Der Vatikan nimmt
mit einer Delegation an der internationalen Syrien-Friedenskonferenz im schweizerischen
Montreux teil. Der Heilige Stuhl sei eingeladen worden, sich an den Gesprächen zu
beteiligen, erklärte am Dienstag Vatikansprecher Federico Lombardi. Der Vatikan werde
von seinem UNO-Gesandten, Erzbischof Silvano Tomasi, sowie von Alberto Ortega Marti
aus dem Staatssekretariat vertreten.
Für Syrien ist die Zeit gekommen für einen
Neubeginn. Das sagt der Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, zum Start der
Friedensgespräche „Genf 2“. Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärt Zenari, dass alle
Syrer drei Jahre nach Beginn des Konflikts den jetzigen Dialog in der Schweiz mit
Hoffnung und Zuversicht betrachten.
„Bereits die Tatsache, dass es zu diesem
Gespräch in Genf gekommen ist, ist beachtlich. Wir alle wissen genau, dass es noch
viele große Hindernisse gibt. In den vergangenen drei Jahren sprachen nur die Bomben
und die Maschinengewehre. Wie oft mussten meine Ohren hier in Damaskus den Knall
der Bomben mitanhören! Was wir also zuerst erwarten, ist das Ende der Kanonenschüsse.
Das sollte meiner Meinung nach das erste Resultat dieser Konferenz sein.“
„Als
ob ihr am Krankenbett Syriens stündet“
An den Gesprächen nimmt der
Iran nicht teil. Bis zuletzt hatten viele Gesprächspartner darauf gehofft, dass das
persische Land mitmachen würde. Doch auf US-Druck musste die UNO ihre Einladung an
Teheran wieder zurückziehen. Dazu Nuntius Zenari:
„Ideal wäre, wenn alle
Länder dieser Region sich an dem Gesprächstisch setzen. Denn alle tragen in gewisser
Weise für das syrische Drama Verantwortung. Soviel ich weiß, konnten sie sich aber
nicht auf eine gemeinsame Diskussion einigen. Dabei ist nicht klar, warum die Iraner
nicht teilnehmen dürfen. Gesprächsleiter Lakhdar Brahimi erklärte zu Beginn der Konferenz,
dass es nicht klar sei, wie lange die Gespräche überhaupt dauern werden. Ich kann
mir also durchaus vorstellen, dass auch der Iran irgendwann dazustoßen wird.“
Erzbischof
Zenari richtet einen Appell an die Teilnehmer der Gespräche, die in der Ortschaft
Montreux bei Genf stattfinden:
„Ihr solltet vor allen Dingen an das Schicksal
Syriens und erst in zweiter Linie an den Gesprächstisch denken. Also so, als ob ihr
am Krankenbett eures geliebten Mutterlandes stündet. Wer seine eigene Mutter liebt
– und wahre Söhne und Töchter tun das – versucht alles, damit die eigene Mutter wieder
gesund wird. So sollten die Teilnehmer der Friedensgespräche denken!“
Die
Menschen in Syrien seien am Ende ihrer Kräfte, so Erzbischof Zenari.
„Neben
den Toten und der Gewalt muss auch gesagt werden, dass die Wirtschaft am Boden liegt.
Das macht einen Wiederaufbau natürlich noch schwieriger. Wer Geld hatte, ist längst
geflohen. Es gibt viele Syrer, die nicht unbedingt an ,Genf1´ und ,Genf2´ interessiert
sind, sondern vor allem gerne konkrete Schritte hätten, damit sie wieder arbeiten
können. Wer Hunger leidet, denkt zuerst daran, wie er denn satt werden könnte. Wir
müssen auch an diese Menschen denken, auch wenn sie bei den Gesprächen in der Schweiz
gar nicht vertreten sind.“