2014-01-22 10:06:24

Nuntius in Damaskus: Syrien hofft auf Neubeginn


RealAudioMP3 Der Vatikan nimmt mit einer Delegation an der internationalen Syrien-Friedenskonferenz im schweizerischen Montreux teil. Der Heilige Stuhl sei eingeladen worden, sich an den Gesprächen zu beteiligen, erklärte am Dienstag Vatikansprecher Federico Lombardi. Der Vatikan werde von seinem UNO-Gesandten, Erzbischof Silvano Tomasi, sowie von Alberto Ortega Marti aus dem Staatssekretariat vertreten.

Für Syrien ist die Zeit gekommen für einen Neubeginn. Das sagt der Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, zum Start der Friedensgespräche „Genf 2“. Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärt Zenari, dass alle Syrer drei Jahre nach Beginn des Konflikts den jetzigen Dialog in der Schweiz mit Hoffnung und Zuversicht betrachten.

„Bereits die Tatsache, dass es zu diesem Gespräch in Genf gekommen ist, ist beachtlich. Wir alle wissen genau, dass es noch viele große Hindernisse gibt. In den vergangenen drei Jahren sprachen nur die Bomben und die Maschinengewehre. Wie oft mussten meine Ohren hier in Damaskus den Knall der Bomben mitanhören! Was wir also zuerst erwarten, ist das Ende der Kanonenschüsse. Das sollte meiner Meinung nach das erste Resultat dieser Konferenz sein.“

„Als ob ihr am Krankenbett Syriens stündet“

An den Gesprächen nimmt der Iran nicht teil. Bis zuletzt hatten viele Gesprächspartner darauf gehofft, dass das persische Land mitmachen würde. Doch auf US-Druck musste die UNO ihre Einladung an Teheran wieder zurückziehen. Dazu Nuntius Zenari:

„Ideal wäre, wenn alle Länder dieser Region sich an dem Gesprächstisch setzen. Denn alle tragen in gewisser Weise für das syrische Drama Verantwortung. Soviel ich weiß, konnten sie sich aber nicht auf eine gemeinsame Diskussion einigen. Dabei ist nicht klar, warum die Iraner nicht teilnehmen dürfen. Gesprächsleiter Lakhdar Brahimi erklärte zu Beginn der Konferenz, dass es nicht klar sei, wie lange die Gespräche überhaupt dauern werden. Ich kann mir also durchaus vorstellen, dass auch der Iran irgendwann dazustoßen wird.“

Erzbischof Zenari richtet einen Appell an die Teilnehmer der Gespräche, die in der Ortschaft Montreux bei Genf stattfinden:

„Ihr solltet vor allen Dingen an das Schicksal Syriens und erst in zweiter Linie an den Gesprächstisch denken. Also so, als ob ihr am Krankenbett eures geliebten Mutterlandes stündet. Wer seine eigene Mutter liebt – und wahre Söhne und Töchter tun das – versucht alles, damit die eigene Mutter wieder gesund wird. So sollten die Teilnehmer der Friedensgespräche denken!“

Die Menschen in Syrien seien am Ende ihrer Kräfte, so Erzbischof Zenari.

„Neben den Toten und der Gewalt muss auch gesagt werden, dass die Wirtschaft am Boden liegt. Das macht einen Wiederaufbau natürlich noch schwieriger. Wer Geld hatte, ist längst geflohen. Es gibt viele Syrer, die nicht unbedingt an ,Genf1´ und ,Genf2´ interessiert sind, sondern vor allem gerne konkrete Schritte hätten, damit sie wieder arbeiten können. Wer Hunger leidet, denkt zuerst daran, wie er denn satt werden könnte. Wir müssen auch an diese Menschen denken, auch wenn sie bei den Gesprächen in der Schweiz gar nicht vertreten sind.“

(rv 22.01.2014 mg)







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