2014-02-05 15:18:04

Vatikan/UNO: „Wichtige Fakten fehlen“


RealAudioMP3 Das UN-Kinderrechtskomitee (UNCRC) hat an diesem Mittwoch seinen Bericht zum Umgang der katholischen Kirche mit sexuellem Missbrauch von Minderjährigen veröffentlicht und geht dabei hart mit dem Heiligen Stuhl ins Gericht. Das Kirchenrecht, so heißt es in dem UN-Bericht, entspreche in einigen Punkten nicht der Kinderschutz-Konvention, die der Heilige Stuhl 1990 unterschrieb. Nachholbedarf sieht das UN-Kinderrechtskomitee beim „ Recht von Kindern auf Schutz vor Diskriminierung, Gewalt und allen Formen sexuellen Missbrauchs“. Außerdem wünscht das UNCRC nähere Auskünfte dazu, inwieweit die Kirche auf allen Ebenen verpflichtet sei, Missbrauchsfälle an staatliche Behörden zu melden. Die UN-Experten deuten in ihrem Prüfbericht an, in der Praxis könnten Sexualstraftäter in der katholischen Kirche straflos bleiben. Erzbischof Silvano Maria Tomasi ist der ständige Beobachter des Heiligen Stuhles bei der UNO in Genf. Ihn erstaunt an dem Bericht, dass das UN-Kinderschutzkomitee die Neuerungen der vergangenen zwei Jahre beim Kinderschutz in der Kirche offenbar gar nicht berücksichtigt hat. Erst vor zwei Wochen hat sich Tomasi einer Anhörung zu dem Thema vor der UNO gestellt.

„Das schien mir ein konstruktiver Dialog, und ich denke, so sollte es auch weiterhin sein. Nach dem Eindruck, den die Delegation des Heiligen Stuhls beim Treffen mit dem UN-Kinderrechtskomitee hatte, sind wir nun bei dem Text mit diesen Empfehlungen versucht zu sagen, dass dieser Text wohl vorher geschrieben wurde. … Deshalb müssen wir mit Seelenruhe angesichts der Realitäten – denn wir haben nichts zu verbergen – die Erklärungen der Positionen des Heiligen Stuhls weiter führen und auf die noch offenen Fragen antworten. Das alles muss so geschehen, dass das Ziel weiterhin der Schutz der Kinder bleibt.“

In dem Bericht blieben nicht nur die jüngeren Kinderschutzmaßnahmen des Heiligen Stuhles unreflektiert, sondern auch jene der Bischofskonferenzen, sagt Tomasi. Die Fakten dürften nicht verdreht werden.

„Wir können jetzt nicht in zwei Minuten auf alle Behauptungen antworten, die in diesem Abschlussbericht aufgestellt werden und die zum Teil nicht korrekt sind. Ich bin mir aber sicher, dass der Heilige Stuhl in Ruhe antworten wird. Wir haben die UN-Kinderschutzkonvention unterzeichnet und wollen sie auch einhalten.“

Mit Blick auf Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche betonte Tomasi erneut die eindeutige Position des Heiligen Stuhles dazu:

„Es geht immerhin um 40 Millionen Fälle von Kindesmissbrauch weltweit. Leider gehen einige Fälle von Missbrauch auf das Konto von Kirchenleuten, selbst wenn das mit Blick auf die Gesamtzahl der Fälle ein geringer Teil ist. Die Kirche hat darauf reagiert und tut das weiterhin. Wir müssen auf unserer Politik der Transparenz und Intoleranz von Missbrauch beharren, weil schon jeder einzelne Fall von Kindesmissbrauch ein Fall zu viel ist.“

Eine weitere Ungereimtheit ortet Erzbischof Tomasi beim Thema Lebensschutz. So heiße es etwa in der Präambel der vom Heiligen Stuhl unterschriebenen Konvention, Kinder seien vor und nach ihrer Geburt zu schützen. Gleichzeitig werde dem Heilige Stuhl nahegelegt, seine Position zur Abtreibung zu überdenken. Auch in anderen Fällen müsse das Kinderrechtskomitee der Vereinten Nationen bestimmte Haltungen des Heiligen Stuhles vielleicht nochmals reflektieren.

„In gewisser Weise hat das Kinderrechtskomitee den Vereinten Nationen keinen guten Dienst erwiesen, indem es versucht, mit dem Vatikan über Positionen der Lehre zu verhandeln, die nicht verhandelbar sind. Das sind Werte und Prinzipien, die im Interesse des Gemeinwohls und der Menschheitsfamilie stehen. Es ist etwas traurig zu sehen, dass das Komitee offensichtlich nicht ganz die Natur und die Funktionen des Heiligen Stuhls erfasst hat.“

Der Vatikan kündigte an, er werde den UNO-Bericht gründlich auswerte. Die katholische Kirche sehe sich in der Pflicht, die Rechte des Kindes zu verteidigen und zu schützen.

(rv 05.02.1014 sta)








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