Papstbesuch im Heiligen Land: Hoffnung und Befürchtung
Vor zu hohen unmittelbaren Erwartungen an den Besuch von Papst Franziskus im Heiligen
Land hat der Jerusalemer Weihbischof William Schomali gewarnt. Der für Ende Mai geplante
Besuch sei der wichtigste Besuch des Pontifikats und werde Früchte tragen, „aber wir
dürfen sie nicht sofort am nächsten Tag erwarten", sagte der Palästinenser unter Verweis
auf Ereignisse wie die Konzilserklärung „Nostra Aetate" oder des Treffens von Papst
Paul VI. und Patriarch Athenagoras, deren Früchte erst nach Jahren sichtbar geworden
seien. Schomali sprach am Sonntagabend im Rahmen einer jüdisch-christlichen Podiumsdiskussion
zum Papstbesuch im Heiligen Land. Die Veranstaltung im Rahmen der Uno-„Woche der interreligiösen
Harmonie" wurde organisiert vom „Elijah Interfaith Institute".
Bei der Reise
ins Heilige Land handle es sich nach dem noch unter seinem Vorgänger Papst Benedikt
XVI. geplanten Brasilienbesuch um die erste Auslandsreise von Papst Franziskus, betonte
Schomali. Dies zeige die Bedeutung des Besuchs. Persönlich erhoffe er sich vom Papstbesuch
konkrete Gesten zur Einigung auf einen gemeinsamen Ostertermin der Ost- und Westkirchen
sowie einen Anstoß für den „dringend nötigen" interreligiösen Dialog. Im Heiligen
Land sei insbesondere der jüdisch-muslimische Dialog sehr schwach, auch der christlich-muslimische
Dialog sei in vielen südlichen Ländern „antagonistisch".
Papstbesuch
zu kurz
Kritisch gegenüber dem ungenutzten Potential des Papstbesuchs
äußerte sich Rabbiner David Rosen, Beauftragter des Israelischen Oberrabbinats für
interreligiöse Beziehungen. Papst Franziskus könnte „so viel tun", stattdessen sei
der Besuch „ohne interreligiöse Interaktion" und „so kurz und mit so wenig Inhalt
wie nur möglich" angelegt. „Ein gutes Foto, der Papst, ein Rabbiner und ein Mufti
Hand in Hand, könnte den Unterschied machen, aber das werden wir nicht bekommen, weil
sie nicht zusammentreffen werden", so Rosen. Gleichzeitig äußerte er die Hoffnung,
Papst Franziskus‘ Besuch werde eine „inspirierende spirituelle Unterstützung für Frieden
und Versöhnung" im Heiligen Land sein.