2014-02-08 13:05:09

Bosnien-Herzegowina: Soziale Not vereint


RealAudioMP3 Sie wollen grundlegende Dinge wie Arbeit und haben die Nase voll von der Korruption – wütende Bürger gehen in Bosnien-Herzegowina seit Tagen auf die Straße und schrecken offenbar auch vor drastischen Aktionen nicht zurück. In mehreren Städten kam es zu Ausschreitungen mit zahlreichen Verletzten, in der Hauptsadt Sarajewo setzten Demonstranten das Präsidentschaftsgebäude in Brand. Seit dem Krieg vor knapp zwanzig Jahren hat es in dem Balkan-Staat nicht mehr so schwere Unruhen gegeben. Azra Ibrahimovic von der Nichtregierungsorganisation Cesvi hat sich unter die Demonstranten gemischt. Radio Vatikan erreichte sie an diesem Samstag.


„Die Proteste sind von Leuten organisiert, die es einfach nicht mehr schaffen, zu überleben. Die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen haben sie zu diesem verzweifelten Schritt getrieben – auf die Straßen zu gehen und gegen das Elend zu demonstrieren. Die wirtschaftliche Situation wird immer schlechter und verursacht große soziale Not. Der Großteil der Leute auf den Straßen sind Arbeiter, denen grundlegende Rechte vorenthalten werden: das Recht auf Arbeit, Gehalt, eine Krankenversicherung, eine Rentenversicherung – alles Dinge, die die Familien brauchen.“


Die Sozialproteste haben sich laut Presseberichten auf acht Städte im Land ausgeweitet, von rund 6.000 Demonstranten ist die Rede. Die Arbeitslosigkeit in Bosnien-Herzegowina liegt derzeit bei 46 Prozent, viele Unternehmen und traditionelle Arbeitgeber drohen pleite zu machen, auch aufgrund ungeregelter Privatisierungen. Zwanzig Prozent der Bürger sollen inzwischen unterhalb der Armutsgrenze leben. Da vergessen viele Menschen schon mal die Ressentiments der Vergangenheit, so scheint es:


„Das ist für alle Bosniaken gleich – Rechte, die nicht gewährt werden, Arbeitslosigkeit – ob Serbe, Kroate oder Bosnier, alle befinden sich da in derselben Situation. Diese Probleme haben uns neu vereint. Ich habe bei den Protesten gesehen, dass da gemeinsam serbische, bosnische und kroatische Fahnen getragen wurden. Die waren alle aneinandergeknüpft und da stand drauf: ,Darin sind wir alle gleich‘. In der Tat haben die Proteste ja auch auf Banja Luka und fast das ganze Land übergegriffen.“


Banja Luka liegt in der serbisch-bosnischen Republik. Die kroatisch-bosnische Regierung hat die Demonstranten nach einer Krisensitzung zu Verhandlungen aufgefordert. Einige regionale Regierungsvertreter hätten bereits ihren Rücktritt angekündigt, so Azra Ibrahimovic im Interview mit Radio Vatikan.

(rv 08.02.2014 pr)








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