Annette Schavan geht als Botschafterin an den Vatikan
Die ehemalige Bundesbildungsministerin
Annette Schavan wechselt als Botschafterin in den Vatikan. Das Büro Schavans bestätigte
am Montag auf ihrer Web-Site einen entsprechenden Bericht der Süddeutschen Zeitung.
Schavan werde mit dem Ausscheiden des bisherigen Botschafters Reinhard Schweppe nach
Rom gehen. Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte ebenfalls am Montag, dass entsprechende
Pläne schon bei den Koalitionsverhandlungen besprochen worden seien. Das Auswärtige
Amt teilte mit, dass man noch ganz am Anfang des Ernennungs-Prozesses sei. Die 58-Jährige
ist katholische Theologin und war 14 Jahre lang bis 2012 stellvertretende Bundesvorsitzende
der CDU.
Der amtierende Boschafter Reinhard Schweppe vollendet im April sein
65. Lebensjahr und wird daher im Sommer sein Amt abgeben. Schweppe war 2011 nach Rom
gekommen. Einige Hintergründe zum Dienst des Botschafters:
Insgesamt hat die
Bundesrepublik Deutschland drei diplomatische Vertretungen in Rom, eine bei der Republik
Italien, eine bei der UNO-Welternährungsorganisation FAO und eine beim Heiligen Stuhl.
Seit der Wiederaufnahme der Beziehungen 1954 stellt also Deutschland einen Botschafter,
der ausschließlich die Beziehungen zur Weltkirche pflegt. Gemeinhin wird die Stelle
als „Vatikan-Botschafter“ bezeichnet, was nicht ganz korrekt ist, denn die diplomatischen
Beziehungen bestehen nicht mit dem Territorialstaat Vatikanstadt, sondern mit dem
Oberhaupt der Katholischen Kirche und daher mit dem „Heiligen Stuhl“.
Weil
es im Vatikan selten um politisch konkrete Entscheidungen geht, sind die Themen, denen
sich der Botschafter widmet, eher grundsätzlicher Natur; es geht um Werte, um Europa,
um Frieden und um die Zusammenarbeit unter den Staaten. Zuletzt war die Syrieninitiative
von Papst Franziskus mit seinen zehn Punkten vieldebattierter Gegenstand unter den
akkreditierten Diplomaten.
Die Botschaft selber gibt das persönliche Gespräch
mit den Verantwortlichen als wichtige Arbeitsweise an; so wichtig allgemeine Informationen
sind, so bedeutsam ist der persönliche Austausch, um im Fall der Fälle auch Unstimmigkeiten
ausräumen zu können.
Ernennungen nimmt der Bundespräsident auf Vorschlag des
Bundeskabinetts vor. Wie im internationalen diplomatischen Dienst üblich, wird der
Vatikan aber zuvor um sein Einverständnis gebeten.
Frauen als Botschafter beim
Heiligen Stuhl sind keine Seltenheit. Laut dem aktuellen päpstlichen Jahrbuch – Ausgabe
2013 - haben derzeit folgende Staaten weibliche Botschafter am Heiligen Stuhl akkreditiert:
Bosnien-Herzegowina, Vereinigte Arabische Emirate, Philippinen, Gambia, Georgien,
Ghana, Jordanien, Guinea Bissau, Indien, Island, Litauen, Malaysia, Niger, Panama,
Polen, Seychellen, Slowenien, Schweden, Trinidad und Tobago, Ukraine und die Kommission
der Europäischen Union.
Von den Ländern deutscher Sprache hat neben der Bundesrepublik
Deutschland auch die Republik Österreich einen residierenden Botschafter beim Heiligen
Stuhl. Die Schweiz ist durch einen nichtresidierenden Botschafter akkreditiert. Insgesamt
unterhält der Heilige Stuhl diplomatische Beziehungen mit rund 180 Staaten.