2014-01-21 13:38:04

Österreich: „Bischöfe bisher zu zaghaft in Rom aufgetreten“


RealAudioMP3 Kardinal Christoph Schönborn hat im Gespräch mit dem Publizisten Peter Huemer am Sonntag im Wiener Stadttheater Walfischgasse keine Themen gescheut: Er sprach über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, über das IOR, das Geldinstitut des Vatikans, und auch sein Statement zur Kirchenreformdebatte ließ aufhorchen: Angesichts des päpstlichen Anliegens einer „Dezentralisierung“ der Kirche und einer Stärkung der ortskirchlichen Eigenverantwortung sei er und seien auch andere Bischöfe bislang zu zaghaft in Rom aufgetreten, so Schönborn: „Wir haben uns sicher zu wenig getraut, auch zu sagen, was unsere Situation erfordert und wie wir die Dinge sehen“.


Deutliche Worte fand Kardinal Schönborn auch in Bezug auf den Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch in den eigenen Reihen. Auch wenn die Berichterstattung teilweise „extrem einseitig“ gewesen sei, bleibe dieses „Zerrbild doch immer noch ein Bild“, das in Teilen der Wahrheit entspreche.


„Eines ist für mich sicher. Ich habe Missbrauchsopfer erlebt und auch seelsorglich schon begleitet. Es ist so schlimm. Vor allem, wenn es mit einer religiösen Komponente verbunden ist. Wenn jetzt herausgekommen ist, dass an die 400 Priester des Amtes enthoben worden sind in den letzten Jahren durch Papst Benedikt – ich wusste das nicht –, dann ist das absolut berechtigt und notwendig. Jemand, der sexuellen Missbrauch noch dazu mit religiöser Angst, mit religiösem Terror verbindet, der hat in diesem Amt nichts verloren.“


Zu seiner Berufung in die Kardinalskommission zur Aufsicht über die „Vatikanbank“ IOR in der vergangenen Woche erklärte Schönborn, er habe sich gleichermaßen „gewundert und gefreut über dieses Vertrauen“, welches der Papst in ihn setze. Zugleich bemühte sich Schönborn mit Blick auf das IOR, „einige Mythen richtig zu stellen“:


„Das Bilanzvolumen der Vatikanbank liegt bei 5,5 Milliarden. Das ist – gestatten Sie mir das Wort – eine „Pimperl-Bank“. Das Problem ist deshalb so medieninteressant, weil es die Vatikanbank ist – und man muss auch sagen, weil sie eifrig für ihren schlechten Ruf gesorgt hat.“


Zugleich betonte der Wiener Kardinal, Benedikt XVI. habe „entscheidende Schritte zur Reform“ der Bank unternommen, diese Arbeit laufe „seriös und erfolgreich“ weiter.


Ad limina Besuch beim Papst


„Tacheles“ reden können die österreichischen Bischöfe ab kommender Woche auch mit Papst Franziskus: Denn dann sind sie zu ihrem „Ad limina“-Besuch im Vatikan. Im Gepäck dabei u.a. eine Auswertung des vatikanischen Fragebogens zur Lebenswirklichkeit der Menschen in Österreich mit Blick auf Ehe und Familie.

(kap 21.01.2014 sta)








All the contents on this site are copyrighted ©.