aus der Armut herauszukommen. Warum gelingt dies aber seit Jahren nicht?


„Die politische Korruption ist ein Hauptgrund, warum diese große soziale Ungleichheit bei uns in Nigeria herrscht. Das macht die Predigten von Boko Haram für viele Menschen attraktiv. Sie glauben, dass westliche Werte unfähig sind, Nigeria aus der Armut herauszuführen.“


Nordnigeria sei heute „der gefährlichste Ort in der Welt, um Christ zu sein“, so Ogbunwezeh: „Die Gefahr gehört zum Alltag. Menschen sterben jeden Tag, weil sie Christen sind.“ Vergeltungsschläge der nigerianischen Armee schüren den Hass und die Gewalt nur weiter. So ist der Menschenrechtler von einem rein militärischen Vorgehen gegen Boko Haram auch nicht überzeugt; es brauche dringend auch andere Wege.


„Das nigerianische Militär ist im Einsatz in drei nördlichen Bundesländern von Nigeria. Unser Ansatz ist aber der Dialog. Wir fordern den Dialog zwischen den verschiedenen Parteien in diesem Konflikt, und wir versuchen, den Opfern direkt zu helfen. Die Opfer dieser Gewalt sind unsere Hauptsorge, wir versuchen an diese Menschen heran zu kommen und Hilfe zu leisten, wie wir es können. Ich bin ein Afrikaner und wir sind hoffnungsvolle Menschen. Ohne Hoffnung zu leben ist die Hölle. Aber Tatsache ist, dass kein Ende in diesem Konflikt in Sicht ist. Boko Haram ist ein Monster, das niemand kontrollieren kann. Die nigerianische Regierung muss mehr machen, um die Christen zu schützen und das Gewaltmonopol im Norden Nigerias wiedergewinnen. Das ist, was wir brauchen. Jeder Staat, der das nicht leisten kann, ist kein Staat mehr.“

(domradio/pm 08.02.2014 pr)








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