Die Syrienkonferenz in Genf wurde nach der ersten Verhandlungsrunde erst einmal ergebnislos
vertagt, am 10. Februar soll es weiter gehen, sofern die syrische Regierung diesen
Termin bestätigt. Beobachter halten jedoch fest, dass es schon viel ist, dass die
Gespräche nicht abgebrochen wurden – immerhin waren seit drei Jahren Krieg beide Parteien
erstmals an einem Tisch. Die Fronten sind immer noch verhärtet: Die Regierungsdelegation
schließt einen Rücktritt von Präsident Assad weiterhin kategorisch aus, die Opposition
beharrt hingegen auf ihrer Forderung nach der möglichst schnellen Bildung einer Übergangsregierung
ohne Assad. Während der Verhandlungen in Genf meldeten sich auch Syrerinnen mit
ihren eigenen Forderungen zu Wort. Sie protestierten in der vergangenen Woche vor
dem Uno-Hauptquartier in Genf, um der syrischen Zivilgesellschaft ein Gesicht zu geben
und an die Lage der Frauen zu erinnern, die unter den großen Verlierern des Konflikts
sind. Radio Vatikan hat mit Basma Kodmani gesprochen, der Koordinatorin des „Netzwerkes
syrischer Frauen“.
„Wir haben vor allem demonstriert, um zu zeigen, dass
es eine sehr große demokratische Bewegung in Syrien gibt, die aber leider nicht gehört
wird. Es handelt sich um eine Bewegung, die aus Syrien selber hinaus gehen muss, weil
wir im Land nicht wahrgenommen werden. Was wir wollen, ist die Befreiung der Bevölkerung
und die Einführung eines wahren demokratischen Systems. Was die Vernetzung der syrischen
Frauen betrifft, so kümmert sie sich derzeit vorwiegend um die Freilassung von Gefangenen
des Regimes. Das ist ein sehr spezifisches Anliegen der syrischen Frauen.“
Kodmani
geht davon aus, dass es in etwa 7.000 syrische Frauen in den Gefängnissen gibt. Ihre
Situation sei aller Wahrscheinlichkeit nach wesentlich schlechter als die männlicher
Häftlinge, allerdings gebe es dazu nicht viele Informationen:
„Was wir wissen
ist, dass Frauen in den syrischen Gefängnissen wohl mehr Nachteile haben als Männer.
Frauen werden misshandelt und haben sicherlich weniger Zugänge zu Infrastrukturen,
die Frauen für ihre Gesundheit benötigen. Es wäre also ein großer Fortschritt, wenn
die Konfliktparteien die Rechte der Frauen in den syrischen Gefängnissen gewährleisten
würden. Das würde zumindest bedeuten, dass die Würde der Menschen geachtet wird.“
Die
Medien berichten aktuell verstärkt von jungen Islamistinnen im Bürgerkrieg; aus Deutschland
beispielsweise sollen nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau mindestens zwei
Dutzend Frauen als Dschihadistinnen nach Syrien gereist sein. Kodmani dazu:
„Die
Regierung unternimmt alles, damit die Stimme der demokratischen Bewegungen Syriens
nicht wahrgenommen wird. Sie präsentieren die Opposition gerne als ein Haufen von
Fundamentalisten und Anti-Demokraten. Doch zur Zivilgesellschaft gehören Frauen, Kinder
und Jugendliche, die nur eines wollen: den Respekt der Menschenwürde. Wir hoffen,
dass die internationale Staatengemeinschaft uns wahrnimmt und unser Anliegen fördert.“