2014-01-25 12:03:52

Unser Buchtipp: Während die Welt schlief


Papst Franziskus wird Ende Mai im Heiligen Land auch die besetzten Palästinensergebiete besuchen. Dort spielt die Geschichte, die das Buch „Während die Welt schlief“ von Susan Abulhawa erzählt. Eine Besprechung von Anne Preckel.

RealAudioMP3 Als 1948 die Zionisten den Staat Israel ausrufen, bricht für Familie Abulhija die Welt zusammen. Sie wird aus dem Dorf Ein Hod vertrieben und muss alles zurücklassen. Der kleine Ismael wird von einem israelischen Soldaten entführt und bleibt für Jahre verschollen. Seine Schwester Amal wird im Flüchtlingslager Jenin im Westjordanland geboren und wird die Heimat ihrer Eltern und Großeltern niemals wiedersehen. Gewalt, Krieg, schreckliche Verluste und Entbehrungen werden ihr zu ständigen Begleitern.

Susan Abulhawa erzählt in ihrem autobiographisch inspirierten Roman die Geschichte einer palästinensischen Familie über vier Generationen. Sie erzählt vom entbehrungsreichen Alltag im Flüchtlingslager, von einer geraubten Kindheit und der kruden Gewalt des Krieges, aber auch von Liebe, Freundschaft und Momenten des Glücks: Etwa wenn „Jiddu“ Großvater Yahya heimlich Obst aus seinem ehemaligen Garten klaut und das Flüchtlingslager in Euphorie versetzt. Oder wenn „Baba“ Hasan, Amals Vater, seiner Tochter auf der staubigen Türschwelle arabische Gedichte vorliest. Hasan hat als Kind eine jüdische Familie vor der Wut der Araber in Ostjerusalem gerettet. Und es ist derselbe Hasan, der aus dem Krieg irgendwann nicht mehr zurückkommt. Wie eng aber das Schicksal ihrer Familie mit Israel tatsächlich verwoben ist, wird Amal erst verstehen, als ihr verloren geglaubter Bruder wieder vor ihr steht: Ismael, der jetzt den jüdischen Namen David trägt, wird ihr helfen, die Scherben der eigenen Familiengeschichte wieder zusammenzusetzen.

„Während die Welt schlief“ ist ein Buch über die Abgründe des Krieges, doch auch über die Hoffnung auf Versöhnung. Glaubwürdig und sehr menschlich schildert die Autorin, wie Krieg, Verlust und Entwurzelung Menschen prägen und verändern. Die Folgen der Besetzung werden schonungslos beschrieben. Doch auch die Schrecken der Shoah und die Opfer des palästinensischen Widerstandes haben im Roman ihren Platz. Ohne Anklage und Rechtfertigung gibt Abulhawa auf diese Weise Einblick in das Schicksal zweier Völker, die bis heute keinen Frieden gefunden haben.

Ein lesenswerter Roman, der die Hintergründe des Konfliktes ein wenig besser verstehen lässt.

Zur Autorin
Susan Abulhawa wuchs als Kind palästinensischer Flüchtlinge in Kuwait, Jordanien und Jerusalem auf und engagiert sich heute vor allem für die Rechte der palästinensischen Flüchtlingskinder. So gründete sie die Initiative „Playgrounds for Palestine“, die Spielplätze in den besetzten palästinensischen Gebieten und im Libanon baut. „Während die Welt schlief“ erschien unter dem Originaltitel „The Scar of David“ und wurde bis heute in 20 Sprachen übersetzt.

Zum Mitschreiben: Während die Welt schlief von Susan Abulhawa, Diana Verlag, ca. 9,00 Euro.

(rv 24.01.2013 pr)







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