Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa will seine deutschen Mitbrüder für ein gemeinsames
Engagement zur Rettung der insolventen Verlagsgruppe Weltbild gewinnen. In einem Schreiben
an alle deutschen Diözesanbischöfe, das der Katholischen Nachrichten-Agentur vorliegt,
erklärt sich Zdarsa für sein Bistum bereit, auf dringenden Wunsch des Insolvenzverwalters
Arndt Geiwitz kurzfristig einen Massekredit über 15 Millionen Euro vorzustrecken.
Damit könnten Lieferanten weiter bezahlt und so eine Fortführung des Geschäfts bis
auf weiteres ermöglicht werden. Bisher hatte es von den kirchlichen Eigentümern lediglich
geheißen, man wolle helfen, soziale Härten für die von Arbeitslosigkeit betroffenen
Mitarbeiter abzufedern. Dafür war ein ursprünglich als Kapitalspritze zur Sanierung
von Weltbild zugesagter Betrag von 65 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden.
Der
Bischof knüpft seine Soforthilfe an zwei Bedingungen: Bei Abschluss des Insolvenzverfahrens
müsse Augsburg von den übrigen Bistümern einen Ausgleich erhalten. Außerdem müssten
die anderen Bischöfe diesem Weg „spätestens“ beim Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz
am kommenden Montag in Würzburg verbindlich zustimmen. Der Vorschlag sei mit dem Sekretär
der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, und dem Weltbild-Aufsichtsratschef,
dem Münchner Generalvikar Peter Beer, abgestimmt.
Die Sache dulde keinen Aufschub,
heißt es in dem Brief mit dem Datum 23. Januar. „Es steht zu erwarten, dass der „Fall
Weltbild“' ohne flexibles und solidarisches Verhalten der Kirche an öffentlicher Brisanz
weiter zunimmt.“« Es sei ihm als Bischof von Augsburg ein Anliegen, „höchstmöglich
dazu beizutragen, das entstandene Bild der Kirche in der öffentlichen Wahrnehmung
nicht weiter Schaden nehmen zu lassen“.
Zerschlagung von Weltbild vermeiden
Der
Insolvenzverwalter wolle eine Zerschlagung von Weltbild vermeiden, so Zdarsa. Darauf
richte sich „naturgemäß“ nicht nur das Bestreben der Mitarbeiter, dies läge auch im
Interesse der Kirche. Um aber diese Perspektive überhaupt zu eröffnen, benötige das
Unternehmen unmittelbar Liquidität. Von den Banken könne Weltbild derzeit mangels
Sicherheiten keinen Kredit bekommen. Deshalb habe Geiwitz die Gesellschafter des Unternehmens
kurzfristig um Bereitstellung von Liquidität in Höhe von 15 Millionen Euro gebeten.
Nach
einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ vom Freitag ist auch das Erzbistum München-Freising
zu einer kurzfristigen Kapitalmaßnahme bereit. Mit einem Kredit über 20 Millionen
Euro solle die von Weltbild und Hugendubel gemeinsam betriebene Buchhandelskette DBH
gestützt werden, um dort eine Anschlussinsolvenz zu vermeiden. Davon wären neben den
mehr als 2.000 Beschäftigten am Weltbild-Stammsitz in Augsburg weitere 3.100 Mitarbeiter
betroffen.