2014-02-03 14:58:56

Syrien: So sehen Frauen den Konflikt


Die Syrienkonferenz in Genf wurde nach der ersten Verhandlungsrunde erst einmal ergebnislos vertagt, am 10. Februar soll es weiter gehen, sofern die syrische Regierung diesen Termin bestätigt. Beobachter halten jedoch fest, dass es schon viel ist, dass die Gespräche nicht abgebrochen wurden – immerhin waren seit drei Jahren Krieg beide Parteien erstmals an einem Tisch. Die Fronten sind immer noch verhärtet: Die Regierungsdelegation schließt einen Rücktritt von Präsident Assad weiterhin kategorisch aus, die Opposition beharrt hingegen auf ihrer Forderung nach der möglichst schnellen Bildung einer Übergangsregierung ohne Assad.
Während der Verhandlungen in Genf meldeten sich auch Syrerinnen mit ihren eigenen Forderungen zu Wort. Sie protestierten in der vergangenen Woche vor dem Uno-Hauptquartier in Genf, um der syrischen Zivilgesellschaft ein Gesicht zu geben und an die Lage der Frauen zu erinnern, die unter den großen Verlierern des Konflikts sind. Radio Vatikan hat mit Basma Kodmani gesprochen, der Koordinatorin des „Netzwerkes syrischer Frauen“.

Wir haben vor allem demonstriert, um zu zeigen, dass es eine sehr große demokratische Bewegung in Syrien gibt, die aber leider nicht gehört wird. Es handelt sich um eine Bewegung, die aus Syrien selber hinaus gehen muss, weil wir im Land nicht wahrgenommen werden. Was wir wollen, ist die Befreiung der Bevölkerung und die Einführung eines wahren demokratischen Systems. Was die Vernetzung der syrischen Frauen betrifft, so kümmert sie sich derzeit vorwiegend um die Freilassung von Gefangenen des Regimes. Das ist ein sehr spezifisches Anliegen der syrischen Frauen.“

Kodmani geht davon aus, dass es in etwa 7.000 syrische Frauen in den Gefängnissen gibt. Ihre Situation sei aller Wahrscheinlichkeit nach wesentlich schlechter als die männlicher Häftlinge, allerdings gebe es dazu nicht viele Informationen:

„Was wir wissen ist, dass Frauen in den syrischen Gefängnissen wohl mehr Nachteile haben als Männer. Frauen werden misshandelt und haben sicherlich weniger Zugänge zu Infrastrukturen, die Frauen für ihre Gesundheit benötigen. Es wäre also ein großer Fortschritt, wenn die Konfliktparteien die Rechte der Frauen in den syrischen Gefängnissen gewährleisten würden. Das würde zumindest bedeuten, dass die Würde der Menschen geachtet wird.“

Die Medien berichten aktuell verstärkt von jungen Islamistinnen im Bürgerkrieg; aus Deutschland beispielsweise sollen nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau mindestens zwei Dutzend Frauen als Dschihadistinnen nach Syrien gereist sein. Kodmani dazu:

„Die Regierung unternimmt alles, damit die Stimme der demokratischen Bewegungen Syriens nicht wahrgenommen wird. Sie präsentieren die Opposition gerne als ein Haufen von Fundamentalisten und Anti-Demokraten. Doch zur Zivilgesellschaft gehören Frauen, Kinder und Jugendliche, die nur eines wollen: den Respekt der Menschenwürde. Wir hoffen, dass die internationale Staatengemeinschaft uns wahrnimmt und unser Anliegen fördert.“

(rv/nzz/fr-online 03.02.2014 sta/mg)









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