Papstpredigt: „Gehen wir auf dem Weg Jesu Christi?“
„Wo es einen Hof gibt,
kann alles passieren: Korruption, Laster, Verbrechen.“ Das sagte Papst Franziskus
an diesem Freitagmorgen bei seiner Frühmesse in der Kapelle von Santa Marta. Der Papst
bezog sich dabei auf den Hof des Herodes: Der König von Juda ließ aus einer Laune
heraus Johannes den Täufer töten, um seine Geliebte zufriedenzustellen, so Franziskus.
„Wo
es einen Hof gibt, kann alles passieren: Korruption, Laster, Verbrechen. Ein Hof fördert
solche Dinge. Was hatte Johannes der Täufer getan? Er hatte vor allem den Herrn angekündigt,
die Nähe des Herrn, das Heranbrechen des Reiches Gottes. Und er hatte das mit Entschiedenheit
getan: Er rief alle dazu auf, sich zu bekehren. Er war eine starke Persönlichkeit,
und er verkündete Jesus Christus.“
Der Täufer habe der Versuchung widerstanden,
sich selbst zum Messias zu erklären, fuhr Franziskus in seiner Predigt fort. Er habe
Jesus „nicht den Titel geraubt“, sondern sei ein „Mann der Wahrheit“ geblieben. Doch
sei er Jesus ähnlich geworden im „Herabsteigen“: Er habe sich „gedemütigt, herabgebeugt,
bis zum Tod“. Und dadurch habe ihn derselbe „schmächliche Tod“ wie auch Christus ereilt:
„wie ein Straßenräuber, wie ein Dieb, wie ein Krimineller“.
„Demütigende
Tode. Auch Johannes der Täufer hatte sein Gethsemane, seinen Moment der Todesangst
im Kerker... Das Dunkel der Seele, das reinigt, wie bei Jesus am Ölberg... Dieses
Dunkel des Gottesmanns, der Gottesfrau. Ich denke in diesem Moment an das Dunkel in
der Seele der seligen Mutter Teresa von Kalkutta: die Frau, die von aller Welt gelobt
wurde, Nobelpreis! Aber sie wusste ganz genau, dass es während eines langen Moments
in ihrem Leben innen nur eine Leere gab.“
Johannes der Täufer sei „die
Ikone eines Jüngers“, so der Papst.
„Es wird uns gut tun, uns heute über
unser Jüngersein zu fragen: Verkünden wir Jesus Christus? Profitieren wir von unserem
Christsein, als ob das ein Privileg ist? Gehen wir auf dem Weg Jesu Christi, dem Weg
der Demütigung, der Demut, des Dienstes? Fragen wir uns: Wann war meine Begegnung
mit Jesus Christus, diese Begegnung, die mich mit Freude erfüllt hat? Gehen wir dahin
zurück, ins Galiläa der Begegnung!“